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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Münze.
grössten technischen Schwierigkeiten führen, und, wofern die-
selbe auch nur halbwegs sorgfältig vorgenommen werden sollte,
ökonomische Opfer in Anspruch nehmen, welche in keinem Ver-
hältnisse zum Course der Münzen stehen würden. Zu welchen
Schwierigkeiten dagegen der Mangel an kleiner Münze führt,
ist für jeden des Verkehres Kundigen leicht ersichtlich.

"Eine kleinere Münze als 2 Annas," erzählt Bastian, "giebt
es in Siam nicht, und wer etwas unter diesem Preise zu kaufen
wünschte, hatte zu warten, bis das Hinzutreten eines neuen Be-
dürfnisses die Ausgabe eines solchen rechtfertigte, oder musste
sich mit andern Kauflustigen zusammenthun, und sich mit ihnen
halbpart berechnen. Mitunter konnte man sich durch Tassen
Reis helfen und in Socatra sollen kleine Stücke Ghi oder Butter
zum auswechseln dienen." In Mexiko erhielt Bastian in den
Städten Seifenstücke, auf dem Lande Eier als Scheidemünze.
Auf dem Hochlande Perus pflegen die Eingebornen einen Korb
parat zu halten, der, in Fächerchen getheilt, in dem einen
Nähnadeln, in dem andern Zwirnknäuel, im andern Wachskerzen,
oder sonstige Dinge des täglichen Verbrauches enthält und bieten
hievon in Auswahl nach dem Betrage der rückständigen Scheide-
münze. Im obern Birma gebraucht man für die kleinsten Ein-
käufe, wie Früchte, Cigarren etc., Bleiklumpen, von denen jeder
Kaufmann einen grossen Kasten voll neben sich hat, und die
auf einer massiveren Wage als das Silber gewogen werden. In
Dörfern, wo keine Aussicht ist, Silber zu wechseln, muss für
kleine Einkäufe der Diener mit einem schweren Sack Blei folgen.

In den meisten Culturstaaten weicht man den technischen
und ökonomischen Schwierigkeiten, welche mit der Ausmünzung
der edlen Metalle in allzuleichte Stücke verbunden sind, indess
dadurch aus, dass man Münzen aus irgend einem gemeinen
Metalle, zumeist aus Kupfer oder Bronce prägt.

Da schon aus Bequemlichkeitsrücksichten Niemand ohne
Noth einen grössern Theil seines Tauschvorrathes in jenen
Münzen anlegt, so haben sie lediglich eine secundäre Stellung
im Verkehre und können zur grössern Bequemlichkeit der
Tauschenden sogar ohne Schaden nur halbwichtig, oder noch
darunter ausgeprägt werden, vorausgesetzt nur, dass sie jeder-
zeit gegen Münze aus edlem Metalle beim Münzherrn einge-
wechselt werden können, oder doch nur in so geringer Menge

Die Münze.
grössten technischen Schwierigkeiten führen, und, wofern die-
selbe auch nur halbwegs sorgfältig vorgenommen werden sollte,
ökonomische Opfer in Anspruch nehmen, welche in keinem Ver-
hältnisse zum Course der Münzen stehen würden. Zu welchen
Schwierigkeiten dagegen der Mangel an kleiner Münze führt,
ist für jeden des Verkehres Kundigen leicht ersichtlich.

„Eine kleinere Münze als 2 Annas,“ erzählt Bastian, „giebt
es in Siam nicht, und wer etwas unter diesem Preise zu kaufen
wünschte, hatte zu warten, bis das Hinzutreten eines neuen Be-
dürfnisses die Ausgabe eines solchen rechtfertigte, oder musste
sich mit andern Kauflustigen zusammenthun, und sich mit ihnen
halbpart berechnen. Mitunter konnte man sich durch Tassen
Reis helfen und in Socatra sollen kleine Stücke Ghi oder Butter
zum auswechseln dienen.“ In Mexiko erhielt Bastian in den
Städten Seifenstücke, auf dem Lande Eier als Scheidemünze.
Auf dem Hochlande Perus pflegen die Eingebornen einen Korb
parat zu halten, der, in Fächerchen getheilt, in dem einen
Nähnadeln, in dem andern Zwirnknäuel, im andern Wachskerzen,
oder sonstige Dinge des täglichen Verbrauches enthält und bieten
hievon in Auswahl nach dem Betrage der rückständigen Scheide-
münze. Im obern Birma gebraucht man für die kleinsten Ein-
käufe, wie Früchte, Cigarren etc., Bleiklumpen, von denen jeder
Kaufmann einen grossen Kasten voll neben sich hat, und die
auf einer massiveren Wage als das Silber gewogen werden. In
Dörfern, wo keine Aussicht ist, Silber zu wechseln, muss für
kleine Einkäufe der Diener mit einem schweren Sack Blei folgen.

In den meisten Culturstaaten weicht man den technischen
und ökonomischen Schwierigkeiten, welche mit der Ausmünzung
der edlen Metalle in allzuleichte Stücke verbunden sind, indess
dadurch aus, dass man Münzen aus irgend einem gemeinen
Metalle, zumeist aus Kupfer oder Bronce prägt.

Da schon aus Bequemlichkeitsrücksichten Niemand ohne
Noth einen grössern Theil seines Tauschvorrathes in jenen
Münzen anlegt, so haben sie lediglich eine secundäre Stellung
im Verkehre und können zur grössern Bequemlichkeit der
Tauschenden sogar ohne Schaden nur halbwichtig, oder noch
darunter ausgeprägt werden, vorausgesetzt nur, dass sie jeder-
zeit gegen Münze aus edlem Metalle beim Münzherrn einge-
wechselt werden können, oder doch nur in so geringer Menge

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[284/0302] Die Münze. grössten technischen Schwierigkeiten führen, und, wofern die- selbe auch nur halbwegs sorgfältig vorgenommen werden sollte, ökonomische Opfer in Anspruch nehmen, welche in keinem Ver- hältnisse zum Course der Münzen stehen würden. Zu welchen Schwierigkeiten dagegen der Mangel an kleiner Münze führt, ist für jeden des Verkehres Kundigen leicht ersichtlich. „Eine kleinere Münze als 2 Annas,“ erzählt Bastian, „giebt es in Siam nicht, und wer etwas unter diesem Preise zu kaufen wünschte, hatte zu warten, bis das Hinzutreten eines neuen Be- dürfnisses die Ausgabe eines solchen rechtfertigte, oder musste sich mit andern Kauflustigen zusammenthun, und sich mit ihnen halbpart berechnen. Mitunter konnte man sich durch Tassen Reis helfen und in Socatra sollen kleine Stücke Ghi oder Butter zum auswechseln dienen.“ In Mexiko erhielt Bastian in den Städten Seifenstücke, auf dem Lande Eier als Scheidemünze. Auf dem Hochlande Perus pflegen die Eingebornen einen Korb parat zu halten, der, in Fächerchen getheilt, in dem einen Nähnadeln, in dem andern Zwirnknäuel, im andern Wachskerzen, oder sonstige Dinge des täglichen Verbrauches enthält und bieten hievon in Auswahl nach dem Betrage der rückständigen Scheide- münze. Im obern Birma gebraucht man für die kleinsten Ein- käufe, wie Früchte, Cigarren etc., Bleiklumpen, von denen jeder Kaufmann einen grossen Kasten voll neben sich hat, und die auf einer massiveren Wage als das Silber gewogen werden. In Dörfern, wo keine Aussicht ist, Silber zu wechseln, muss für kleine Einkäufe der Diener mit einem schweren Sack Blei folgen. In den meisten Culturstaaten weicht man den technischen und ökonomischen Schwierigkeiten, welche mit der Ausmünzung der edlen Metalle in allzuleichte Stücke verbunden sind, indess dadurch aus, dass man Münzen aus irgend einem gemeinen Metalle, zumeist aus Kupfer oder Bronce prägt. Da schon aus Bequemlichkeitsrücksichten Niemand ohne Noth einen grössern Theil seines Tauschvorrathes in jenen Münzen anlegt, so haben sie lediglich eine secundäre Stellung im Verkehre und können zur grössern Bequemlichkeit der Tauschenden sogar ohne Schaden nur halbwichtig, oder noch darunter ausgeprägt werden, vorausgesetzt nur, dass sie jeder- zeit gegen Münze aus edlem Metalle beim Münzherrn einge- wechselt werden können, oder doch nur in so geringer Menge

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/302>, abgerufen am 22.11.2024.