Zwecke die besseren sind, da sie keinen Seitenschub ausüben wenn sie ausgetrocknet sind, und außerdem wohlfeiler zu stehen kommen, als Gewölbe von Schnittsteinen ohne Mörtel.
Wir haben noch einer Art steinerner Decke zu erwähnen, wel- che durch sogenannte Einschränkung gebildet werden. Die neben-
[Abbildung]
stehende Figur macht das Verfahren dabei deutlich, aaaa. bilden die Umfassungsmau- ern, auf diese werden zuerst in den Ecken schräg liegende Steine bbbb. gelegt, auf diese wieder die Steine cccc., auf diese die Steine dddd. so daß der mittelste Zwischen- raum endlich so klein wird, daß man ihn mit einem einzigen großen Steine zudecken kann. Die Zwischenräume zwischen den Steinen aa., bb., cc., dd. werden ebenfalls mit Stei- nen zugedeckt, so daß sich eine steinerne Decke bildet, welche nach der Mitte zu immer höher wird, da die Trägersteine a. b. c. d. so über einander liegen, daß jede einzelne Schicht derselben um die eigne Steinstärke höher zu liegen kommt. Diese Art steinerner Decke übt ebenfalls keinen Seitenschub, und bedarf deshalb nur verhältnißmäßig schwacher Unterstützungsmauern. Auch haben sie den Vortheil, daß sie vermöge der Eigenthümlichkeit der Anordnung, keiner senkrechten Unterstützung im Jnnern weiter bedürfen.
Das Zerbröckeln oder Zerbrechen der Steine durch Druck fängt an den Kanten an, und zwar um so früher, je niedriger die Steine sind; darum muß ein aus flacheren Steinen bestehendes Gewölbe doch dicker gemacht werden als ein anderes von demselben Material, dessen Steine höher sind, auch sind an den Enden welche die äußere und innere Gewölbefläche bilden, die Mauersteine nicht so fest vom Kalk- mörtel unterstützt, als tiefer im Jnnern des Gewölbes, so daß man bei einem einen Fuß starken Gewölbe nur auf 10 Zoll, also auf 5/6 derselben rechnen kann.
Betrachten wir die steinernen Ueberdeckungen von Maueröffnun- gen, welche auf Tafel XIII. unter Fig. 332 bis 335. vorgestellt sind, so ergiebt sich wie man nach und nach zum Fugenschnitte gelangte.
Fig. 332. zeigt eine wagerechte Decke. Denkt man sich den Deckstein in der Mitte durchgeschnitten, so würde er sich nur im Gleich- gewichte halten können, wenn er so weit über den Punkt A. hinaus- geschoben würde, bis er um eben so viel nach links, wie nach rechts stünde; oder man müßte in B. eine Aufmauerung herstellen, welche
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Zwecke die beſſeren ſind, da ſie keinen Seitenſchub ausüben wenn ſie ausgetrocknet ſind, und außerdem wohlfeiler zu ſtehen kommen, als Gewölbe von Schnittſteinen ohne Mörtel.
Wir haben noch einer Art ſteinerner Decke zu erwähnen, wel- che durch ſogenannte Einſchränkung gebildet werden. Die neben-
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ſtehende Figur macht das Verfahren dabei deutlich, aaaa. bilden die Umfaſſungsmau- ern, auf dieſe werden zuerſt in den Ecken ſchräg liegende Steine bbbb. gelegt, auf dieſe wieder die Steine cccc., auf dieſe die Steine dddd. ſo daß der mittelſte Zwiſchen- raum endlich ſo klein wird, daß man ihn mit einem einzigen großen Steine zudecken kann. Die Zwiſchenräume zwiſchen den Steinen aa., bb., cc., dd. werden ebenfalls mit Stei- nen zugedeckt, ſo daß ſich eine ſteinerne Decke bildet, welche nach der Mitte zu immer höher wird, da die Trägerſteine a. b. c. d. ſo über einander liegen, daß jede einzelne Schicht derſelben um die eigne Steinſtärke höher zu liegen kommt. Dieſe Art ſteinerner Decke übt ebenfalls keinen Seitenſchub, und bedarf deshalb nur verhältnißmäßig ſchwacher Unterſtützungsmauern. Auch haben ſie den Vortheil, daß ſie vermöge der Eigenthümlichkeit der Anordnung, keiner ſenkrechten Unterſtützung im Jnnern weiter bedürfen.
Das Zerbröckeln oder Zerbrechen der Steine durch Druck fängt an den Kanten an, und zwar um ſo früher, je niedriger die Steine ſind; darum muß ein aus flacheren Steinen beſtehendes Gewölbe doch dicker gemacht werden als ein anderes von demſelben Material, deſſen Steine höher ſind, auch ſind an den Enden welche die äußere und innere Gewölbefläche bilden, die Mauerſteine nicht ſo feſt vom Kalk- mörtel unterſtützt, als tiefer im Jnnern des Gewölbes, ſo daß man bei einem einen Fuß ſtarken Gewölbe nur auf 10 Zoll, alſo auf ⅚ derſelben rechnen kann.
Betrachten wir die ſteinernen Ueberdeckungen von Maueröffnun- gen, welche auf Tafel XIII. unter Fig. 332 bis 335. vorgeſtellt ſind, ſo ergiebt ſich wie man nach und nach zum Fugenſchnitte gelangte.
Fig. 332. zeigt eine wagerechte Decke. Denkt man ſich den Deckſtein in der Mitte durchgeſchnitten, ſo würde er ſich nur im Gleich- gewichte halten können, wenn er ſo weit über den Punkt A. hinaus- geſchoben würde, bis er um eben ſo viel nach links, wie nach rechts ſtünde; oder man müßte in B. eine Aufmauerung herſtellen, welche
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Zwecke die beſſeren ſind, da ſie keinen Seitenſchub ausüben wenn
ſie ausgetrocknet ſind, und außerdem wohlfeiler zu ſtehen kommen,
als Gewölbe von Schnittſteinen ohne Mörtel.
Wir haben noch einer Art ſteinerner Decke zu erwähnen, wel-
che durch ſogenannte Einſchränkung gebildet werden. Die neben-
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ſtehende Figur macht das Verfahren dabei
deutlich, aaaa. bilden die Umfaſſungsmau-
ern, auf dieſe werden zuerſt in den Ecken
ſchräg liegende Steine bbbb. gelegt, auf
dieſe wieder die Steine cccc., auf dieſe die
Steine dddd. ſo daß der mittelſte Zwiſchen-
raum endlich ſo klein wird, daß man ihn
mit einem einzigen großen Steine zudecken kann. Die Zwiſchenräume
zwiſchen den Steinen aa., bb., cc., dd. werden ebenfalls mit Stei-
nen zugedeckt, ſo daß ſich eine ſteinerne Decke bildet, welche nach der
Mitte zu immer höher wird, da die Trägerſteine a. b. c. d. ſo über
einander liegen, daß jede einzelne Schicht derſelben um die eigne
Steinſtärke höher zu liegen kommt. Dieſe Art ſteinerner Decke übt
ebenfalls keinen Seitenſchub, und bedarf deshalb nur verhältnißmäßig
ſchwacher Unterſtützungsmauern. Auch haben ſie den Vortheil, daß
ſie vermöge der Eigenthümlichkeit der Anordnung, keiner ſenkrechten
Unterſtützung im Jnnern weiter bedürfen.
Das Zerbröckeln oder Zerbrechen der Steine durch Druck fängt
an den Kanten an, und zwar um ſo früher, je niedriger die Steine
ſind; darum muß ein aus flacheren Steinen beſtehendes Gewölbe doch
dicker gemacht werden als ein anderes von demſelben Material, deſſen
Steine höher ſind, auch ſind an den Enden welche die äußere und
innere Gewölbefläche bilden, die Mauerſteine nicht ſo feſt vom Kalk-
mörtel unterſtützt, als tiefer im Jnnern des Gewölbes, ſo daß man
bei einem einen Fuß ſtarken Gewölbe nur auf 10 Zoll, alſo auf ⅚
derſelben rechnen kann.
Betrachten wir die ſteinernen Ueberdeckungen von Maueröffnun-
gen, welche auf Tafel XIII. unter Fig. 332 bis 335. vorgeſtellt ſind,
ſo ergiebt ſich wie man nach und nach zum Fugenſchnitte gelangte.
Fig. 332. zeigt eine wagerechte Decke. Denkt man ſich den
Deckſtein in der Mitte durchgeſchnitten, ſo würde er ſich nur im Gleich-
gewichte halten können, wenn er ſo weit über den Punkt A. hinaus-
geſchoben würde, bis er um eben ſo viel nach links, wie nach rechts
ſtünde; oder man müßte in B. eine Aufmauerung herſtellen, welche
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/173>, abgerufen am 28.07.2024.
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