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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber die Absatzfähigkeit der Waaren.
halten" der Waaren für den Eigner der Regel nach mit nicht
unbeträchtlichen ökonomischen Opfern verbunden ist. Was für
die Absatzfähigkeit der Waaren in räumlicher Beziehung die
Frachtkosten und Frachtspesen, das sind für die zeitlichen
Grenzen der Absatzfähigkeit der Waaren die Kosten der Lage-
rung, der Conservirung und die Zinsverluste. Ein Viehhändler,
welcher unter unsern Culturverhältnissen eine Heerde Schlacht-
thiere feil hält, wird wegen ihrer beschränkten Conservirungs-
fähigkeit, wegen der Zinsverluste, hauptsächlich aber um der
sonstigen ökonomischen Opfer willen, welche mit dem Besitze
dieser Thiere als "Waaren" verbunden sind, für den Absatz der-
selben innerhalb gewisser zeitlicher Grenzen nothwendigerweise
Sorge tragen müssen, und auch der Wollhändler, der Eisen-
händler besitzen Waaren, deren Absatzfähigkeit zum Theile aus
physischen, zum Theile aus ökonomischen Gründen (Lagerungs-
kosten, Zinsverluste) auf gewisse Zeitgrenzen beschränkt ist.

Auch rücksichtlich dieser letztern können wir indess bei den
verschiedenen Waaren eine stark in die Augen fallende Ver-
schiedenheit beobachten. Die zeitlichen Grenzen, innerhalb welcher
z. B. Austern, frisches Fleisch, manche zubereitete Speisen und
Getränke, Blumensträusse, Programme für bevorstehende Fest-
lichkeiten, politische Tagesblätter u. s. f. Absatz finden können,
beschränken sich im Grossen und Ganzen auf wenige Tage,
nicht selten auf wenige Stunden, die der meisten frischen Baum-
früchte, vieler Modewaaren, von Wildpret, von Topfgewächsen
u. dgl. m. auf wenige Wochen, die anderer ähnlicher Waaren
auf wenige Monate, während dieselben bei noch anderen Waaren,
zum mindesten soweit dieselben von ihrer Conservirungsdauer
und dem andauernden Bedarfe an jenen Gütern abhängen, sich
auf Jahre, Jahrzehnte und selbst auf Jahrhunderte erstrecken.

Hiezu tritt nun noch der Umstand, dass die mit der Con-
servirung und Lagerung der Waaren verbundenen ökonomischen
Opfer ausserordentlich verschieden sind und dadurch ein weiteres
sehr wichtiges Moment der Verschiedenheit der zeitlichen
Grenzen der Absatzfähigkeit der Waaren entsteht. Wer Brenn-
holz oder Bausteine feil hält, die er im Freien lagern kann,
wird der Regel nach nicht so sehr zu einem raschen Absatz
gedrängt sein, als ein Möbelhändler, und dieser wieder weniger

Ueber die Absatzfähigkeit der Waaren.
halten“ der Waaren für den Eigner der Regel nach mit nicht
unbeträchtlichen ökonomischen Opfern verbunden ist. Was für
die Absatzfähigkeit der Waaren in räumlicher Beziehung die
Frachtkosten und Frachtspesen, das sind für die zeitlichen
Grenzen der Absatzfähigkeit der Waaren die Kosten der Lage-
rung, der Conservirung und die Zinsverluste. Ein Viehhändler,
welcher unter unsern Culturverhältnissen eine Heerde Schlacht-
thiere feil hält, wird wegen ihrer beschränkten Conservirungs-
fähigkeit, wegen der Zinsverluste, hauptsächlich aber um der
sonstigen ökonomischen Opfer willen, welche mit dem Besitze
dieser Thiere als „Waaren“ verbunden sind, für den Absatz der-
selben innerhalb gewisser zeitlicher Grenzen nothwendigerweise
Sorge tragen müssen, und auch der Wollhändler, der Eisen-
händler besitzen Waaren, deren Absatzfähigkeit zum Theile aus
physischen, zum Theile aus ökonomischen Gründen (Lagerungs-
kosten, Zinsverluste) auf gewisse Zeitgrenzen beschränkt ist.

Auch rücksichtlich dieser letztern können wir indess bei den
verschiedenen Waaren eine stark in die Augen fallende Ver-
schiedenheit beobachten. Die zeitlichen Grenzen, innerhalb welcher
z. B. Austern, frisches Fleisch, manche zubereitete Speisen und
Getränke, Blumensträusse, Programme für bevorstehende Fest-
lichkeiten, politische Tagesblätter u. s. f. Absatz finden können,
beschränken sich im Grossen und Ganzen auf wenige Tage,
nicht selten auf wenige Stunden, die der meisten frischen Baum-
früchte, vieler Modewaaren, von Wildpret, von Topfgewächsen
u. dgl. m. auf wenige Wochen, die anderer ähnlicher Waaren
auf wenige Monate, während dieselben bei noch anderen Waaren,
zum mindesten soweit dieselben von ihrer Conservirungsdauer
und dem andauernden Bedarfe an jenen Gütern abhängen, sich
auf Jahre, Jahrzehnte und selbst auf Jahrhunderte erstrecken.

Hiezu tritt nun noch der Umstand, dass die mit der Con-
servirung und Lagerung der Waaren verbundenen ökonomischen
Opfer ausserordentlich verschieden sind und dadurch ein weiteres
sehr wichtiges Moment der Verschiedenheit der zeitlichen
Grenzen der Absatzfähigkeit der Waaren entsteht. Wer Brenn-
holz oder Bausteine feil hält, die er im Freien lagern kann,
wird der Regel nach nicht so sehr zu einem raschen Absatz
gedrängt sein, als ein Möbelhändler, und dieser wieder weniger

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[239/0257] Ueber die Absatzfähigkeit der Waaren. halten“ der Waaren für den Eigner der Regel nach mit nicht unbeträchtlichen ökonomischen Opfern verbunden ist. Was für die Absatzfähigkeit der Waaren in räumlicher Beziehung die Frachtkosten und Frachtspesen, das sind für die zeitlichen Grenzen der Absatzfähigkeit der Waaren die Kosten der Lage- rung, der Conservirung und die Zinsverluste. Ein Viehhändler, welcher unter unsern Culturverhältnissen eine Heerde Schlacht- thiere feil hält, wird wegen ihrer beschränkten Conservirungs- fähigkeit, wegen der Zinsverluste, hauptsächlich aber um der sonstigen ökonomischen Opfer willen, welche mit dem Besitze dieser Thiere als „Waaren“ verbunden sind, für den Absatz der- selben innerhalb gewisser zeitlicher Grenzen nothwendigerweise Sorge tragen müssen, und auch der Wollhändler, der Eisen- händler besitzen Waaren, deren Absatzfähigkeit zum Theile aus physischen, zum Theile aus ökonomischen Gründen (Lagerungs- kosten, Zinsverluste) auf gewisse Zeitgrenzen beschränkt ist. Auch rücksichtlich dieser letztern können wir indess bei den verschiedenen Waaren eine stark in die Augen fallende Ver- schiedenheit beobachten. Die zeitlichen Grenzen, innerhalb welcher z. B. Austern, frisches Fleisch, manche zubereitete Speisen und Getränke, Blumensträusse, Programme für bevorstehende Fest- lichkeiten, politische Tagesblätter u. s. f. Absatz finden können, beschränken sich im Grossen und Ganzen auf wenige Tage, nicht selten auf wenige Stunden, die der meisten frischen Baum- früchte, vieler Modewaaren, von Wildpret, von Topfgewächsen u. dgl. m. auf wenige Wochen, die anderer ähnlicher Waaren auf wenige Monate, während dieselben bei noch anderen Waaren, zum mindesten soweit dieselben von ihrer Conservirungsdauer und dem andauernden Bedarfe an jenen Gütern abhängen, sich auf Jahre, Jahrzehnte und selbst auf Jahrhunderte erstrecken. Hiezu tritt nun noch der Umstand, dass die mit der Con- servirung und Lagerung der Waaren verbundenen ökonomischen Opfer ausserordentlich verschieden sind und dadurch ein weiteres sehr wichtiges Moment der Verschiedenheit der zeitlichen Grenzen der Absatzfähigkeit der Waaren entsteht. Wer Brenn- holz oder Bausteine feil hält, die er im Freien lagern kann, wird der Regel nach nicht so sehr zu einem raschen Absatz gedrängt sein, als ein Möbelhändler, und dieser wieder weniger

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/257>, abgerufen am 21.11.2024.