sen Kalkstreifen eingezwickt; dies Verfahren dient zur besseren Halt- barkeit eines künftig aufzubringenden Bewurfes (Abputzes).
Jst eine Bretterhöhe vollgestampft, so wird die nächste Schicht zurückgerückt, damit die senkrechten Fugen der Schichten nicht auf ein- ander treffen, sondern ein Verband derselben entstehe. Wollte man die senkrechten Fugen der einzelnen Lagen auf einander treffen lassen, so würden die Lehmmauern auf diesen Punkten nicht nur auseinander- trocknen, sondern die dadurch entstehenden einzelnen Stücken würden auch weniger Standfähigkeit zeigen, als wenn Verband vorhanden ist.
Jst ein Satz (eine Formenhöhe) vollendet, so werden die For- men abgenommen, die Schwellen ausgezogen und ein neuer Satz an- gefangen, wie aus Fig. 52. zu ersehen.
Vorzüglich ist zu beobachten, daß an den Ecken und bei Quer- mauern nicht mit nur einer Form angefangen werde, sondern daß im- mer übergegriffen werden muß, also bei den Ecken nach 2 Seiten, bei einspringenden Mauern nach 3 Seiten.
Bevor frische Erde aufgeschüttet wird, muß die vorhergehende Schicht mit einer Gartenspritze angefeuchtet werden, was nicht zu un- terlassen ist. Die Löcher welche aus dem Einlegen der Gerüstschwellen entstehen, werden, wenn die Mauer fertig ist, zugestopft.
Oeffnungen in der Pisemauer, wie Thorwege, Thüren, Fenster, werden so geschlossen, daß man je nach der Stärke der Mauer Kreuz- holz oder Blockzargen aufstellt, und die Lehmmauern daran anschlie- ßen und darüber fortstampfen läßt, nachdem man bei Blockzargen Bretter dagegen und darüber gelegt hat.
Andere ziehen vor, diese Oeffnungen durch Gemäuer von ge- brannten Mauersteinen mit Wölbungen einzufassen und zu schließen, welches aber, wenn besonders viele Oeffnungen vorhanden sind, den Vortheil der Ersparung, welchen die Pisemauern sonst gewähren, sehr vermindern möchte; dasselbe gilt, wenn man der größeren Festigkeit wegen die Ecken der Fronten, wie in Fig. 52., mit Mauersteinpfei- lern einfaßt. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, daß gestampfte Ecken eben so gut sind.
Um Pisegebäude ganz gegen den Einfluß der Witterung zu schützen, würde wohl nichts weiter helfen als eine Verblendung von gebranntem Mauerstein nach außen. Dies gilt ganz besonders für zweistöckige, überhaupt hohe Gebäude dieser Art und für hohe steile Giebel derselben; alsdann aber würden sie eben nicht viel wohlfeiler werden als andere Bauarten.
ſen Kalkſtreifen eingezwickt; dies Verfahren dient zur beſſeren Halt- barkeit eines künftig aufzubringenden Bewurfes (Abputzes).
Jſt eine Bretterhöhe vollgeſtampft, ſo wird die nächſte Schicht zurückgerückt, damit die ſenkrechten Fugen der Schichten nicht auf ein- ander treffen, ſondern ein Verband derſelben entſtehe. Wollte man die ſenkrechten Fugen der einzelnen Lagen auf einander treffen laſſen, ſo würden die Lehmmauern auf dieſen Punkten nicht nur auseinander- trocknen, ſondern die dadurch entſtehenden einzelnen Stücken würden auch weniger Standfähigkeit zeigen, als wenn Verband vorhanden iſt.
Jſt ein Satz (eine Formenhöhe) vollendet, ſo werden die For- men abgenommen, die Schwellen ausgezogen und ein neuer Satz an- gefangen, wie aus Fig. 52. zu erſehen.
Vorzüglich iſt zu beobachten, daß an den Ecken und bei Quer- mauern nicht mit nur einer Form angefangen werde, ſondern daß im- mer übergegriffen werden muß, alſo bei den Ecken nach 2 Seiten, bei einſpringenden Mauern nach 3 Seiten.
Bevor friſche Erde aufgeſchüttet wird, muß die vorhergehende Schicht mit einer Gartenſpritze angefeuchtet werden, was nicht zu un- terlaſſen iſt. Die Löcher welche aus dem Einlegen der Gerüſtſchwellen entſtehen, werden, wenn die Mauer fertig iſt, zugeſtopft.
Oeffnungen in der Piſémauer, wie Thorwege, Thüren, Fenſter, werden ſo geſchloſſen, daß man je nach der Stärke der Mauer Kreuz- holz oder Blockzargen aufſtellt, und die Lehmmauern daran anſchlie- ßen und darüber fortſtampfen läßt, nachdem man bei Blockzargen Bretter dagegen und darüber gelegt hat.
Andere ziehen vor, dieſe Oeffnungen durch Gemäuer von ge- brannten Mauerſteinen mit Wölbungen einzufaſſen und zu ſchließen, welches aber, wenn beſonders viele Oeffnungen vorhanden ſind, den Vortheil der Erſparung, welchen die Piſémauern ſonſt gewähren, ſehr vermindern möchte; daſſelbe gilt, wenn man der größeren Feſtigkeit wegen die Ecken der Fronten, wie in Fig. 52., mit Mauerſteinpfei- lern einfaßt. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, daß geſtampfte Ecken eben ſo gut ſind.
Um Piſégebäude ganz gegen den Einfluß der Witterung zu ſchützen, würde wohl nichts weiter helfen als eine Verblendung von gebranntem Mauerſtein nach außen. Dies gilt ganz beſonders für zweiſtöckige, überhaupt hohe Gebäude dieſer Art und für hohe ſteile Giebel derſelben; alsdann aber würden ſie eben nicht viel wohlfeiler werden als andere Bauarten.
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ſen Kalkſtreifen eingezwickt; dies Verfahren dient zur beſſeren Halt-
barkeit eines künftig aufzubringenden Bewurfes (Abputzes).
Jſt eine Bretterhöhe vollgeſtampft, ſo wird die nächſte Schicht
zurückgerückt, damit die ſenkrechten Fugen der Schichten nicht auf ein-
ander treffen, ſondern ein Verband derſelben entſtehe. Wollte man
die ſenkrechten Fugen der einzelnen Lagen auf einander treffen laſſen,
ſo würden die Lehmmauern auf dieſen Punkten nicht nur auseinander-
trocknen, ſondern die dadurch entſtehenden einzelnen Stücken würden
auch weniger Standfähigkeit zeigen, als wenn Verband vorhanden iſt.
Jſt ein Satz (eine Formenhöhe) vollendet, ſo werden die For-
men abgenommen, die Schwellen ausgezogen und ein neuer Satz an-
gefangen, wie aus Fig. 52. zu erſehen.
Vorzüglich iſt zu beobachten, daß an den Ecken und bei Quer-
mauern nicht mit nur einer Form angefangen werde, ſondern daß im-
mer übergegriffen werden muß, alſo bei den Ecken nach 2 Seiten, bei
einſpringenden Mauern nach 3 Seiten.
Bevor friſche Erde aufgeſchüttet wird, muß die vorhergehende
Schicht mit einer Gartenſpritze angefeuchtet werden, was nicht zu un-
terlaſſen iſt. Die Löcher welche aus dem Einlegen der Gerüſtſchwellen
entſtehen, werden, wenn die Mauer fertig iſt, zugeſtopft.
Oeffnungen in der Piſémauer, wie Thorwege, Thüren, Fenſter,
werden ſo geſchloſſen, daß man je nach der Stärke der Mauer Kreuz-
holz oder Blockzargen aufſtellt, und die Lehmmauern daran anſchlie-
ßen und darüber fortſtampfen läßt, nachdem man bei Blockzargen
Bretter dagegen und darüber gelegt hat.
Andere ziehen vor, dieſe Oeffnungen durch Gemäuer von ge-
brannten Mauerſteinen mit Wölbungen einzufaſſen und zu ſchließen,
welches aber, wenn beſonders viele Oeffnungen vorhanden ſind, den
Vortheil der Erſparung, welchen die Piſémauern ſonſt gewähren, ſehr
vermindern möchte; daſſelbe gilt, wenn man der größeren Feſtigkeit
wegen die Ecken der Fronten, wie in Fig. 52., mit Mauerſteinpfei-
lern einfaßt. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, daß geſtampfte
Ecken eben ſo gut ſind.
Um Piſégebäude ganz gegen den Einfluß der Witterung zu
ſchützen, würde wohl nichts weiter helfen als eine Verblendung von
gebranntem Mauerſtein nach außen. Dies gilt ganz beſonders für
zweiſtöckige, überhaupt hohe Gebäude dieſer Art und für hohe ſteile
Giebel derſelben; alsdann aber würden ſie eben nicht viel wohlfeiler
werden als andere Bauarten.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/129>, abgerufen am 16.02.2025.
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