Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.gung. Überdem ist es gewöhnlich der strenge Gegen¬ Man hat vorzüglich bemerkt, daß die meisten An die poetischen Katholiken hat sich eine Schar gung. Überdem iſt es gewoͤhnlich der ſtrenge Gegen¬ Man hat vorzuͤglich bemerkt, daß die meiſten An die poetiſchen Katholiken hat ſich eine Schar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0124" n="114"/> gung. Überdem iſt es gewoͤhnlich der ſtrenge Gegen¬<lb/> ſatz ihrer angebornen Natur und ihres anerzognen<lb/> Glaubens, der ſie zu ſo eifrigen Vertheidigern des<lb/> Katholicismus gemacht hat; es ſind gewoͤhnlich ur¬<lb/> ſpruͤnglich Proteſtanten, die in ihrer Kirche ſich nicht<lb/> befriedigt gefunden und Proſelyten geworden ſind.<lb/> Geborne Katholiken werden von Jugend auf an ihre<lb/> Kirche gewoͤhnt, Proteſtanten erſcheint ſie neu, wun¬<lb/> derbar, und der Contraſt, der ſie zum Übertritt ver¬<lb/> anlaßt, erweckt ihnen auch den Eifer, der alle Pro¬<lb/> ſelyten auszuzeichnen pflegt.</p><lb/> <p>Man hat vorzuͤglich bemerkt, daß die meiſten<lb/> jener poetiſchen Gemuͤther in Rom bekehrt werden,<lb/> daß der Anblick dieſer Stadt den Eindruck aus ſie<lb/> macht, der ſie zu einem, wie man nicht laͤugnen<lb/> kann, ſo gewagten Entſchluß bringt. Dies beweist<lb/> aber gerade, von welcher Seite ſie den Katholicis¬<lb/> mus betrachten. Es iſt nicht ſowohl der Glaube, der<lb/> hier und dort derſelbe iſt, ſondern die ſchlechte Dorf¬<lb/> kirche, die ſie hier kalt laͤßt, und das prachtvolle<lb/> Rom, das ſie dort mit den gewaltigen Eindruͤcken<lb/> der Kunſt bezaubert.</p><lb/> <p>An die poetiſchen Katholiken hat ſich eine Schar<lb/> armer Suͤnder angeſchloſſen, uͤber welche die Pro¬<lb/> teſtanten ein gewaltiges Geſchrei erhoben haben. Es<lb/> gibt naͤmlich viele ſinnliche und verſtandesſchwache<lb/> Menſchen, die eben ſo ſtark zur Suͤnde hingetrieben<lb/> werden, als ſie ſich vor dem dunkeln Verhaͤngniß<lb/> fuͤrchten, das ſie ſtrafen ſoll. Solche fluͤchten, be¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0124]
gung. Überdem iſt es gewoͤhnlich der ſtrenge Gegen¬
ſatz ihrer angebornen Natur und ihres anerzognen
Glaubens, der ſie zu ſo eifrigen Vertheidigern des
Katholicismus gemacht hat; es ſind gewoͤhnlich ur¬
ſpruͤnglich Proteſtanten, die in ihrer Kirche ſich nicht
befriedigt gefunden und Proſelyten geworden ſind.
Geborne Katholiken werden von Jugend auf an ihre
Kirche gewoͤhnt, Proteſtanten erſcheint ſie neu, wun¬
derbar, und der Contraſt, der ſie zum Übertritt ver¬
anlaßt, erweckt ihnen auch den Eifer, der alle Pro¬
ſelyten auszuzeichnen pflegt.
Man hat vorzuͤglich bemerkt, daß die meiſten
jener poetiſchen Gemuͤther in Rom bekehrt werden,
daß der Anblick dieſer Stadt den Eindruck aus ſie
macht, der ſie zu einem, wie man nicht laͤugnen
kann, ſo gewagten Entſchluß bringt. Dies beweist
aber gerade, von welcher Seite ſie den Katholicis¬
mus betrachten. Es iſt nicht ſowohl der Glaube, der
hier und dort derſelbe iſt, ſondern die ſchlechte Dorf¬
kirche, die ſie hier kalt laͤßt, und das prachtvolle
Rom, das ſie dort mit den gewaltigen Eindruͤcken
der Kunſt bezaubert.
An die poetiſchen Katholiken hat ſich eine Schar
armer Suͤnder angeſchloſſen, uͤber welche die Pro¬
teſtanten ein gewaltiges Geſchrei erhoben haben. Es
gibt naͤmlich viele ſinnliche und verſtandesſchwache
Menſchen, die eben ſo ſtark zur Suͤnde hingetrieben
werden, als ſie ſich vor dem dunkeln Verhaͤngniß
fuͤrchten, das ſie ſtrafen ſoll. Solche fluͤchten, be¬
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