Steinen im Aeußern gar nicht, im Jnnern schlecht. Auch sind solche Mauern (wenn sie nicht sehr dick sind) im Sommer heiß, im Winter kalt, folglich für die Gesundheit von Menschen und Thieren nicht vortheilhaft.
Aus diesen Gründen ist es nothwendig, Ställe und Wohn- gebäude welche man aus solchem Material erbauen will, auf den in- neren Flächen mit einem anderen Material zu bekleiden, welches die Feuchtigkeit nicht anzieht (nicht schwitzt, wie man es nennt). Hierzu eignen sich gebrannte Mauersteine am besten.
Außer zu Mauern, verbraucht man die unregelmäßigen Steine auch zu Pflasterungen, ja diejenigen welche schieferartig brechen, selbst zu Gewölben aller Art, wie wir bereits erwähnten.
Die behauenen Steine verwendet man jetzt wenig zu ganzen Mauern, wohl aber zu Platten, um wenigstens die unteren Theile der äußern Mauern damit zu bekleiden, ferner zu allen Arten von Thür- und Fenstereinfassungen, Gesimsen, Bedeckung einzelner Mauerstellen, so wie zu Steinfliesen, Wasserröhren, Feldbrücken etc.
Wir haben noch der sogenannten Schnittsteine zu erwähnen, welche mit einer eisernen oder kupfernen Säge geschnitten werden. Das Zersägen kann, wo man es braucht, sowohl für loses als ganz festes Gestein angewendet werden. Jedoch pflegt man durch die Säge dem Steine nur irgend eine rechtwinklige Form zu geben. Soll er außerdem eine mehr zusammengesetzte Form annehmen, so wird er alsdann besonders bearbeitet. Mit dergleichen Schnittsteinen führt man die künstlichsten Gewölbe etc. auf.
Auch dreht man große Steinstücken wie auf einer Drehbank ab, welches Verfahren namentlich bei runden gleichmäßigen Formen, wie bei Säulenschäften und dergleichen seine Anwendung findet.
§. 7. Lehm und fette Erden.
Der Lehm ist eines der wohlfeilsten, wichtigsten und in nicht sehr gebirgigen Gegenden überall sich vorfindendes Baumaterial. Haupt- sächlich verfertigt man daraus künstlich geformte Lehmsteine, welche an der Luft getrocknet oder auch in Formen gerammt werden; oder man stampft zwischen Bretterformen ganze Mauern von Lehm, wie wir weiter unten bei dem Mauerwerk sehen werden; ferner bereitet man aus Lehm und Thon gebrannte Steine aller Art und Form, wie weiter unten bei den Mauern und Dächern gezeigt wird. Außer die- sem Gebrauch wird Lehm und Thon nur zu Ausfüllungen zwischen
Steinen im Aeußern gar nicht, im Jnnern ſchlecht. Auch ſind ſolche Mauern (wenn ſie nicht ſehr dick ſind) im Sommer heiß, im Winter kalt, folglich für die Geſundheit von Menſchen und Thieren nicht vortheilhaft.
Aus dieſen Gründen iſt es nothwendig, Ställe und Wohn- gebäude welche man aus ſolchem Material erbauen will, auf den in- neren Flächen mit einem anderen Material zu bekleiden, welches die Feuchtigkeit nicht anzieht (nicht ſchwitzt, wie man es nennt). Hierzu eignen ſich gebrannte Mauerſteine am beſten.
Außer zu Mauern, verbraucht man die unregelmäßigen Steine auch zu Pflaſterungen, ja diejenigen welche ſchieferartig brechen, ſelbſt zu Gewölben aller Art, wie wir bereits erwähnten.
Die behauenen Steine verwendet man jetzt wenig zu ganzen Mauern, wohl aber zu Platten, um wenigſtens die unteren Theile der äußern Mauern damit zu bekleiden, ferner zu allen Arten von Thür- und Fenſtereinfaſſungen, Geſimſen, Bedeckung einzelner Mauerſtellen, ſo wie zu Steinflieſen, Waſſerröhren, Feldbrücken ꝛc.
Wir haben noch der ſogenannten Schnittſteine zu erwähnen, welche mit einer eiſernen oder kupfernen Säge geſchnitten werden. Das Zerſägen kann, wo man es braucht, ſowohl für loſes als ganz feſtes Geſtein angewendet werden. Jedoch pflegt man durch die Säge dem Steine nur irgend eine rechtwinklige Form zu geben. Soll er außerdem eine mehr zuſammengeſetzte Form annehmen, ſo wird er alsdann beſonders bearbeitet. Mit dergleichen Schnittſteinen führt man die künſtlichſten Gewölbe ꝛc. auf.
Auch dreht man große Steinſtücken wie auf einer Drehbank ab, welches Verfahren namentlich bei runden gleichmäßigen Formen, wie bei Säulenſchäften und dergleichen ſeine Anwendung findet.
§. 7. Lehm und fette Erden.
Der Lehm iſt eines der wohlfeilſten, wichtigſten und in nicht ſehr gebirgigen Gegenden überall ſich vorfindendes Baumaterial. Haupt- ſächlich verfertigt man daraus künſtlich geformte Lehmſteine, welche an der Luft getrocknet oder auch in Formen gerammt werden; oder man ſtampft zwiſchen Bretterformen ganze Mauern von Lehm, wie wir weiter unten bei dem Mauerwerk ſehen werden; ferner bereitet man aus Lehm und Thon gebrannte Steine aller Art und Form, wie weiter unten bei den Mauern und Dächern gezeigt wird. Außer die- ſem Gebrauch wird Lehm und Thon nur zu Ausfüllungen zwiſchen
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Steinen im Aeußern gar nicht, im Jnnern ſchlecht. Auch ſind
ſolche Mauern (wenn ſie nicht ſehr dick ſind) im Sommer heiß, im
Winter kalt, folglich für die Geſundheit von Menſchen und Thieren
nicht vortheilhaft.
Aus dieſen Gründen iſt es nothwendig, Ställe und Wohn-
gebäude welche man aus ſolchem Material erbauen will, auf den in-
neren Flächen mit einem anderen Material zu bekleiden, welches die
Feuchtigkeit nicht anzieht (nicht ſchwitzt, wie man es nennt). Hierzu
eignen ſich gebrannte Mauerſteine am beſten.
Außer zu Mauern, verbraucht man die unregelmäßigen Steine
auch zu Pflaſterungen, ja diejenigen welche ſchieferartig brechen, ſelbſt
zu Gewölben aller Art, wie wir bereits erwähnten.
Die behauenen Steine verwendet man jetzt wenig zu ganzen
Mauern, wohl aber zu Platten, um wenigſtens die unteren Theile der
äußern Mauern damit zu bekleiden, ferner zu allen Arten von Thür-
und Fenſtereinfaſſungen, Geſimſen, Bedeckung einzelner Mauerſtellen,
ſo wie zu Steinflieſen, Waſſerröhren, Feldbrücken ꝛc.
Wir haben noch der ſogenannten Schnittſteine zu erwähnen,
welche mit einer eiſernen oder kupfernen Säge geſchnitten werden.
Das Zerſägen kann, wo man es braucht, ſowohl für loſes als ganz
feſtes Geſtein angewendet werden. Jedoch pflegt man durch die Säge
dem Steine nur irgend eine rechtwinklige Form zu geben. Soll er
außerdem eine mehr zuſammengeſetzte Form annehmen, ſo wird er
alsdann beſonders bearbeitet. Mit dergleichen Schnittſteinen führt
man die künſtlichſten Gewölbe ꝛc. auf.
Auch dreht man große Steinſtücken wie auf einer Drehbank
ab, welches Verfahren namentlich bei runden gleichmäßigen Formen,
wie bei Säulenſchäften und dergleichen ſeine Anwendung findet.
§. 7. Lehm und fette Erden.
Der Lehm iſt eines der wohlfeilſten, wichtigſten und in nicht
ſehr gebirgigen Gegenden überall ſich vorfindendes Baumaterial. Haupt-
ſächlich verfertigt man daraus künſtlich geformte Lehmſteine, welche
an der Luft getrocknet oder auch in Formen gerammt werden; oder
man ſtampft zwiſchen Bretterformen ganze Mauern von Lehm, wie
wir weiter unten bei dem Mauerwerk ſehen werden; ferner bereitet
man aus Lehm und Thon gebrannte Steine aller Art und Form, wie
weiter unten bei den Mauern und Dächern gezeigt wird. Außer die-
ſem Gebrauch wird Lehm und Thon nur zu Ausfüllungen zwiſchen
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/25>, abgerufen am 28.07.2024.
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