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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.

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nur geringe Anzahl von Assassinen der sieben Berge
gibt, die sich, eine zweite Judenschaft, zu Kammer¬
knechten des heiligen Stuhls aufgedrungen und auf
den Märkten auch der Literatur umherschleichen und
uns auch dießmal statt des Ablasses, der sehr charak¬
teristisch die Reformation bezeichnet, jetzt Fesseln brin¬
gen, die eben so charakteristisch das Zeitalter der
Restauration bezeichnen. Man kann sie wie die Ju¬
den in alttestamentalische Schwärmer und in Schlau¬
köpfe eintheilen, und wo sie sich anlegen, gibt es
Schmutz. Dieser Schmutz, womit sie alles, was die
Entwicklung der Zeit diesseits der Reformation se¬
gensreiches mit sich gebracht, auf empörende Weise
besudeln, ihre dummdreiste Verläugnung aller Erfah¬
rung, des Zeitgeistes und der Cultur, und die wider¬
liche Affectation, mit der sie dennoch einen philoso¬
phischen Styl erkünsteln möchten, ihre unverschämte
Zelotengeberde, die Blutgier, die uns aus ihrem
Wolfsrachen unter dem Schafpelz entgegenlechzt, und
die Raffinerie, womit sie Personen verlästern und
verfolgen, um in den Häuptern die Heerde zu schla¬
gen, alle diese Kunstgriffe stempeln ihre Werke zu
dem Elendesten, was die Literatur hervorbringen
kann, und Dank sey es der Wachsamkeit der Prote¬
stanten, die wenigstens die Ehre der Literatur rettet,
indem sie wie ein reinlicher Hauswirth den Schmutz
auskehrt, sollte sie auch die Gefahr, die davon droht,
zu sehr überschätzen. Diese verzweifelten Zeloten sind
der großen gemäßigten Partei unter den Katholiken

nur geringe Anzahl von Aſſaſſinen der ſieben Berge
gibt, die ſich, eine zweite Judenſchaft, zu Kammer¬
knechten des heiligen Stuhls aufgedrungen und auf
den Maͤrkten auch der Literatur umherſchleichen und
uns auch dießmal ſtatt des Ablaſſes, der ſehr charak¬
teriſtiſch die Reformation bezeichnet, jetzt Feſſeln brin¬
gen, die eben ſo charakteriſtiſch das Zeitalter der
Reſtauration bezeichnen. Man kann ſie wie die Ju¬
den in altteſtamentaliſche Schwaͤrmer und in Schlau¬
koͤpfe eintheilen, und wo ſie ſich anlegen, gibt es
Schmutz. Dieſer Schmutz, womit ſie alles, was die
Entwicklung der Zeit dieſſeits der Reformation ſe¬
gensreiches mit ſich gebracht, auf empoͤrende Weiſe
beſudeln, ihre dummdreiſte Verlaͤugnung aller Erfah¬
rung, des Zeitgeiſtes und der Cultur, und die wider¬
liche Affectation, mit der ſie dennoch einen philoſo¬
phiſchen Styl erkuͤnſteln moͤchten, ihre unverſchaͤmte
Zelotengeberde, die Blutgier, die uns aus ihrem
Wolfsrachen unter dem Schafpelz entgegenlechzt, und
die Raffinerie, womit ſie Perſonen verlaͤſtern und
verfolgen, um in den Haͤuptern die Heerde zu ſchla¬
gen, alle dieſe Kunſtgriffe ſtempeln ihre Werke zu
dem Elendeſten, was die Literatur hervorbringen
kann, und Dank ſey es der Wachſamkeit der Prote¬
ſtanten, die wenigſtens die Ehre der Literatur rettet,
indem ſie wie ein reinlicher Hauswirth den Schmutz
auskehrt, ſollte ſie auch die Gefahr, die davon droht,
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der großen gemaͤßigten Partei unter den Katholiken

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[110/0120] nur geringe Anzahl von Aſſaſſinen der ſieben Berge gibt, die ſich, eine zweite Judenſchaft, zu Kammer¬ knechten des heiligen Stuhls aufgedrungen und auf den Maͤrkten auch der Literatur umherſchleichen und uns auch dießmal ſtatt des Ablaſſes, der ſehr charak¬ teriſtiſch die Reformation bezeichnet, jetzt Feſſeln brin¬ gen, die eben ſo charakteriſtiſch das Zeitalter der Reſtauration bezeichnen. Man kann ſie wie die Ju¬ den in altteſtamentaliſche Schwaͤrmer und in Schlau¬ koͤpfe eintheilen, und wo ſie ſich anlegen, gibt es Schmutz. Dieſer Schmutz, womit ſie alles, was die Entwicklung der Zeit dieſſeits der Reformation ſe¬ gensreiches mit ſich gebracht, auf empoͤrende Weiſe beſudeln, ihre dummdreiſte Verlaͤugnung aller Erfah¬ rung, des Zeitgeiſtes und der Cultur, und die wider¬ liche Affectation, mit der ſie dennoch einen philoſo¬ phiſchen Styl erkuͤnſteln moͤchten, ihre unverſchaͤmte Zelotengeberde, die Blutgier, die uns aus ihrem Wolfsrachen unter dem Schafpelz entgegenlechzt, und die Raffinerie, womit ſie Perſonen verlaͤſtern und verfolgen, um in den Haͤuptern die Heerde zu ſchla¬ gen, alle dieſe Kunſtgriffe ſtempeln ihre Werke zu dem Elendeſten, was die Literatur hervorbringen kann, und Dank ſey es der Wachſamkeit der Prote¬ ſtanten, die wenigſtens die Ehre der Literatur rettet, indem ſie wie ein reinlicher Hauswirth den Schmutz auskehrt, ſollte ſie auch die Gefahr, die davon droht, zu ſehr uͤberſchaͤtzen. Dieſe verzweifelten Zeloten ſind der großen gemaͤßigten Partei unter den Katholiken

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur01_1828/120>, abgerufen am 26.11.2024.