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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828.

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niger von Physiologie und Psychologie. Wie sich nun
überhaupt der Mensch allmählig immer freier und
selbständiger von der ihn umgebenden Natur abgelöst
hat, und während er sonst alles auf ein Äußeres,
auf Gott, die Natur, den Staat, das Volk bezog,
so jetzt alles auf sich bezieht, hat auch die Natur¬
wissenschaft dem allgemeinen Zuge folgen müssen und
ist mehr im Innern des Menschen eingekehrt. End¬
lich verdient es Beachtung, daß wir auch allmählich
angefangen haben, die Natur als ein Gewordenes,
in ihrer Entwicklung in der Zeit zu studiren, wäh¬
rend sie bisher fast immer nur als ein Gegebenes
im Raum in ihrer gegenwärtigen Erscheinung aufge¬
faßt worden war. In Frankreich hat Cuvier, unter
den Deutschen vorzüglich Werner und Steffens die¬
ses Feld der Untersuchung eröffnet und geläutert, und
ihre Forschungen über die Urzeit und über die frü¬
hern Revolutionen der Erde, begründet auf allge¬
meine Naturerfahrungen und Gesetze, haben das völ¬
lig leere oder nur mit mythischen Hypothesen beschrie¬
bene Blatt vor dem Buch der Natur auszufüllen
versucht.

Übrigens wird nicht nur zwischen Philosophen
und Empirikern, sondern auch unter den Empirikern
selbst unendlich viel gestritten. Beinah in jedem un¬
tergeordneten Gebiet der Naturwissenschaften gibt es
entgegengesetzte Ansichten. Man kann indeß diese Strei¬
tigkeiten kaum unter den ckarakteristischen Erscheinun¬
gen unsrer Zeit anführen, da man über die Natur

niger von Phyſiologie und Pſychologie. Wie ſich nun
uͤberhaupt der Menſch allmaͤhlig immer freier und
ſelbſtaͤndiger von der ihn umgebenden Natur abgeloͤst
hat, und waͤhrend er ſonſt alles auf ein Äußeres,
auf Gott, die Natur, den Staat, das Volk bezog,
ſo jetzt alles auf ſich bezieht, hat auch die Natur¬
wiſſenſchaft dem allgemeinen Zuge folgen muͤſſen und
iſt mehr im Innern des Menſchen eingekehrt. End¬
lich verdient es Beachtung, daß wir auch allmaͤhlich
angefangen haben, die Natur als ein Gewordenes,
in ihrer Entwicklung in der Zeit zu ſtudiren, waͤh¬
rend ſie bisher faſt immer nur als ein Gegebenes
im Raum in ihrer gegenwaͤrtigen Erſcheinung aufge¬
faßt worden war. In Frankreich hat Cuvier, unter
den Deutſchen vorzuͤglich Werner und Steffens die¬
ſes Feld der Unterſuchung eroͤffnet und gelaͤutert, und
ihre Forſchungen uͤber die Urzeit und uͤber die fruͤ¬
hern Revolutionen der Erde, begruͤndet auf allge¬
meine Naturerfahrungen und Geſetze, haben das voͤl¬
lig leere oder nur mit mythiſchen Hypotheſen beſchrie¬
bene Blatt vor dem Buch der Natur auszufuͤllen
verſucht.

Übrigens wird nicht nur zwiſchen Philoſophen
und Empirikern, ſondern auch unter den Empirikern
ſelbſt unendlich viel geſtritten. Beinah in jedem un¬
tergeordneten Gebiet der Naturwiſſenſchaften gibt es
entgegengeſetzte Anſichten. Man kann indeß dieſe Strei¬
tigkeiten kaum unter den ckarakteriſtiſchen Erſcheinun¬
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[24/0034] niger von Phyſiologie und Pſychologie. Wie ſich nun uͤberhaupt der Menſch allmaͤhlig immer freier und ſelbſtaͤndiger von der ihn umgebenden Natur abgeloͤst hat, und waͤhrend er ſonſt alles auf ein Äußeres, auf Gott, die Natur, den Staat, das Volk bezog, ſo jetzt alles auf ſich bezieht, hat auch die Natur¬ wiſſenſchaft dem allgemeinen Zuge folgen muͤſſen und iſt mehr im Innern des Menſchen eingekehrt. End¬ lich verdient es Beachtung, daß wir auch allmaͤhlich angefangen haben, die Natur als ein Gewordenes, in ihrer Entwicklung in der Zeit zu ſtudiren, waͤh¬ rend ſie bisher faſt immer nur als ein Gegebenes im Raum in ihrer gegenwaͤrtigen Erſcheinung aufge¬ faßt worden war. In Frankreich hat Cuvier, unter den Deutſchen vorzuͤglich Werner und Steffens die¬ ſes Feld der Unterſuchung eroͤffnet und gelaͤutert, und ihre Forſchungen uͤber die Urzeit und uͤber die fruͤ¬ hern Revolutionen der Erde, begruͤndet auf allge¬ meine Naturerfahrungen und Geſetze, haben das voͤl¬ lig leere oder nur mit mythiſchen Hypotheſen beſchrie¬ bene Blatt vor dem Buch der Natur auszufuͤllen verſucht. Übrigens wird nicht nur zwiſchen Philoſophen und Empirikern, ſondern auch unter den Empirikern ſelbſt unendlich viel geſtritten. Beinah in jedem un¬ tergeordneten Gebiet der Naturwiſſenſchaften gibt es entgegengeſetzte Anſichten. Man kann indeß dieſe Strei¬ tigkeiten kaum unter den ckarakteriſtiſchen Erſcheinun¬ gen unſrer Zeit anfuͤhren, da man uͤber die Natur

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/34>, abgerufen am 21.11.2024.