welchem man Mauerkalk zu brennen pflegt, hält sich, zu Mauerwerk im Freien verwendet, nur kurze Zeit, er verwittert alsdann bald und daher kann man diese Steinarten, so wie alle Muschelkalke, Erbsensteine etc., nur Bedingungsweise verwenden. Jm Alterthume bediente man sich jedoch auch der loseren Kalksteine zu Tempelbauten, alsdann aber überzog man die äußeren Flächen derselben mit schützenden dünnen Ueberzügen, gewöhnlich von Marmorpulver mit Kalk vermischt etc., wovon weiter unten bei den Mauerüberzügen die Rede sein wird. Kalksteine, welche im Herbst gebrochen sind und den Winter über der Witterung ausgesetzt gelegen haben, sind nicht so brauchbar als solche, welche im Frühjahr gebrochen und gleich darauf verbraucht wurden, weil erstere vom Frost leiden.
Da nun die Kalksteine von gröberem und losem Gefüge im Freien verbraucht nicht ausdauern, so bedient man sich ihrer fast aus- schließlich zu Fundament- und inneren Mauern, oder wenn man sie (weil sie grade wohlfeil zur Hand sind) im äußern verwenden will, muß man sie mit einem schützenden Ueberzuge versehen, welches jedoch meist auch kostspielig wird. Außer zum Vermauern verbraucht man die Kalksteine auch zum Kalkbrennen. Der festeste Kalkstein (Mar- mor) giebt auch den schönsten Kalk. Zu Feurungsanlagen taugt Kalkstein nicht, weil er durchbrennt.
Bruchsteine. Der Quarz (Kieselstein) und die Schieferarten sind von größerer oder geringerer Festigkeit und Dauer, jenachdem sie grob oder feinkörnig sind, auch geben sie wegen ihrer unregelmäßigen Gestalt kein so gutes Mauerwerk, als die aus großen Stücken errich- teten Mauern. Dieselbe Unregelmäßigkeit ihrer Gestalt verursacht auch, daß viel und guter Kalk als Mörtel zum Aufmauern derselben erfor- derlich wird. Nichts desto weniger werden sie in Gegenden, wo man sie häufig findet, der Wohlfeilheit wegen, vielfältig zu ganzen Gebäu- den, ja sogar zu ansehnlichen Gewölben verbraucht, und die Jahr- hunderte lange Dauer solcher Werke zeugt für deren Anwendung, we- nigstens für untergeordnete Zwecke.
Sandstein wird nur in großen Sandsteinbrüchen gewonnen, und gewöhnlich werden die Stücke für den Bau gleich so bestellt wie man sie zu verbrauchen gedenkt. Damit aber bei dem Transport die scharfen Kanten der Steine nicht leiden, werden sie nach jeder Ab- messung hin einen Zoll größer geliefert, welches man den Ar- beitszoll nennt. Die Ursache weshalb man den Sandstein roh bearbeitet kommen läßt, ist, weil das Gewicht der erforderlichen Mas- sen dadurch für den Transport so gering wie möglich wird und folglich
1 *
welchem man Mauerkalk zu brennen pflegt, hält ſich, zu Mauerwerk im Freien verwendet, nur kurze Zeit, er verwittert alsdann bald und daher kann man dieſe Steinarten, ſo wie alle Muſchelkalke, Erbſenſteine ꝛc., nur Bedingungsweiſe verwenden. Jm Alterthume bediente man ſich jedoch auch der loſeren Kalkſteine zu Tempelbauten, alsdann aber überzog man die äußeren Flächen derſelben mit ſchützenden dünnen Ueberzügen, gewöhnlich von Marmorpulver mit Kalk vermiſcht ꝛc., wovon weiter unten bei den Mauerüberzügen die Rede ſein wird. Kalkſteine, welche im Herbſt gebrochen ſind und den Winter über der Witterung ausgeſetzt gelegen haben, ſind nicht ſo brauchbar als ſolche, welche im Frühjahr gebrochen und gleich darauf verbraucht wurden, weil erſtere vom Froſt leiden.
Da nun die Kalkſteine von gröberem und loſem Gefüge im Freien verbraucht nicht ausdauern, ſo bedient man ſich ihrer faſt aus- ſchließlich zu Fundament- und inneren Mauern, oder wenn man ſie (weil ſie grade wohlfeil zur Hand ſind) im äußern verwenden will, muß man ſie mit einem ſchützenden Ueberzuge verſehen, welches jedoch meiſt auch koſtſpielig wird. Außer zum Vermauern verbraucht man die Kalkſteine auch zum Kalkbrennen. Der feſteſte Kalkſtein (Mar- mor) giebt auch den ſchönſten Kalk. Zu Feurungsanlagen taugt Kalkſtein nicht, weil er durchbrennt.
Bruchſteine. Der Quarz (Kieſelſtein) und die Schieferarten ſind von größerer oder geringerer Feſtigkeit und Dauer, jenachdem ſie grob oder feinkörnig ſind, auch geben ſie wegen ihrer unregelmäßigen Geſtalt kein ſo gutes Mauerwerk, als die aus großen Stücken errich- teten Mauern. Dieſelbe Unregelmäßigkeit ihrer Geſtalt verurſacht auch, daß viel und guter Kalk als Mörtel zum Aufmauern derſelben erfor- derlich wird. Nichts deſto weniger werden ſie in Gegenden, wo man ſie häufig findet, der Wohlfeilheit wegen, vielfältig zu ganzen Gebäu- den, ja ſogar zu anſehnlichen Gewölben verbraucht, und die Jahr- hunderte lange Dauer ſolcher Werke zeugt für deren Anwendung, we- nigſtens für untergeordnete Zwecke.
Sandſtein wird nur in großen Sandſteinbrüchen gewonnen, und gewöhnlich werden die Stücke für den Bau gleich ſo beſtellt wie man ſie zu verbrauchen gedenkt. Damit aber bei dem Transport die ſcharfen Kanten der Steine nicht leiden, werden ſie nach jeder Ab- meſſung hin einen Zoll größer geliefert, welches man den Ar- beitszoll nennt. Die Urſache weshalb man den Sandſtein roh bearbeitet kommen läßt, iſt, weil das Gewicht der erforderlichen Maſ- ſen dadurch für den Transport ſo gering wie möglich wird und folglich
1 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0013"n="3"/>
welchem man Mauerkalk zu brennen pflegt, hält ſich, zu Mauerwerk im<lb/>
Freien verwendet, nur kurze Zeit, er verwittert alsdann bald und daher<lb/>
kann man dieſe Steinarten, ſo wie alle Muſchelkalke, Erbſenſteine ꝛc.,<lb/>
nur Bedingungsweiſe verwenden. Jm Alterthume bediente man ſich<lb/>
jedoch auch der loſeren Kalkſteine zu Tempelbauten, alsdann aber<lb/>
überzog man die äußeren Flächen derſelben mit ſchützenden dünnen<lb/>
Ueberzügen, gewöhnlich von Marmorpulver mit Kalk vermiſcht ꝛc.,<lb/>
wovon weiter unten bei den Mauerüberzügen die Rede ſein wird.<lb/>
Kalkſteine, welche im Herbſt gebrochen ſind und den Winter über der<lb/>
Witterung ausgeſetzt gelegen haben, ſind nicht ſo brauchbar als ſolche,<lb/>
welche im Frühjahr gebrochen und gleich darauf verbraucht wurden,<lb/>
weil erſtere vom Froſt leiden.</p><lb/><p>Da nun die Kalkſteine von gröberem und loſem Gefüge im<lb/>
Freien verbraucht nicht ausdauern, ſo bedient man ſich ihrer faſt aus-<lb/>ſchließlich zu Fundament- und inneren Mauern, oder wenn man ſie<lb/>
(weil ſie grade wohlfeil zur Hand ſind) im äußern verwenden will,<lb/>
muß man ſie mit einem ſchützenden Ueberzuge verſehen, welches jedoch<lb/>
meiſt auch koſtſpielig wird. Außer zum Vermauern verbraucht man<lb/>
die Kalkſteine auch zum Kalkbrennen. Der feſteſte Kalkſtein (Mar-<lb/>
mor) giebt auch den ſchönſten Kalk. Zu Feurungsanlagen taugt<lb/>
Kalkſtein nicht, weil er durchbrennt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Bruchſteine.</hi> Der Quarz (Kieſelſtein) und die Schieferarten<lb/>ſind von größerer oder geringerer Feſtigkeit und Dauer, jenachdem ſie<lb/>
grob oder feinkörnig ſind, auch geben ſie wegen ihrer unregelmäßigen<lb/>
Geſtalt kein ſo gutes Mauerwerk, als die aus großen Stücken errich-<lb/>
teten Mauern. Dieſelbe Unregelmäßigkeit ihrer Geſtalt verurſacht auch,<lb/>
daß viel und guter Kalk als Mörtel zum Aufmauern derſelben erfor-<lb/>
derlich wird. Nichts deſto weniger werden ſie in Gegenden, wo man<lb/>ſie häufig findet, der Wohlfeilheit wegen, vielfältig zu ganzen Gebäu-<lb/>
den, ja ſogar zu anſehnlichen Gewölben verbraucht, und die Jahr-<lb/>
hunderte lange Dauer ſolcher Werke zeugt für deren Anwendung, we-<lb/>
nigſtens für untergeordnete Zwecke.</p><lb/><p><hirendition="#g">Sandſtein</hi> wird nur in großen Sandſteinbrüchen gewonnen,<lb/>
und gewöhnlich werden die Stücke für den Bau gleich ſo beſtellt wie<lb/>
man ſie zu verbrauchen gedenkt. Damit aber bei dem Transport die<lb/>ſcharfen Kanten der Steine nicht leiden, werden ſie nach jeder Ab-<lb/>
meſſung hin <hirendition="#g">einen Zoll</hi> größer geliefert, welches man den <hirendition="#g">Ar-<lb/>
beitszoll</hi> nennt. Die Urſache weshalb man den Sandſtein roh<lb/>
bearbeitet kommen läßt, iſt, weil das Gewicht der erforderlichen Maſ-<lb/>ſen dadurch für den Transport ſo gering wie möglich wird und folglich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">1 *</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[3/0013]
welchem man Mauerkalk zu brennen pflegt, hält ſich, zu Mauerwerk im
Freien verwendet, nur kurze Zeit, er verwittert alsdann bald und daher
kann man dieſe Steinarten, ſo wie alle Muſchelkalke, Erbſenſteine ꝛc.,
nur Bedingungsweiſe verwenden. Jm Alterthume bediente man ſich
jedoch auch der loſeren Kalkſteine zu Tempelbauten, alsdann aber
überzog man die äußeren Flächen derſelben mit ſchützenden dünnen
Ueberzügen, gewöhnlich von Marmorpulver mit Kalk vermiſcht ꝛc.,
wovon weiter unten bei den Mauerüberzügen die Rede ſein wird.
Kalkſteine, welche im Herbſt gebrochen ſind und den Winter über der
Witterung ausgeſetzt gelegen haben, ſind nicht ſo brauchbar als ſolche,
welche im Frühjahr gebrochen und gleich darauf verbraucht wurden,
weil erſtere vom Froſt leiden.
Da nun die Kalkſteine von gröberem und loſem Gefüge im
Freien verbraucht nicht ausdauern, ſo bedient man ſich ihrer faſt aus-
ſchließlich zu Fundament- und inneren Mauern, oder wenn man ſie
(weil ſie grade wohlfeil zur Hand ſind) im äußern verwenden will,
muß man ſie mit einem ſchützenden Ueberzuge verſehen, welches jedoch
meiſt auch koſtſpielig wird. Außer zum Vermauern verbraucht man
die Kalkſteine auch zum Kalkbrennen. Der feſteſte Kalkſtein (Mar-
mor) giebt auch den ſchönſten Kalk. Zu Feurungsanlagen taugt
Kalkſtein nicht, weil er durchbrennt.
Bruchſteine. Der Quarz (Kieſelſtein) und die Schieferarten
ſind von größerer oder geringerer Feſtigkeit und Dauer, jenachdem ſie
grob oder feinkörnig ſind, auch geben ſie wegen ihrer unregelmäßigen
Geſtalt kein ſo gutes Mauerwerk, als die aus großen Stücken errich-
teten Mauern. Dieſelbe Unregelmäßigkeit ihrer Geſtalt verurſacht auch,
daß viel und guter Kalk als Mörtel zum Aufmauern derſelben erfor-
derlich wird. Nichts deſto weniger werden ſie in Gegenden, wo man
ſie häufig findet, der Wohlfeilheit wegen, vielfältig zu ganzen Gebäu-
den, ja ſogar zu anſehnlichen Gewölben verbraucht, und die Jahr-
hunderte lange Dauer ſolcher Werke zeugt für deren Anwendung, we-
nigſtens für untergeordnete Zwecke.
Sandſtein wird nur in großen Sandſteinbrüchen gewonnen,
und gewöhnlich werden die Stücke für den Bau gleich ſo beſtellt wie
man ſie zu verbrauchen gedenkt. Damit aber bei dem Transport die
ſcharfen Kanten der Steine nicht leiden, werden ſie nach jeder Ab-
meſſung hin einen Zoll größer geliefert, welches man den Ar-
beitszoll nennt. Die Urſache weshalb man den Sandſtein roh
bearbeitet kommen läßt, iſt, weil das Gewicht der erforderlichen Maſ-
ſen dadurch für den Transport ſo gering wie möglich wird und folglich
1 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/13>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.