Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.die durch ihre Natur zu absoluter Passivität ver¬ Dies sind die Bestandtheile der Masse, aus So lange nicht alle Menschen vollkommen gleich die durch ihre Natur zu abſoluter Paſſivitaͤt ver¬ Dies ſind die Beſtandtheile der Maſſe, aus So lange nicht alle Menſchen vollkommen gleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0248" n="238"/> die durch ihre Natur zu abſoluter Paſſivitaͤt ver¬<lb/> dammt ſind.</p><lb/> <p>Dies ſind die <hi rendition="#g">Beſtandtheile</hi> der Maſſe, aus<lb/> welchen die Politik beſtaͤndig etwas zu machen ſtrebt,<lb/> was bald dem einen, bald dem andern Beſtandtheil<lb/> unangemeſſen, daher niemals von Dauer iſt. Die<lb/> Republikaner adeln den Poͤbel und er iſt dieſes Adels<lb/> nicht wuͤrdig, er zwingt ſie zur Diktatur oder er<lb/> vernichtet ſie; ſie muͤſſen auf ihn treten, oder er zer¬<lb/> tritt ſie. Die Servilen erkennen umgekehrt auch nicht<lb/> einmal den wenigen echten Freien den Adel der Frei¬<lb/> heit zu und wenn ſie gleich die Claſſen der Geſell¬<lb/> ſchaft ziemlich richtig beurtheilen, ſo rechnen ſie doch<lb/> nicht auf die Individuen. Sie ſtellen Claſſen feſt,<lb/> die allerdings dem Unterſchied der Menſchen im All¬<lb/> gemeinen entſprechen, aber ſie vergeſſen, darauf Ruͤck¬<lb/> ſicht zu nehmen, daß auch immer jedes Individuum<lb/> der ihm angemeſſenen Claſſe einverleibt ſey. Die Freien<lb/> empoͤren ſich beſtaͤndig gegen ſie, weil ſie dieſelben<lb/> aus der Geſellſchaft ausſchließen wollen, aber auch<lb/> die Unfreien ſtehn von Zeit zu Zeit wider ſie auf,<lb/> wenn ſich erſt Individuen genug in einer Claſſe der<lb/> Geſellſchaft angehaͤuft haben, die, ihrer natuͤrlichen<lb/> Anlage, ihren Kraͤften gemaͤß, einer andern Claſſe<lb/> angehoͤren.</p><lb/> <p>So lange nicht alle Menſchen vollkommen gleich<lb/> und zwar alle zugleich ſelbſtaͤndig und genial ſind,<lb/> iſt weder an eine vollkommene Theokratie noch an<lb/> eine vollkommene Freiheit zu denken, beide wuͤrden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [238/0248]
die durch ihre Natur zu abſoluter Paſſivitaͤt ver¬
dammt ſind.
Dies ſind die Beſtandtheile der Maſſe, aus
welchen die Politik beſtaͤndig etwas zu machen ſtrebt,
was bald dem einen, bald dem andern Beſtandtheil
unangemeſſen, daher niemals von Dauer iſt. Die
Republikaner adeln den Poͤbel und er iſt dieſes Adels
nicht wuͤrdig, er zwingt ſie zur Diktatur oder er
vernichtet ſie; ſie muͤſſen auf ihn treten, oder er zer¬
tritt ſie. Die Servilen erkennen umgekehrt auch nicht
einmal den wenigen echten Freien den Adel der Frei¬
heit zu und wenn ſie gleich die Claſſen der Geſell¬
ſchaft ziemlich richtig beurtheilen, ſo rechnen ſie doch
nicht auf die Individuen. Sie ſtellen Claſſen feſt,
die allerdings dem Unterſchied der Menſchen im All¬
gemeinen entſprechen, aber ſie vergeſſen, darauf Ruͤck¬
ſicht zu nehmen, daß auch immer jedes Individuum
der ihm angemeſſenen Claſſe einverleibt ſey. Die Freien
empoͤren ſich beſtaͤndig gegen ſie, weil ſie dieſelben
aus der Geſellſchaft ausſchließen wollen, aber auch
die Unfreien ſtehn von Zeit zu Zeit wider ſie auf,
wenn ſich erſt Individuen genug in einer Claſſe der
Geſellſchaft angehaͤuft haben, die, ihrer natuͤrlichen
Anlage, ihren Kraͤften gemaͤß, einer andern Claſſe
angehoͤren.
So lange nicht alle Menſchen vollkommen gleich
und zwar alle zugleich ſelbſtaͤndig und genial ſind,
iſt weder an eine vollkommene Theokratie noch an
eine vollkommene Freiheit zu denken, beide wuͤrden
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