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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.

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es kein erhabneres außer dem seinigen gibt. Indeß
konnte man auf dem äußersten Extrem sich nicht lange
halten. Natur und Kunst waffneten sich gegen Fichte.
Der unermeßlichen Forschung öffnete sich die Natur
als eine gleichsam plastisch erstarrte Philosophie. Die
Gegenstände der Natur selbst ordneten sich in ein
System. Die Entdeckungen in der Organologie ver¬
drängten den Mechanismus, welcher als Gegensatz
den Idealisten Vorschub gethan. Man konnte das
geistige Princip der Natur nicht länger verkennen
und der alte Pantheismus ward wieder aufgenom¬
men. Zu gleicher Zeit war alles für die Kunst enthu¬
siastisch geworden, und da das Schöne stets mittel¬
bar oder unmittelbar an die materielle Natur geknüpft
ist, so ward überall auf diese hingewiesen. Sanft
senkte sich der menschliche Genius von unwirthbaren
Höhen wieder zum grünen mütterlichen Boden hinab.

Unter diesen Umständen ergriff der große Schel¬
ling
wieder die von Fichte verlaßne Kantische Re¬
lation zwischen Subject und Object und erhob sie zur
absoluten Identität. Man hätte denken sollen, er
werde wieder einseitig nur das Object, die mate¬
rielle Natur, geltend machen, und von dieser falschen
Folgerung verleitet, haben ihn auch viele unverstän¬
dige Gegner nur als Naturphilosophen verschrien.
Es war ihm aber nicht blos Fichtes Subject, son¬
dern auch dessen Einseitigkeit überhaupt entgegenge¬
setzt, und wenn er die Naturphilosophie neu begrün¬
dete, so war dieselbe doch nur der eine Theil seiner

es kein erhabneres außer dem ſeinigen gibt. Indeß
konnte man auf dem aͤußerſten Extrem ſich nicht lange
halten. Natur und Kunſt waffneten ſich gegen Fichte.
Der unermeßlichen Forſchung oͤffnete ſich die Natur
als eine gleichſam plaſtiſch erſtarrte Philoſophie. Die
Gegenſtaͤnde der Natur ſelbſt ordneten ſich in ein
Syſtem. Die Entdeckungen in der Organologie ver¬
draͤngten den Mechanismus, welcher als Gegenſatz
den Idealiſten Vorſchub gethan. Man konnte das
geiſtige Princip der Natur nicht laͤnger verkennen
und der alte Pantheismus ward wieder aufgenom¬
men. Zu gleicher Zeit war alles fuͤr die Kunſt enthu¬
ſiaſtiſch geworden, und da das Schoͤne ſtets mittel¬
bar oder unmittelbar an die materielle Natur geknuͤpft
iſt, ſo ward uͤberall auf dieſe hingewieſen. Sanft
ſenkte ſich der menſchliche Genius von unwirthbaren
Hoͤhen wieder zum gruͤnen muͤtterlichen Boden hinab.

Unter dieſen Umſtaͤnden ergriff der große Schel¬
ling
wieder die von Fichte verlaßne Kantiſche Re¬
lation zwiſchen Subject und Object und erhob ſie zur
abſoluten Identitaͤt. Man haͤtte denken ſollen, er
werde wieder einſeitig nur das Object, die mate¬
rielle Natur, geltend machen, und von dieſer falſchen
Folgerung verleitet, haben ihn auch viele unverſtaͤn¬
dige Gegner nur als Naturphiloſophen verſchrien.
Es war ihm aber nicht blos Fichtes Subject, ſon¬
dern auch deſſen Einſeitigkeit uͤberhaupt entgegenge¬
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[166/0176] es kein erhabneres außer dem ſeinigen gibt. Indeß konnte man auf dem aͤußerſten Extrem ſich nicht lange halten. Natur und Kunſt waffneten ſich gegen Fichte. Der unermeßlichen Forſchung oͤffnete ſich die Natur als eine gleichſam plaſtiſch erſtarrte Philoſophie. Die Gegenſtaͤnde der Natur ſelbſt ordneten ſich in ein Syſtem. Die Entdeckungen in der Organologie ver¬ draͤngten den Mechanismus, welcher als Gegenſatz den Idealiſten Vorſchub gethan. Man konnte das geiſtige Princip der Natur nicht laͤnger verkennen und der alte Pantheismus ward wieder aufgenom¬ men. Zu gleicher Zeit war alles fuͤr die Kunſt enthu¬ ſiaſtiſch geworden, und da das Schoͤne ſtets mittel¬ bar oder unmittelbar an die materielle Natur geknuͤpft iſt, ſo ward uͤberall auf dieſe hingewieſen. Sanft ſenkte ſich der menſchliche Genius von unwirthbaren Hoͤhen wieder zum gruͤnen muͤtterlichen Boden hinab. Unter dieſen Umſtaͤnden ergriff der große Schel¬ ling wieder die von Fichte verlaßne Kantiſche Re¬ lation zwiſchen Subject und Object und erhob ſie zur abſoluten Identitaͤt. Man haͤtte denken ſollen, er werde wieder einſeitig nur das Object, die mate¬ rielle Natur, geltend machen, und von dieſer falſchen Folgerung verleitet, haben ihn auch viele unverſtaͤn¬ dige Gegner nur als Naturphiloſophen verſchrien. Es war ihm aber nicht blos Fichtes Subject, ſon¬ dern auch deſſen Einſeitigkeit uͤberhaupt entgegenge¬ ſetzt, und wenn er die Naturphiloſophie neu begruͤn¬ dete, ſo war dieſelbe doch nur der eine Theil ſeiner

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/176>, abgerufen am 27.11.2024.