steine mittlerer Größe, besonders wenn sie geschlagen oder gesprengt sind, verwendet man mit größtem Nutzen zu allen Arten von Grund- bauten, da hierzu auch alle diejenigen Steinsorten anwendbar sind, welche, über der Erde angewendet, leicht verwittern.
Es ist hierbei nur folgendes zu merken: schwache Mauern von 11/2 bis 2 Fuß Stärke lassen sich, besonders wenn sie höher als 4--5 Fuß werden, nur schlecht von unregelmäßigen Bruchsteinen aufführen, da sie erstens einen unzulänglichen Verband haben und auch das gewöhnlich vorkommende Steinmaaß von 1 bis 11/4 Fuß Größe nicht gut in schwache Mauermaaße paßt. Kann man also die Mauermaaße nicht stärker machen, oder zieht man nicht in diesem Falle Bruchsteine wegen ihrer ganz besonderen Wohlfeilheit vor, so wird es unter diesen Umständen immer gerathener sein, schwache Mauern von gebrannten Ziegelsteinen aufzuführen.
Besonders gilt dies von Kellermauern, wo viele Vorsprünge und einzeln stehende Pfeiler vorkommen.
Auch Mauern über der Erde werden in solchen Gegenden, wo die natürlichen Steine häufig sind, vielfach damit aufgeführt. Bei Gebäuden jedoch welche, wie z. B. Kirchen, für späte Zeiten erhalten werden sollen, ist es sehr wichtig auch nur solche Steine zu verwen- den, welche an der freien Luft nicht verwittern. Deshalb pflegt man in solchen Fällen den sogenannten Kern des Gebäudes von schlechte- rem Material (wenn kein andres zu haben ist) aufzuführen, die äu- ßeren Flächen aber mit vorzüglichem Gestein zu bekleiden, wenigstens findet man dies empfehlenswerthe Verfahren im Alterthume sehr häufig angewendet. So z. B. waren die kleineren ägyptischen Pyramiden, deren Kern aus Lehmsteinen bestand, mit Granit außerhalb bekleidet.
Das Mittelalter war hierin weniger sorgsam, und die schönsten Kirchen dieser Zeit vergehen nur aus der Ursache schneller, weil man dazu im Aeußern oft ein Gestein wählte, welches der Verwitte- rung leicht ausgesetzt ist.
Für solche Gebäude welche nur zu untergeordneten Zwecken die- nen, würde obige Rücksicht natürlich mehr oder weniger wegfallen. Jn Gegenden welche Ueberfluß an gewachsenen Steinen haben, baut man davon auch alle Mauern der Ställe und Wohngebäude.
Es ist hierbei zu merken daß namentlich die festesten Steinarten, wie Granit etc., die unangenehme Eigenschaft besitzen, daß alle Dämpfe, wel- che im Jnnern eines Raumes, wie in Ställen und Wohnhäusern erzeugt werden, sich auf den Steinen niederschlagen und so die Räume feucht und ungesund machen. Ueberdieß hält ein Mauerbewurf auf solchen
ſteine mittlerer Größe, beſonders wenn ſie geſchlagen oder geſprengt ſind, verwendet man mit größtem Nutzen zu allen Arten von Grund- bauten, da hierzu auch alle diejenigen Steinſorten anwendbar ſind, welche, über der Erde angewendet, leicht verwittern.
Es iſt hierbei nur folgendes zu merken: ſchwache Mauern von 1½ bis 2 Fuß Stärke laſſen ſich, beſonders wenn ſie höher als 4—5 Fuß werden, nur ſchlecht von unregelmäßigen Bruchſteinen aufführen, da ſie erſtens einen unzulänglichen Verband haben und auch das gewöhnlich vorkommende Steinmaaß von 1 bis 1¼ Fuß Größe nicht gut in ſchwache Mauermaaße paßt. Kann man alſo die Mauermaaße nicht ſtärker machen, oder zieht man nicht in dieſem Falle Bruchſteine wegen ihrer ganz beſonderen Wohlfeilheit vor, ſo wird es unter dieſen Umſtänden immer gerathener ſein, ſchwache Mauern von gebrannten Ziegelſteinen aufzuführen.
Beſonders gilt dies von Kellermauern, wo viele Vorſprünge und einzeln ſtehende Pfeiler vorkommen.
Auch Mauern über der Erde werden in ſolchen Gegenden, wo die natürlichen Steine häufig ſind, vielfach damit aufgeführt. Bei Gebäuden jedoch welche, wie z. B. Kirchen, für ſpäte Zeiten erhalten werden ſollen, iſt es ſehr wichtig auch nur ſolche Steine zu verwen- den, welche an der freien Luft nicht verwittern. Deshalb pflegt man in ſolchen Fällen den ſogenannten Kern des Gebäudes von ſchlechte- rem Material (wenn kein andres zu haben iſt) aufzuführen, die äu- ßeren Flächen aber mit vorzüglichem Geſtein zu bekleiden, wenigſtens findet man dies empfehlenswerthe Verfahren im Alterthume ſehr häufig angewendet. So z. B. waren die kleineren ägyptiſchen Pyramiden, deren Kern aus Lehmſteinen beſtand, mit Granit außerhalb bekleidet.
Das Mittelalter war hierin weniger ſorgſam, und die ſchönſten Kirchen dieſer Zeit vergehen nur aus der Urſache ſchneller, weil man dazu im Aeußern oft ein Geſtein wählte, welches der Verwitte- rung leicht ausgeſetzt iſt.
Für ſolche Gebäude welche nur zu untergeordneten Zwecken die- nen, würde obige Rückſicht natürlich mehr oder weniger wegfallen. Jn Gegenden welche Ueberfluß an gewachſenen Steinen haben, baut man davon auch alle Mauern der Ställe und Wohngebäude.
Es iſt hierbei zu merken daß namentlich die feſteſten Steinarten, wie Granit ꝛc., die unangenehme Eigenſchaft beſitzen, daß alle Dämpfe, wel- che im Jnnern eines Raumes, wie in Ställen und Wohnhäuſern erzeugt werden, ſich auf den Steinen niederſchlagen und ſo die Räume feucht und ungeſund machen. Ueberdieß hält ein Mauerbewurf auf ſolchen
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bauten, da hierzu auch alle diejenigen Steinſorten anwendbar ſind,
welche, über der Erde angewendet, leicht verwittern.
Es iſt hierbei nur folgendes zu merken: ſchwache Mauern von
1½ bis 2 Fuß Stärke laſſen ſich, beſonders wenn ſie höher als
4—5 Fuß werden, nur ſchlecht von unregelmäßigen Bruchſteinen
aufführen, da ſie erſtens einen unzulänglichen Verband haben und
auch das gewöhnlich vorkommende Steinmaaß von 1 bis 1¼ Fuß
Größe nicht gut in ſchwache Mauermaaße paßt. Kann man alſo die
Mauermaaße nicht ſtärker machen, oder zieht man nicht in dieſem
Falle Bruchſteine wegen ihrer ganz beſonderen Wohlfeilheit vor,
ſo wird es unter dieſen Umſtänden immer gerathener ſein, ſchwache
Mauern von gebrannten Ziegelſteinen aufzuführen.
Beſonders gilt dies von Kellermauern, wo viele Vorſprünge
und einzeln ſtehende Pfeiler vorkommen.
Auch Mauern über der Erde werden in ſolchen Gegenden, wo
die natürlichen Steine häufig ſind, vielfach damit aufgeführt. Bei
Gebäuden jedoch welche, wie z. B. Kirchen, für ſpäte Zeiten erhalten
werden ſollen, iſt es ſehr wichtig auch nur ſolche Steine zu verwen-
den, welche an der freien Luft nicht verwittern. Deshalb pflegt man
in ſolchen Fällen den ſogenannten Kern des Gebäudes von ſchlechte-
rem Material (wenn kein andres zu haben iſt) aufzuführen, die äu-
ßeren Flächen aber mit vorzüglichem Geſtein zu bekleiden, wenigſtens
findet man dies empfehlenswerthe Verfahren im Alterthume ſehr häufig
angewendet. So z. B. waren die kleineren ägyptiſchen Pyramiden,
deren Kern aus Lehmſteinen beſtand, mit Granit außerhalb bekleidet.
Das Mittelalter war hierin weniger ſorgſam, und die ſchönſten
Kirchen dieſer Zeit vergehen nur aus der Urſache ſchneller, weil man
dazu im Aeußern oft ein Geſtein wählte, welches der Verwitte-
rung leicht ausgeſetzt iſt.
Für ſolche Gebäude welche nur zu untergeordneten Zwecken die-
nen, würde obige Rückſicht natürlich mehr oder weniger wegfallen.
Jn Gegenden welche Ueberfluß an gewachſenen Steinen haben, baut
man davon auch alle Mauern der Ställe und Wohngebäude.
Es iſt hierbei zu merken daß namentlich die feſteſten Steinarten,
wie Granit ꝛc., die unangenehme Eigenſchaft beſitzen, daß alle Dämpfe, wel-
che im Jnnern eines Raumes, wie in Ställen und Wohnhäuſern erzeugt
werden, ſich auf den Steinen niederſchlagen und ſo die Räume feucht
und ungeſund machen. Ueberdieß hält ein Mauerbewurf auf ſolchen
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/24>, abgerufen am 28.07.2024.
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