Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.sonders im Alter, in den Schooß einer Kirche, die Wenden wir uns zur protestantischen Lite¬ ſonders im Alter, in den Schooß einer Kirche, die Wenden wir uns zur proteſtantiſchen Lite¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0125" n="115"/> ſonders im Alter, in den Schooß einer Kirche, die<lb/> ihnen Vergebung aller Suͤnden unbedingt gewaͤhren<lb/> kann, waͤhrend ihnen der Proteſtantismus die ſchwere<lb/> Bedingung der Beſſerung auflegt. Nachdem ſie alle<lb/> phyſiſchen und geiſtigen Wolluͤſte durchgenoſſen, ſu¬<lb/> chen ſie jene alleinſeligmachende Mutter auf und moͤch¬<lb/> ten gerne, von ihrer Liebe getragen, lebendig zum<lb/> Himmel fahren. Doch gibt es auch wieder andre,<lb/> die zwar ziemlich moraliſch leben, aber eine ganz er¬<lb/> baͤrmliche Furcht vor dem alten Adam, vor der Erb¬<lb/> ſuͤnde und vor allen den Fehlern haben, die ſie un¬<lb/> bewußt begehen, und die ſie um die Seligkeit zu<lb/> bringen drohen. Um alſo auf alle Faͤlle ſicher zu ſeyn,<lb/> ergeben ſie ſich in die Gnade des Apoſtels, der das<lb/> Amt der Schluͤſſel fuͤhrt. Nach dem Maaß ihrer Suͤnd¬<lb/> haftigkeit machen die erſtern auch mehr, als die letz¬<lb/> tern von der Gnade Geraͤuſch und uͤbertaͤuben ſich<lb/> ſelbſt und andre mit ihren Verſicherungen. So talent¬<lb/> voll aber auch einige dieſer gefallenen Engel den Ka¬<lb/> tholicismus geprieſen haben, ſie laſſen doch immer<lb/> einen Reſt zuruͤck, der nicht aufgeht, ihr irdiſch Theil<lb/> von Selbſtbetrug oder Schmutz, der dann mit dem<lb/> Heiligen, das ſie verfechten, in den auffallendſten<lb/> Contraſt tritt und mit Recht jeden ehrlichen Mann<lb/> indignirt.</p><lb/> <p>Wenden wir uns zur <hi rendition="#g">proteſtantiſchen</hi> Lite¬<lb/> ratur, ſo kann uns nicht entgehn, daß ſie ungleich<lb/> der katholiſchen eine hoͤhere Bedeutung fuͤr die Con¬<lb/> feſſion und einen groͤßern Einfluß auf die Confeſſions¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0125]
ſonders im Alter, in den Schooß einer Kirche, die
ihnen Vergebung aller Suͤnden unbedingt gewaͤhren
kann, waͤhrend ihnen der Proteſtantismus die ſchwere
Bedingung der Beſſerung auflegt. Nachdem ſie alle
phyſiſchen und geiſtigen Wolluͤſte durchgenoſſen, ſu¬
chen ſie jene alleinſeligmachende Mutter auf und moͤch¬
ten gerne, von ihrer Liebe getragen, lebendig zum
Himmel fahren. Doch gibt es auch wieder andre,
die zwar ziemlich moraliſch leben, aber eine ganz er¬
baͤrmliche Furcht vor dem alten Adam, vor der Erb¬
ſuͤnde und vor allen den Fehlern haben, die ſie un¬
bewußt begehen, und die ſie um die Seligkeit zu
bringen drohen. Um alſo auf alle Faͤlle ſicher zu ſeyn,
ergeben ſie ſich in die Gnade des Apoſtels, der das
Amt der Schluͤſſel fuͤhrt. Nach dem Maaß ihrer Suͤnd¬
haftigkeit machen die erſtern auch mehr, als die letz¬
tern von der Gnade Geraͤuſch und uͤbertaͤuben ſich
ſelbſt und andre mit ihren Verſicherungen. So talent¬
voll aber auch einige dieſer gefallenen Engel den Ka¬
tholicismus geprieſen haben, ſie laſſen doch immer
einen Reſt zuruͤck, der nicht aufgeht, ihr irdiſch Theil
von Selbſtbetrug oder Schmutz, der dann mit dem
Heiligen, das ſie verfechten, in den auffallendſten
Contraſt tritt und mit Recht jeden ehrlichen Mann
indignirt.
Wenden wir uns zur proteſtantiſchen Lite¬
ratur, ſo kann uns nicht entgehn, daß ſie ungleich
der katholiſchen eine hoͤhere Bedeutung fuͤr die Con¬
feſſion und einen groͤßern Einfluß auf die Confeſſions¬
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