nach der ökonomischen Sachlage geeignet sind, gegen die obigen zur directen Befriedigung der in Rede stehenden Bedürfnisse erforderlichen Güter umgetauscht zu werden, und es entfällt so- mit die obige besondere Voraussetzung des Güterwerthes.
Nun ist der Werth, wie wir sahen, die Bedeutung, welche ein Gut für uns dadurch erlangt, dass wir uns in der Befriedi- gung eines unserer Bedürfnisse von der Verfügung über dasselbe abhängig zu sein bewusst sind, so zwar, dass diese Befriedigung nicht erfolgen würde, wofern wir über das in Rede stehende Gut nicht zu verfügen vermöchten. Ohne das Eintreffen dieser Vorbedingung ist die Erscheinung des Werthes undenkbar, aber sie ist nicht geknüpft an die Vorbedingung der directen, oder aber der indirecten Sicherstellung unseres Bedarfes. Damit ein Gut Werth erlange, muss es uns die Befriedigung von Be- dürfnissen sichern, für welche nicht vorgesorgt wäre, wofern wir über jenes Gut nicht verfügen könnten; ob dies indess in directer oder indirecter Weise geschieht, ist überall dort, wo es sich um die allgemeine Erscheinung des Werthes handelt, ganz nebensächlich. Für einen isolirten Pelzjäger hat das Fell eines erlegten Bären nur insoferne Werth, als er die Befriedi- gung irgend eines Bedürfnisses entbehren müsste, wofern er dar- über nicht verfügen würde; für denselben Jäger hat, nachdem er in den Tauschverkehr getreten, das gleiche Pelzwerk genau unter denselben Voraussetzungen Werth. Der Unterschied in den beiden Fällen, der indess das Wesen der Wertherscheinung im Allgemeinen durchaus nicht berührt, besteht nur darin, dass der Pelzjäger im ersten Falle den schädlichen Einflüssen der Witterung preisgegeben wäre, oder die Befriedigung irgend eines andern Bedürfnisses entbehren müsste, zu welcher das in Rede stehende Gut in directer Weise verwendet werden kann, im zweiten Falle aber auf Bedürfnissbefriedigungen verzichten müsste, welche er mittelst jener Güter herbeizuführen vermag, über die er durch den Besitz des Pelzwerkes indirect (auf dem Wege des Tausches) zu verfügen vermag.
Der Werth in dem ersten und der Werth in dem zweiten Falle sind demnach lediglich zwei verschiedene Formen der- selben Erscheinung des wirthschaftlichen Lebens und bestehen beide in der Bedeutung, welche Güter für wirthschaftende Sub-
Gebrauchswerth und Tauschwerth.
nach der ökonomischen Sachlage geeignet sind, gegen die obigen zur directen Befriedigung der in Rede stehenden Bedürfnisse erforderlichen Güter umgetauscht zu werden, und es entfällt so- mit die obige besondere Voraussetzung des Güterwerthes.
Nun ist der Werth, wie wir sahen, die Bedeutung, welche ein Gut für uns dadurch erlangt, dass wir uns in der Befriedi- gung eines unserer Bedürfnisse von der Verfügung über dasselbe abhängig zu sein bewusst sind, so zwar, dass diese Befriedigung nicht erfolgen würde, wofern wir über das in Rede stehende Gut nicht zu verfügen vermöchten. Ohne das Eintreffen dieser Vorbedingung ist die Erscheinung des Werthes undenkbar, aber sie ist nicht geknüpft an die Vorbedingung der directen, oder aber der indirecten Sicherstellung unseres Bedarfes. Damit ein Gut Werth erlange, muss es uns die Befriedigung von Be- dürfnissen sichern, für welche nicht vorgesorgt wäre, wofern wir über jenes Gut nicht verfügen könnten; ob dies indess in directer oder indirecter Weise geschieht, ist überall dort, wo es sich um die allgemeine Erscheinung des Werthes handelt, ganz nebensächlich. Für einen isolirten Pelzjäger hat das Fell eines erlegten Bären nur insoferne Werth, als er die Befriedi- gung irgend eines Bedürfnisses entbehren müsste, wofern er dar- über nicht verfügen würde; für denselben Jäger hat, nachdem er in den Tauschverkehr getreten, das gleiche Pelzwerk genau unter denselben Voraussetzungen Werth. Der Unterschied in den beiden Fällen, der indess das Wesen der Wertherscheinung im Allgemeinen durchaus nicht berührt, besteht nur darin, dass der Pelzjäger im ersten Falle den schädlichen Einflüssen der Witterung preisgegeben wäre, oder die Befriedigung irgend eines andern Bedürfnisses entbehren müsste, zu welcher das in Rede stehende Gut in directer Weise verwendet werden kann, im zweiten Falle aber auf Bedürfnissbefriedigungen verzichten müsste, welche er mittelst jener Güter herbeizuführen vermag, über die er durch den Besitz des Pelzwerkes indirect (auf dem Wege des Tausches) zu verfügen vermag.
Der Werth in dem ersten und der Werth in dem zweiten Falle sind demnach lediglich zwei verschiedene Formen der- selben Erscheinung des wirthschaftlichen Lebens und bestehen beide in der Bedeutung, welche Güter für wirthschaftende Sub-
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Gebrauchswerth und Tauschwerth.
nach der ökonomischen Sachlage geeignet sind, gegen die obigen
zur directen Befriedigung der in Rede stehenden Bedürfnisse
erforderlichen Güter umgetauscht zu werden, und es entfällt so-
mit die obige besondere Voraussetzung des Güterwerthes.
Nun ist der Werth, wie wir sahen, die Bedeutung, welche
ein Gut für uns dadurch erlangt, dass wir uns in der Befriedi-
gung eines unserer Bedürfnisse von der Verfügung über dasselbe
abhängig zu sein bewusst sind, so zwar, dass diese Befriedigung
nicht erfolgen würde, wofern wir über das in Rede stehende
Gut nicht zu verfügen vermöchten. Ohne das Eintreffen dieser
Vorbedingung ist die Erscheinung des Werthes undenkbar,
aber sie ist nicht geknüpft an die Vorbedingung der directen,
oder aber der indirecten Sicherstellung unseres Bedarfes. Damit
ein Gut Werth erlange, muss es uns die Befriedigung von Be-
dürfnissen sichern, für welche nicht vorgesorgt wäre, wofern wir
über jenes Gut nicht verfügen könnten; ob dies indess in
directer oder indirecter Weise geschieht, ist überall dort, wo
es sich um die allgemeine Erscheinung des Werthes handelt,
ganz nebensächlich. Für einen isolirten Pelzjäger hat das Fell
eines erlegten Bären nur insoferne Werth, als er die Befriedi-
gung irgend eines Bedürfnisses entbehren müsste, wofern er dar-
über nicht verfügen würde; für denselben Jäger hat, nachdem
er in den Tauschverkehr getreten, das gleiche Pelzwerk genau
unter denselben Voraussetzungen Werth. Der Unterschied in
den beiden Fällen, der indess das Wesen der Wertherscheinung
im Allgemeinen durchaus nicht berührt, besteht nur darin, dass
der Pelzjäger im ersten Falle den schädlichen Einflüssen der
Witterung preisgegeben wäre, oder die Befriedigung irgend eines
andern Bedürfnisses entbehren müsste, zu welcher das in Rede
stehende Gut in directer Weise verwendet werden kann, im
zweiten Falle aber auf Bedürfnissbefriedigungen verzichten müsste,
welche er mittelst jener Güter herbeizuführen vermag, über die
er durch den Besitz des Pelzwerkes indirect (auf dem Wege
des Tausches) zu verfügen vermag.
Der Werth in dem ersten und der Werth in dem zweiten
Falle sind demnach lediglich zwei verschiedene Formen der-
selben Erscheinung des wirthschaftlichen Lebens und bestehen
beide in der Bedeutung, welche Güter für wirthschaftende Sub-
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/232>, abgerufen am 16.02.2025.
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