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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828.

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ist da, die liebe Freude, nun sitzen wir fröhlich bei¬
sammen etc.

Die cholerischen Lieder setzen eine hohe lei¬
denschaftliche Flamme voraus, und werden selten ge¬
dichtet, wo diese Flamme nicht wirklich in des Dich¬
ters Busen lodert. Sie passen nur für exaltirte Zu¬
stände, und da man sich im gewöhnlichen Leben da¬
mit nicht sonderlich beliebt macht, so werden sie auch
weniger erkünstelt. Ihr Gegenstand ist stürmische
Begeisterung für Ehre, Freiheit, Vaterland und zor¬
niges Entflammen gegen den Feind, das Laster, die
Schwäche. Selten ist dieß Feuer der Leidenschaft
rein persönlich, weil persönliche Leidenschaft selten
poetisch ist. Meistentheils ist es eine gesellige, natio¬
nelle Begeisterung, die in diesen Liedern flammt. Un¬
ter jenen seltenen Feuerseelen, für deren persönliche
Leidenschaft wir uns wegen ihrer Reinheit und Tiefe
interessiren, steht unter uns Deutschen Hölderlin oben
an. Der göttliche Wahnsinn dieses Dichters ist in
seiner Art das Herrlichste, was die Poesie kennt.

Die jüngstvergangene Zeit der patriotischen Be¬
geisterung hat eine große Menge Vaterlands-, Frei¬
heits- und Kriegslieder hervorgerufen. Schon früher
hatte Schiller den Grundton dazu angegeben. Kör¬
ner, Arndt, Schenkendorf haben zu ihrer Zeit sehr
zeitgemäß gesungen und wahre Begeisterung erweckt.
Die schönsten Lieder aber waren die von Ludwig
Follen, schmetternde Trompetenklänge, freudig, herr¬
lich, voll wilder und unbändiger Schlachtenlust.

iſt da, die liebe Freude, nun ſitzen wir froͤhlich bei¬
ſammen ꝛc.

Die choleriſchen Lieder ſetzen eine hohe lei¬
denſchaftliche Flamme voraus, und werden ſelten ge¬
dichtet, wo dieſe Flamme nicht wirklich in des Dich¬
ters Buſen lodert. Sie paſſen nur fuͤr exaltirte Zu¬
ſtaͤnde, und da man ſich im gewoͤhnlichen Leben da¬
mit nicht ſonderlich beliebt macht, ſo werden ſie auch
weniger erkuͤnſtelt. Ihr Gegenſtand iſt ſtuͤrmiſche
Begeiſterung fuͤr Ehre, Freiheit, Vaterland und zor¬
niges Entflammen gegen den Feind, das Laſter, die
Schwaͤche. Selten iſt dieß Feuer der Leidenſchaft
rein perſoͤnlich, weil perſoͤnliche Leidenſchaft ſelten
poetiſch iſt. Meiſtentheils iſt es eine geſellige, natio¬
nelle Begeiſterung, die in dieſen Liedern flammt. Un¬
ter jenen ſeltenen Feuerſeelen, fuͤr deren perſoͤnliche
Leidenſchaft wir uns wegen ihrer Reinheit und Tiefe
intereſſiren, ſteht unter uns Deutſchen Hoͤlderlin oben
an. Der goͤttliche Wahnſinn dieſes Dichters iſt in
ſeiner Art das Herrlichſte, was die Poeſie kennt.

Die juͤngſtvergangene Zeit der patriotiſchen Be¬
geiſterung hat eine große Menge Vaterlands-, Frei¬
heits- und Kriegslieder hervorgerufen. Schon fruͤher
hatte Schiller den Grundton dazu angegeben. Koͤr¬
ner, Arndt, Schenkendorf haben zu ihrer Zeit ſehr
zeitgemaͤß geſungen und wahre Begeiſterung erweckt.
Die ſchoͤnſten Lieder aber waren die von Ludwig
Follen, ſchmetternde Trompetenklaͤnge, freudig, herr¬
lich, voll wilder und unbaͤndiger Schlachtenluſt.

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[256 [253]/0263] iſt da, die liebe Freude, nun ſitzen wir froͤhlich bei¬ ſammen ꝛc. Die choleriſchen Lieder ſetzen eine hohe lei¬ denſchaftliche Flamme voraus, und werden ſelten ge¬ dichtet, wo dieſe Flamme nicht wirklich in des Dich¬ ters Buſen lodert. Sie paſſen nur fuͤr exaltirte Zu¬ ſtaͤnde, und da man ſich im gewoͤhnlichen Leben da¬ mit nicht ſonderlich beliebt macht, ſo werden ſie auch weniger erkuͤnſtelt. Ihr Gegenſtand iſt ſtuͤrmiſche Begeiſterung fuͤr Ehre, Freiheit, Vaterland und zor¬ niges Entflammen gegen den Feind, das Laſter, die Schwaͤche. Selten iſt dieß Feuer der Leidenſchaft rein perſoͤnlich, weil perſoͤnliche Leidenſchaft ſelten poetiſch iſt. Meiſtentheils iſt es eine geſellige, natio¬ nelle Begeiſterung, die in dieſen Liedern flammt. Un¬ ter jenen ſeltenen Feuerſeelen, fuͤr deren perſoͤnliche Leidenſchaft wir uns wegen ihrer Reinheit und Tiefe intereſſiren, ſteht unter uns Deutſchen Hoͤlderlin oben an. Der goͤttliche Wahnſinn dieſes Dichters iſt in ſeiner Art das Herrlichſte, was die Poeſie kennt. Die juͤngſtvergangene Zeit der patriotiſchen Be¬ geiſterung hat eine große Menge Vaterlands-, Frei¬ heits- und Kriegslieder hervorgerufen. Schon fruͤher hatte Schiller den Grundton dazu angegeben. Koͤr¬ ner, Arndt, Schenkendorf haben zu ihrer Zeit ſehr zeitgemaͤß geſungen und wahre Begeiſterung erweckt. Die ſchoͤnſten Lieder aber waren die von Ludwig Follen, ſchmetternde Trompetenklaͤnge, freudig, herr¬ lich, voll wilder und unbaͤndiger Schlachtenluſt.

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 256 [253]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/263>, abgerufen am 24.11.2024.