Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.gesucht. Es gab sogar eine " natürliche Geschichte des Es gibt eine ansehnliche Classe von Protestan¬ Die Heiden im Christenthum, oder die alle histo¬ geſucht. Es gab ſogar eine « natuͤrliche Geſchichte des Es gibt eine anſehnliche Claſſe von Proteſtan¬ Die Heiden im Chriſtenthum, oder die alle hiſto¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="131"/> geſucht. Es gab ſogar eine « natuͤrliche Geſchichte des<lb/> großen Propheten,» darin Chriſtus als ein ganz ar¬<lb/> tiger Romanheld erſcheint, zu geſchweigen der Ab¬<lb/> ſcheulichkeiten, die vorzuͤglich im letzten Jahrhundert<lb/> die chriſtliche Tradition nicht erklaͤren, nicht wider¬<lb/> legen, ſondern nur beſchmutzen ſollten. Sie ſind jetzt<lb/> meiſt vergeſſen, weil der Atheismus im Indifferen¬<lb/> tismus wie Feuer im Rauch aufgegangen iſt.</p><lb/> <p>Es gibt eine anſehnliche Claſſe von Proteſtan¬<lb/> ten, die namentlich ſeit Voltaire von jeder Art Frei¬<lb/> geiſterei verſucht worden ſind, und die ihre Zweifel<lb/> weder zu beſeitigen, noch ihr Beduͤrfniß nach dem<lb/> Glauben zu unterdruͤcken wiſſen, die ſich daher in<lb/> großer Angſt befinden, ſich beſtaͤndig zur andaͤchtigen<lb/> Erbauung zwingen, und doch immer dabei von einem<lb/> ſchadenfrohen Teufel geſtoͤrt werden. Dieſes unbe¬<lb/> hagliche Gefuͤhl, dieſe Unruhe treibt ſie in den Ka¬<lb/> tholicismus und in den Pietismus. Bei weitem die<lb/> groͤßre Menge iſt aber gleichguͤltig, laͤßt Zweifel und<lb/> Beweiſe auf ſich herunterregnen, und ſcheint in ihrer<lb/> Geiſtloſigkeit ſo gut, als ob ſie geiſtreich waͤre, zu<lb/> wiſſen, daß es nur Worte ſind.</p><lb/> <p>Die Heiden im Chriſtenthum, oder die alle hiſto¬<lb/> riſche Tradition deſſelben ſammt der Bibel verachten,<lb/> und die man desfalls, ſonderbar genug, Atheiſten<lb/> genannt hat, als ob ſie nicht ſo gut, als die Chri¬<lb/> ſten, einen Gott glaubten, dieſe raͤudigen Schafe fin¬<lb/> den ſich in den verſchiednen Heerden zerſtreut und<lb/> ſtecken die glaͤubigen Seelen nicht ſelten mit Zwei¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0141]
geſucht. Es gab ſogar eine « natuͤrliche Geſchichte des
großen Propheten,» darin Chriſtus als ein ganz ar¬
tiger Romanheld erſcheint, zu geſchweigen der Ab¬
ſcheulichkeiten, die vorzuͤglich im letzten Jahrhundert
die chriſtliche Tradition nicht erklaͤren, nicht wider¬
legen, ſondern nur beſchmutzen ſollten. Sie ſind jetzt
meiſt vergeſſen, weil der Atheismus im Indifferen¬
tismus wie Feuer im Rauch aufgegangen iſt.
Es gibt eine anſehnliche Claſſe von Proteſtan¬
ten, die namentlich ſeit Voltaire von jeder Art Frei¬
geiſterei verſucht worden ſind, und die ihre Zweifel
weder zu beſeitigen, noch ihr Beduͤrfniß nach dem
Glauben zu unterdruͤcken wiſſen, die ſich daher in
großer Angſt befinden, ſich beſtaͤndig zur andaͤchtigen
Erbauung zwingen, und doch immer dabei von einem
ſchadenfrohen Teufel geſtoͤrt werden. Dieſes unbe¬
hagliche Gefuͤhl, dieſe Unruhe treibt ſie in den Ka¬
tholicismus und in den Pietismus. Bei weitem die
groͤßre Menge iſt aber gleichguͤltig, laͤßt Zweifel und
Beweiſe auf ſich herunterregnen, und ſcheint in ihrer
Geiſtloſigkeit ſo gut, als ob ſie geiſtreich waͤre, zu
wiſſen, daß es nur Worte ſind.
Die Heiden im Chriſtenthum, oder die alle hiſto¬
riſche Tradition deſſelben ſammt der Bibel verachten,
und die man desfalls, ſonderbar genug, Atheiſten
genannt hat, als ob ſie nicht ſo gut, als die Chri¬
ſten, einen Gott glaubten, dieſe raͤudigen Schafe fin¬
den ſich in den verſchiednen Heerden zerſtreut und
ſtecken die glaͤubigen Seelen nicht ſelten mit Zwei¬
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