bandes mit abwechselnden Kreuzlagen. Bei dieser Steinverbindung wechseln sechs Schichten A. B. C. D. E. und F. mit einander ab, und zwar sind die beiden ersteren A. B. gerade Schichten, die vier andern aber sogenannte Kreuzlagen. Jn den Letztern sind die Steine nach einem Winkel von 45° und in entgegengesetzten Richtungen überein- ander gelegt, wodurch eine größere Verwicklung der Lagen und Fu- gen hervorgebracht wird, als dies bei Anwendung von lauter geraden Schichten möglich ist. Die Kreuzlagen C. D. E. F. werden an den äußern Fronten durch gerade Steinreihen verblendet, so daß die An- sicht der fertigen Mauer wie gewöhnlicher Blockverband oder Kreuz- verband erscheint. Man wendet diese Art des Verbandes bei Festungs- mauern, bei starken Futtermauern und Wassermauern an, weil der- selbe eine vorzügliche Festigkeit gewährt, und der Erschütterung und Trennung kräftig widersteht.
Taf. III. Fig. 76 A. bis E. zeigt die Steinverbindung zu einem runden Pfeiler von 21/2 Stein Durchmesser, so wie
Taf. III. Fig. 77 A. bis E. die Construction eines ebenfalls run- den gemauerten Pfeilers, von drei Steinen Durchmesser dargestellt.
Beide Pfeiler sind aus behauenen Steinen zu mauern angenom- men; in beiden Figuren bezeichnet E. den Aufriß der Pfeiler; A. B. C. und D. sind die einzelnen Steinschichten, welche nach der Höhe des Pfeilers mit einander abwechseln müssen, um einen guten Verband hervorzubringen. -- Damit die kleinen Steinstücke x. nicht alle auf derselben Stelle übereinander zu liegen kommen, so werden zuerst die beiden Schichten A. B. im geraden Verbande übereinander gelegt; da- rauf kommt die Schicht C. dergestalt zu liegen, daß ihre Fugen sich mit denen der erstgenannten unter 45 Grad kreuzen. Auf die Schicht C. legt man dann die Schicht D. wieder in geradem Verbande, und auf diese Art wird mit der Abwechslung der 4 Schichten von unten bis oben fortgefahren.
Taf. III. Fig. 78 A. und B.Der polnische oder gothi- sche Verband.
Fig. 78. ist der Aufriß eines fertigen Stückes Mauerwerk; A. und B. sind zwei Steinlagen dieses Verbandes. Dieser Verband be- steht nur in der Einfassung, wo Läufer und Binder nach der Länge der Mauer nebeneinander gelegt werden, so daß die Binder über die Läufer hinaus in das innere Mauerwerk eingreifen. Jnnerhalb kann die Mauer mit Bruchsteinen, Feldsteinen, Ziegelstücken, Schlacken etc. ausgefüllt und mit Mauerspeise vergossen werden, die alles zu einer Masse (nach erfolgter Austrocknung) verbindet. Sehr viele alte, na-
bandes mit abwechſelnden Kreuzlagen. Bei dieſer Steinverbindung wechſeln ſechs Schichten A. B. C. D. E. und F. mit einander ab, und zwar ſind die beiden erſteren A. B. gerade Schichten, die vier andern aber ſogenannte Kreuzlagen. Jn den Letztern ſind die Steine nach einem Winkel von 45° und in entgegengeſetzten Richtungen überein- ander gelegt, wodurch eine größere Verwicklung der Lagen und Fu- gen hervorgebracht wird, als dies bei Anwendung von lauter geraden Schichten möglich iſt. Die Kreuzlagen C. D. E. F. werden an den äußern Fronten durch gerade Steinreihen verblendet, ſo daß die An- ſicht der fertigen Mauer wie gewöhnlicher Blockverband oder Kreuz- verband erſcheint. Man wendet dieſe Art des Verbandes bei Feſtungs- mauern, bei ſtarken Futtermauern und Waſſermauern an, weil der- ſelbe eine vorzügliche Feſtigkeit gewährt, und der Erſchütterung und Trennung kräftig widerſteht.
Taf. III. Fig. 76 A. bis E. zeigt die Steinverbindung zu einem runden Pfeiler von 2½ Stein Durchmeſſer, ſo wie
Taf. III. Fig. 77 A. bis E. die Conſtruction eines ebenfalls run- den gemauerten Pfeilers, von drei Steinen Durchmeſſer dargeſtellt.
Beide Pfeiler ſind aus behauenen Steinen zu mauern angenom- men; in beiden Figuren bezeichnet E. den Aufriß der Pfeiler; A. B. C. und D. ſind die einzelnen Steinſchichten, welche nach der Höhe des Pfeilers mit einander abwechſeln müſſen, um einen guten Verband hervorzubringen. — Damit die kleinen Steinſtücke x. nicht alle auf derſelben Stelle übereinander zu liegen kommen, ſo werden zuerſt die beiden Schichten A. B. im geraden Verbande übereinander gelegt; da- rauf kommt die Schicht C. dergeſtalt zu liegen, daß ihre Fugen ſich mit denen der erſtgenannten unter 45 Grad kreuzen. Auf die Schicht C. legt man dann die Schicht D. wieder in geradem Verbande, und auf dieſe Art wird mit der Abwechslung der 4 Schichten von unten bis oben fortgefahren.
Taf. III. Fig. 78 A. und B.Der polniſche oder gothi- ſche Verband.
Fig. 78. iſt der Aufriß eines fertigen Stückes Mauerwerk; A. und B. ſind zwei Steinlagen dieſes Verbandes. Dieſer Verband be- ſteht nur in der Einfaſſung, wo Läufer und Binder nach der Länge der Mauer nebeneinander gelegt werden, ſo daß die Binder über die Läufer hinaus in das innere Mauerwerk eingreifen. Jnnerhalb kann die Mauer mit Bruchſteinen, Feldſteinen, Ziegelſtücken, Schlacken ꝛc. ausgefüllt und mit Mauerſpeiſe vergoſſen werden, die alles zu einer Maſſe (nach erfolgter Austrocknung) verbindet. Sehr viele alte, na-
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bandes mit abwechſelnden Kreuzlagen. Bei dieſer Steinverbindung
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zwar ſind die beiden erſteren A. B. gerade Schichten, die vier andern
aber ſogenannte Kreuzlagen. Jn den Letztern ſind die Steine nach
einem Winkel von 45° und in entgegengeſetzten Richtungen überein-
ander gelegt, wodurch eine größere Verwicklung der Lagen und Fu-
gen hervorgebracht wird, als dies bei Anwendung von lauter geraden
Schichten möglich iſt. Die Kreuzlagen C. D. E. F. werden an den
äußern Fronten durch gerade Steinreihen verblendet, ſo daß die An-
ſicht der fertigen Mauer wie gewöhnlicher Blockverband oder Kreuz-
verband erſcheint. Man wendet dieſe Art des Verbandes bei Feſtungs-
mauern, bei ſtarken Futtermauern und Waſſermauern an, weil der-
ſelbe eine vorzügliche Feſtigkeit gewährt, und der Erſchütterung und
Trennung kräftig widerſteht.
Taf. III. Fig. 76 A. bis E. zeigt die Steinverbindung zu einem
runden Pfeiler von 2½ Stein Durchmeſſer, ſo wie
Taf. III. Fig. 77 A. bis E. die Conſtruction eines ebenfalls run-
den gemauerten Pfeilers, von drei Steinen Durchmeſſer dargeſtellt.
Beide Pfeiler ſind aus behauenen Steinen zu mauern angenom-
men; in beiden Figuren bezeichnet E. den Aufriß der Pfeiler; A. B.
C. und D. ſind die einzelnen Steinſchichten, welche nach der Höhe des
Pfeilers mit einander abwechſeln müſſen, um einen guten Verband
hervorzubringen. — Damit die kleinen Steinſtücke x. nicht alle auf
derſelben Stelle übereinander zu liegen kommen, ſo werden zuerſt die
beiden Schichten A. B. im geraden Verbande übereinander gelegt; da-
rauf kommt die Schicht C. dergeſtalt zu liegen, daß ihre Fugen ſich
mit denen der erſtgenannten unter 45 Grad kreuzen. Auf die Schicht
C. legt man dann die Schicht D. wieder in geradem Verbande, und
auf dieſe Art wird mit der Abwechslung der 4 Schichten von unten
bis oben fortgefahren.
Taf. III. Fig. 78 A. und B. Der polniſche oder gothi-
ſche Verband.
Fig. 78. iſt der Aufriß eines fertigen Stückes Mauerwerk; A.
und B. ſind zwei Steinlagen dieſes Verbandes. Dieſer Verband be-
ſteht nur in der Einfaſſung, wo Läufer und Binder nach der Länge
der Mauer nebeneinander gelegt werden, ſo daß die Binder über die
Läufer hinaus in das innere Mauerwerk eingreifen. Jnnerhalb kann
die Mauer mit Bruchſteinen, Feldſteinen, Ziegelſtücken, Schlacken ꝛc.
ausgefüllt und mit Mauerſpeiſe vergoſſen werden, die alles zu einer
Maſſe (nach erfolgter Austrocknung) verbindet. Sehr viele alte, na-
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/163>, abgerufen am 28.07.2024.
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