dass er zwar grössere Quantitäten umsetzen, aber dafür einen geringeren Erlös erzielen würde, als wofern er höhere Preise fixirt hätte, unrichtig vor allem wäre es, wenn er die Preise des Monopolgutes so tief stellen würde, dass er nicht sämmt- liche Concurrenten um das Monopolgut, für welche bei diesen Preisen die Grundlagen zu ökonomischen Täuschen vorliegen, mit der ihm verfügbaren Quantität des Monopolgutes versorgen könnte und einige derselben leer ausgehen würden, denn es wäre dies ein deutlicher Beweis dafür, dass er die Preise zu tief gestellt habe.
Bekräftigt wird das hier Gesagte durch Erfahrung und Ge- schichte. Die Politik aller Monopolisten hat sich inner- halb der obigen, ihrer ökonomischen Thätigkeit klar vorgezeich- neten Grenzen bewegt. Wenn die holländisch-ostindische Com- pagnie im siebzehnten Jahrhundert einen Theil der Gewürz- pflanzen auf den Molukken ausrotten liess, und auch sonst häufig grosse Mengen von Gewürzen in Ostindien und von Tabak in Nordamerika verbrannt wurden, wenn die Zünfte durch aller- hand Mittel die Zahl der Gewerbtreibenden möglichst zu be- schränken suchten (lange Lehrzeit, Verbot, mehr als eine be- stimmte Anzahl von Lehrjungen zu halten etc.), so waren dies insgesammt, vom monopolistischen Standpunkte aus betrachtet, richtige Massregeln, um die in den Verkehr gelangenden Quan- titäten der bezüglichen Monopol-Waaren in einer für die Interessen der Monopolisten, oder der Corporationen von solchen, günstigen Weise zu regeln. Als durch die freiere Gestaltung des Verkehrs, durch den Fabriksbetrieb und andere hier Einfluss nehmende Umstände, den Zünften die selbstän- dige Regulirung der in den Verkehr gelangenden Güterquanti- täten unmöglich gemacht worden war, wurde desshalb auch die ganze Zunftorganisation, soweit sie einen monopolistischen Cha- rakter hatte, wirkungslos. Die monopolistischen Taxen u. dgl. die Preisbildung direct beeinflussenden Momente mussten der Gewalt der grösseren in den Verkehr tretenden Güterquantitäten sofort weichen. Ursprünglich zunächst darauf berechnet, ein- zelne das Interesse der ganzen Zunft, beziehungsweise das In- teresse der Gesammtheit der Monopolisten verkennende Individuen, (Preisverderber!) in die der monopolistischen Gruppe nützlichen
Die Preisbildung im Monopolhandel.
dass er zwar grössere Quantitäten umsetzen, aber dafür einen geringeren Erlös erzielen würde, als wofern er höhere Preise fixirt hätte, unrichtig vor allem wäre es, wenn er die Preise des Monopolgutes so tief stellen würde, dass er nicht sämmt- liche Concurrenten um das Monopolgut, für welche bei diesen Preisen die Grundlagen zu ökonomischen Täuschen vorliegen, mit der ihm verfügbaren Quantität des Monopolgutes versorgen könnte und einige derselben leer ausgehen würden, denn es wäre dies ein deutlicher Beweis dafür, dass er die Preise zu tief gestellt habe.
Bekräftigt wird das hier Gesagte durch Erfahrung und Ge- schichte. Die Politik aller Monopolisten hat sich inner- halb der obigen, ihrer ökonomischen Thätigkeit klar vorgezeich- neten Grenzen bewegt. Wenn die holländisch-ostindische Com- pagnie im siebzehnten Jahrhundert einen Theil der Gewürz- pflanzen auf den Molukken ausrotten liess, und auch sonst häufig grosse Mengen von Gewürzen in Ostindien und von Tabak in Nordamerika verbrannt wurden, wenn die Zünfte durch aller- hand Mittel die Zahl der Gewerbtreibenden möglichst zu be- schränken suchten (lange Lehrzeit, Verbot, mehr als eine be- stimmte Anzahl von Lehrjungen zu halten etc.), so waren dies insgesammt, vom monopolistischen Standpunkte aus betrachtet, richtige Massregeln, um die in den Verkehr gelangenden Quan- titäten der bezüglichen Monopol-Waaren in einer für die Interessen der Monopolisten, oder der Corporationen von solchen, günstigen Weise zu regeln. Als durch die freiere Gestaltung des Verkehrs, durch den Fabriksbetrieb und andere hier Einfluss nehmende Umstände, den Zünften die selbstän- dige Regulirung der in den Verkehr gelangenden Güterquanti- täten unmöglich gemacht worden war, wurde desshalb auch die ganze Zunftorganisation, soweit sie einen monopolistischen Cha- rakter hatte, wirkungslos. Die monopolistischen Taxen u. dgl. die Preisbildung direct beeinflussenden Momente mussten der Gewalt der grösseren in den Verkehr tretenden Güterquantitäten sofort weichen. Ursprünglich zunächst darauf berechnet, ein- zelne das Interesse der ganzen Zunft, beziehungsweise das In- teresse der Gesammtheit der Monopolisten verkennende Individuen, (Preisverderber!) in die der monopolistischen Gruppe nützlichen
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[199/0217]
Die Preisbildung im Monopolhandel.
dass er zwar grössere Quantitäten umsetzen, aber dafür einen
geringeren Erlös erzielen würde, als wofern er höhere Preise
fixirt hätte, unrichtig vor allem wäre es, wenn er die Preise
des Monopolgutes so tief stellen würde, dass er nicht sämmt-
liche Concurrenten um das Monopolgut, für welche bei diesen
Preisen die Grundlagen zu ökonomischen Täuschen vorliegen,
mit der ihm verfügbaren Quantität des Monopolgutes versorgen
könnte und einige derselben leer ausgehen würden, denn es
wäre dies ein deutlicher Beweis dafür, dass er die Preise zu
tief gestellt habe.
Bekräftigt wird das hier Gesagte durch Erfahrung und Ge-
schichte. Die Politik aller Monopolisten hat sich inner-
halb der obigen, ihrer ökonomischen Thätigkeit klar vorgezeich-
neten Grenzen bewegt. Wenn die holländisch-ostindische Com-
pagnie im siebzehnten Jahrhundert einen Theil der Gewürz-
pflanzen auf den Molukken ausrotten liess, und auch sonst häufig
grosse Mengen von Gewürzen in Ostindien und von Tabak in
Nordamerika verbrannt wurden, wenn die Zünfte durch aller-
hand Mittel die Zahl der Gewerbtreibenden möglichst zu be-
schränken suchten (lange Lehrzeit, Verbot, mehr als eine be-
stimmte Anzahl von Lehrjungen zu halten etc.), so waren dies
insgesammt, vom monopolistischen Standpunkte aus betrachtet,
richtige Massregeln, um die in den Verkehr gelangenden Quan-
titäten der bezüglichen Monopol-Waaren in einer für die
Interessen der Monopolisten, oder der Corporationen von
solchen, günstigen Weise zu regeln. Als durch die freiere
Gestaltung des Verkehrs, durch den Fabriksbetrieb und andere
hier Einfluss nehmende Umstände, den Zünften die selbstän-
dige Regulirung der in den Verkehr gelangenden Güterquanti-
täten unmöglich gemacht worden war, wurde desshalb auch die
ganze Zunftorganisation, soweit sie einen monopolistischen Cha-
rakter hatte, wirkungslos. Die monopolistischen Taxen u. dgl.
die Preisbildung direct beeinflussenden Momente mussten der
Gewalt der grösseren in den Verkehr tretenden Güterquantitäten
sofort weichen. Ursprünglich zunächst darauf berechnet, ein-
zelne das Interesse der ganzen Zunft, beziehungsweise das In-
teresse der Gesammtheit der Monopolisten verkennende Individuen,
(Preisverderber!) in die der monopolistischen Gruppe nützlichen
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/217>, abgerufen am 08.07.2024.
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