mörtel zu mischen, oder gar Kalkmörtel zum Vermauern der Lehm- steine zu nehmen, wäre nichts weiter als reine Verschwendung. Da sich Kalk mit Lehm nicht verbindet, so würde nicht einmal eine größere, sondern sogar eine geringere Festigkeit entstehen, wenn man Lehmsteine mit Kalkmörtel vermauern wollte. Sand wird unter den Lehmmörtel nicht genommen, da der Lehm als Mörtel nicht fett genug sein kann. Ein guter Verband ist bei Mauern von Lehmsteinen ein eben so wesentliches Erforderniß, als bei jedem anderen Mauerwerk.
Da die Lehmsteine durch den weichen Mörtel in ihren Ober- flächen ebenfalls etwas aufweichen, und dadurch die Mauer zu einer ziemlich festen Masse wird, so ist zugleich die natürliche Folge, daß Lehm- mauern mit Mörtel gemauert schwerer austrocknen, als z. B. Mauern von festem Gestein, welches durch die Nässe nicht angegriffen wird.
Man gebraucht zwar (blos einer übel verstandenen Sparsamkeit wegen) den Lehmmörtel auch zu Mauern von Stein und Ziegeln als Mörtel, jedoch ist zu erwähnen, daß hieraus nur eine sehr schwache Verbindung entsteht, auch besonders an feuchten Orten, wie bei Kel- lern etc., die Mauern nie trocknen, und überdieß der Lehmmörtel, be- sonders zu Fundamentmauern verbraucht, häufig Ursache zur Entste- hung und Fortpflanzung des verwüstenden Holzschwammes giebt.
Nur bei Feuerungsanlagen ist der Lehm als Mörtel der gebrannten Mauersteine zu verwenden.
Eben so muß man sich hüten zum Anmachen des Lehmmörtels salziges Wasser zu nehmen, weil sonst die Lehmmauern nie trock- nen. Ueberdieß dringen die wässerigen Dünste der Atmosphäre leich- ter in Lehmmauern ein, weshalb sie jedenfalls durch einen Kalkbe- wurf, oder wenigstens durch Abweißen mit Kalk gegen diese Einwir- kung geschützt werden müssen.
Gerammte und in Formen gestampfte Lehmsteine (§. 12.), Erdquadern bedürfen wegen ihrer Größe und Schwere keines Mörtels. Sie werden nur in gehörigem Verbande auf einander geschichtet, und bei ihrem Aufsetzen mit Wasser angenetzt, wodurch sie sich fest an einander schmiegen.
Die Anwendung der Lehmsteine würde demnach unter folgenden Umständen stattfinden können. Sie müssen durchaus nur an trocknen Orten verbraucht werden; also niemals zu Fundamenten, sondern nur in den oberen Stockwerken. Aber auch hier müssen die untersten 4 Schichten (auf etwa 1 Fuß Höhe) aus festem Gestein in Kalkmörtel gemauert bestehen, damit die etwa vom Fußboden ausge- hende Feuchtigkeit, wie in Ställen, und bei dem Scheuern der Fuß-
mörtel zu miſchen, oder gar Kalkmörtel zum Vermauern der Lehm- ſteine zu nehmen, wäre nichts weiter als reine Verſchwendung. Da ſich Kalk mit Lehm nicht verbindet, ſo würde nicht einmal eine größere, ſondern ſogar eine geringere Feſtigkeit entſtehen, wenn man Lehmſteine mit Kalkmörtel vermauern wollte. Sand wird unter den Lehmmörtel nicht genommen, da der Lehm als Mörtel nicht fett genug ſein kann. Ein guter Verband iſt bei Mauern von Lehmſteinen ein eben ſo weſentliches Erforderniß, als bei jedem anderen Mauerwerk.
Da die Lehmſteine durch den weichen Mörtel in ihren Ober- flächen ebenfalls etwas aufweichen, und dadurch die Mauer zu einer ziemlich feſten Maſſe wird, ſo iſt zugleich die natürliche Folge, daß Lehm- mauern mit Mörtel gemauert ſchwerer austrocknen, als z. B. Mauern von feſtem Geſtein, welches durch die Näſſe nicht angegriffen wird.
Man gebraucht zwar (blos einer übel verſtandenen Sparſamkeit wegen) den Lehmmörtel auch zu Mauern von Stein und Ziegeln als Mörtel, jedoch iſt zu erwähnen, daß hieraus nur eine ſehr ſchwache Verbindung entſteht, auch beſonders an feuchten Orten, wie bei Kel- lern ꝛc., die Mauern nie trocknen, und überdieß der Lehmmörtel, be- ſonders zu Fundamentmauern verbraucht, häufig Urſache zur Entſte- hung und Fortpflanzung des verwüſtenden Holzſchwammes giebt.
Nur bei Feuerungsanlagen iſt der Lehm als Mörtel der gebrannten Mauerſteine zu verwenden.
Eben ſo muß man ſich hüten zum Anmachen des Lehmmörtels ſalziges Waſſer zu nehmen, weil ſonſt die Lehmmauern nie trock- nen. Ueberdieß dringen die wäſſerigen Dünſte der Atmoſphäre leich- ter in Lehmmauern ein, weshalb ſie jedenfalls durch einen Kalkbe- wurf, oder wenigſtens durch Abweißen mit Kalk gegen dieſe Einwir- kung geſchützt werden müſſen.
Gerammte und in Formen geſtampfte Lehmſteine (§. 12.), Erdquadern bedürfen wegen ihrer Größe und Schwere keines Mörtels. Sie werden nur in gehörigem Verbande auf einander geſchichtet, und bei ihrem Aufſetzen mit Waſſer angenetzt, wodurch ſie ſich feſt an einander ſchmiegen.
Die Anwendung der Lehmſteine würde demnach unter folgenden Umſtänden ſtattfinden können. Sie müſſen durchaus nur an trocknen Orten verbraucht werden; alſo niemals zu Fundamenten, ſondern nur in den oberen Stockwerken. Aber auch hier müſſen die unterſten 4 Schichten (auf etwa 1 Fuß Höhe) aus feſtem Geſtein in Kalkmörtel gemauert beſtehen, damit die etwa vom Fußboden ausge- hende Feuchtigkeit, wie in Ställen, und bei dem Scheuern der Fuß-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0138"n="128"/>
mörtel zu miſchen, oder gar Kalkmörtel zum Vermauern der Lehm-<lb/>ſteine zu nehmen, wäre nichts weiter als reine Verſchwendung. Da<lb/>ſich Kalk mit Lehm <hirendition="#g">nicht verbindet,</hi>ſo würde nicht einmal eine<lb/>
größere, ſondern ſogar eine geringere Feſtigkeit entſtehen, wenn man<lb/>
Lehmſteine mit Kalkmörtel vermauern wollte. <hirendition="#g">Sand</hi> wird unter den<lb/>
Lehmmörtel nicht genommen, da der Lehm als Mörtel nicht fett genug<lb/>ſein kann. <hirendition="#g">Ein guter Verband</hi> iſt bei Mauern von Lehmſteinen<lb/>
ein eben ſo weſentliches Erforderniß, als bei jedem anderen Mauerwerk.</p><lb/><p>Da die Lehmſteine durch den weichen Mörtel in ihren Ober-<lb/>
flächen ebenfalls etwas aufweichen, und dadurch die Mauer zu einer<lb/>
ziemlich feſten Maſſe wird, ſo iſt zugleich die natürliche Folge, daß Lehm-<lb/>
mauern mit Mörtel gemauert ſchwerer austrocknen, als z. B. Mauern<lb/>
von feſtem Geſtein, welches durch die Näſſe nicht angegriffen wird.</p><lb/><p>Man gebraucht zwar (blos einer übel verſtandenen Sparſamkeit<lb/>
wegen) den Lehmmörtel auch zu Mauern von Stein und Ziegeln als<lb/>
Mörtel, jedoch iſt zu erwähnen, daß hieraus nur eine ſehr ſchwache<lb/>
Verbindung entſteht, auch beſonders an feuchten Orten, wie bei Kel-<lb/>
lern ꝛc., die Mauern nie trocknen, und überdieß der Lehmmörtel, be-<lb/>ſonders zu Fundamentmauern verbraucht, häufig Urſache zur Entſte-<lb/>
hung und Fortpflanzung des verwüſtenden Holzſchwammes giebt.</p><lb/><p>Nur bei <hirendition="#g">Feuerungsanlagen</hi> iſt der Lehm als Mörtel der<lb/>
gebrannten Mauerſteine zu verwenden.</p><lb/><p>Eben ſo muß man ſich hüten zum Anmachen des Lehmmörtels<lb/><hirendition="#g">ſalziges</hi> Waſſer zu nehmen, weil ſonſt die Lehmmauern <hirendition="#g">nie</hi> trock-<lb/>
nen. Ueberdieß dringen die wäſſerigen Dünſte der Atmoſphäre leich-<lb/>
ter in Lehmmauern ein, weshalb ſie jedenfalls durch einen Kalkbe-<lb/>
wurf, oder wenigſtens durch Abweißen mit Kalk gegen dieſe Einwir-<lb/>
kung geſchützt werden müſſen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Gerammte und in Formen geſtampfte Lehmſteine</hi><lb/>
(§. 12.), <hirendition="#g">Erdquadern</hi> bedürfen wegen ihrer Größe und Schwere<lb/><hirendition="#g">keines Mörtels.</hi> Sie werden nur in gehörigem Verbande auf<lb/>
einander geſchichtet, und bei ihrem Aufſetzen mit Waſſer angenetzt,<lb/>
wodurch ſie ſich feſt an einander ſchmiegen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Die Anwendung der Lehmſteine</hi> würde demnach unter<lb/>
folgenden Umſtänden ſtattfinden können. Sie müſſen durchaus nur<lb/>
an trocknen Orten verbraucht werden; alſo niemals zu Fundamenten,<lb/>ſondern nur in den oberen Stockwerken. Aber auch hier müſſen die<lb/>
unterſten 4 Schichten (auf etwa 1 Fuß Höhe) aus feſtem Geſtein in<lb/>
Kalkmörtel gemauert beſtehen, damit die etwa vom Fußboden ausge-<lb/>
hende Feuchtigkeit, wie in Ställen, und bei dem Scheuern der Fuß-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[128/0138]
mörtel zu miſchen, oder gar Kalkmörtel zum Vermauern der Lehm-
ſteine zu nehmen, wäre nichts weiter als reine Verſchwendung. Da
ſich Kalk mit Lehm nicht verbindet, ſo würde nicht einmal eine
größere, ſondern ſogar eine geringere Feſtigkeit entſtehen, wenn man
Lehmſteine mit Kalkmörtel vermauern wollte. Sand wird unter den
Lehmmörtel nicht genommen, da der Lehm als Mörtel nicht fett genug
ſein kann. Ein guter Verband iſt bei Mauern von Lehmſteinen
ein eben ſo weſentliches Erforderniß, als bei jedem anderen Mauerwerk.
Da die Lehmſteine durch den weichen Mörtel in ihren Ober-
flächen ebenfalls etwas aufweichen, und dadurch die Mauer zu einer
ziemlich feſten Maſſe wird, ſo iſt zugleich die natürliche Folge, daß Lehm-
mauern mit Mörtel gemauert ſchwerer austrocknen, als z. B. Mauern
von feſtem Geſtein, welches durch die Näſſe nicht angegriffen wird.
Man gebraucht zwar (blos einer übel verſtandenen Sparſamkeit
wegen) den Lehmmörtel auch zu Mauern von Stein und Ziegeln als
Mörtel, jedoch iſt zu erwähnen, daß hieraus nur eine ſehr ſchwache
Verbindung entſteht, auch beſonders an feuchten Orten, wie bei Kel-
lern ꝛc., die Mauern nie trocknen, und überdieß der Lehmmörtel, be-
ſonders zu Fundamentmauern verbraucht, häufig Urſache zur Entſte-
hung und Fortpflanzung des verwüſtenden Holzſchwammes giebt.
Nur bei Feuerungsanlagen iſt der Lehm als Mörtel der
gebrannten Mauerſteine zu verwenden.
Eben ſo muß man ſich hüten zum Anmachen des Lehmmörtels
ſalziges Waſſer zu nehmen, weil ſonſt die Lehmmauern nie trock-
nen. Ueberdieß dringen die wäſſerigen Dünſte der Atmoſphäre leich-
ter in Lehmmauern ein, weshalb ſie jedenfalls durch einen Kalkbe-
wurf, oder wenigſtens durch Abweißen mit Kalk gegen dieſe Einwir-
kung geſchützt werden müſſen.
Gerammte und in Formen geſtampfte Lehmſteine
(§. 12.), Erdquadern bedürfen wegen ihrer Größe und Schwere
keines Mörtels. Sie werden nur in gehörigem Verbande auf
einander geſchichtet, und bei ihrem Aufſetzen mit Waſſer angenetzt,
wodurch ſie ſich feſt an einander ſchmiegen.
Die Anwendung der Lehmſteine würde demnach unter
folgenden Umſtänden ſtattfinden können. Sie müſſen durchaus nur
an trocknen Orten verbraucht werden; alſo niemals zu Fundamenten,
ſondern nur in den oberen Stockwerken. Aber auch hier müſſen die
unterſten 4 Schichten (auf etwa 1 Fuß Höhe) aus feſtem Geſtein in
Kalkmörtel gemauert beſtehen, damit die etwa vom Fußboden ausge-
hende Feuchtigkeit, wie in Ställen, und bei dem Scheuern der Fuß-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/138>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.