Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.Natur haben sich ausgeglichen, jedes ein wenig nach Bei den öffentlichen Volksgerichten muß im Ge¬ Aus dem Princip der Romanisten fließt auf dop¬ Natur haben ſich ausgeglichen, jedes ein wenig nach Bei den oͤffentlichen Volksgerichten muß im Ge¬ Aus dem Princip der Romaniſten fließt auf dop¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="252"/> Natur haben ſich ausgeglichen, jedes ein wenig nach<lb/> dem andern gemodelt, und an die Stelle der rohen<lb/> Barbarei iſt eine cultivirte Barbarei getreten.</p><lb/> <p>Bei den oͤffentlichen Volksgerichten muß im Ge¬<lb/> gentheil die Volksnatur, die Landesſitte einen unge¬<lb/> kraͤnkten Antheil an der Beurtheilung der Rechts¬<lb/> faͤlle haben. Ich uͤberſehe alle die großen Nachtheile,<lb/> die dies mit ſich fuͤhrt. Bei einem ſolchen Verfahren<lb/> werden alle Vorurtheile, wird alle Barbarei der Na¬<lb/> tion genaͤhrt, wenn ſie anders nicht einen geiſtigen<lb/> Entwicklungstrieb in ſich hat, der ſie weiter bringt.<lb/> Dennoch aber iſt zwiſchen der Conſequenz der Wiſſen¬<lb/> ſchaft und zwiſchen der rohen Volksſitte eine ſehr<lb/> gangbare Mittelſtraße, wie zwiſchen der Tyrannei<lb/> der roͤmiſchen Weltherrſchaft und zwiſchen der Bar¬<lb/> barei der Chineſen. Wer ſagt, daß er das reine<lb/> Licht mit ſich fuͤhre? Sind es etwa jene Romani¬<lb/> ſten, die unſer gutes Recht verbannt, oder jene Je¬<lb/> ſuiten, die Paraquay mit ihrem Sonnenſymbol ver¬<lb/> goldet? Wir wollen nicht im Dunkel bleiben, aber<lb/> wie das Licht urſpruͤnglich in Farben ſich zerſetzt, ſo<lb/> werden wir das Licht des Rechts auch nur wieder<lb/> aus den nationellen Farben uns zu laͤutern vermoͤ¬<lb/> gen. Geſunde Entwicklung der Nation fuͤhrt allein<lb/> zur Cultur und Wiſſenſchaft. Wo Wiſſenſchaft und<lb/> Sitte in gehaͤſſiger Trennung ſich befinden, wird ſie<lb/> doppelte Zerſtoͤrung treffen.</p><lb/> <p>Aus dem Princip der Romaniſten fließt auf dop¬<lb/> pelte Weiſe ein unermeßlicher Nachtheil fuͤr das Volk.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [252/0262]
Natur haben ſich ausgeglichen, jedes ein wenig nach
dem andern gemodelt, und an die Stelle der rohen
Barbarei iſt eine cultivirte Barbarei getreten.
Bei den oͤffentlichen Volksgerichten muß im Ge¬
gentheil die Volksnatur, die Landesſitte einen unge¬
kraͤnkten Antheil an der Beurtheilung der Rechts¬
faͤlle haben. Ich uͤberſehe alle die großen Nachtheile,
die dies mit ſich fuͤhrt. Bei einem ſolchen Verfahren
werden alle Vorurtheile, wird alle Barbarei der Na¬
tion genaͤhrt, wenn ſie anders nicht einen geiſtigen
Entwicklungstrieb in ſich hat, der ſie weiter bringt.
Dennoch aber iſt zwiſchen der Conſequenz der Wiſſen¬
ſchaft und zwiſchen der rohen Volksſitte eine ſehr
gangbare Mittelſtraße, wie zwiſchen der Tyrannei
der roͤmiſchen Weltherrſchaft und zwiſchen der Bar¬
barei der Chineſen. Wer ſagt, daß er das reine
Licht mit ſich fuͤhre? Sind es etwa jene Romani¬
ſten, die unſer gutes Recht verbannt, oder jene Je¬
ſuiten, die Paraquay mit ihrem Sonnenſymbol ver¬
goldet? Wir wollen nicht im Dunkel bleiben, aber
wie das Licht urſpruͤnglich in Farben ſich zerſetzt, ſo
werden wir das Licht des Rechts auch nur wieder
aus den nationellen Farben uns zu laͤutern vermoͤ¬
gen. Geſunde Entwicklung der Nation fuͤhrt allein
zur Cultur und Wiſſenſchaft. Wo Wiſſenſchaft und
Sitte in gehaͤſſiger Trennung ſich befinden, wird ſie
doppelte Zerſtoͤrung treffen.
Aus dem Princip der Romaniſten fließt auf dop¬
pelte Weiſe ein unermeßlicher Nachtheil fuͤr das Volk.
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