ausgetauscht werden könnten, also z. B. eine Geldsumme und eine Quantität eines andern ökonomischen Gutes, welche eben- sowohl im Kaufe als im Verkaufe beliebig gegeneinander um- gesetzt werden könnten, kurz, Aequivalente im objectiven Sinne des Wortes, existiren desshalb -- selbst mit Rücksicht auf einen bestimmten Markt und einen bestimmten Zeitpunkt -- nicht, ja, was viel wichtiger ist, das tiefere Verständniss der Ursachen, welche zum Gütertausche und zum menschlichen Ver- kehre überhaupt führen, lehrt uns, dass solche Aequivalente durch die Natur des Verhältnisses selbst völlig ausgeschlossen sind und in Wirklichkeit gar nicht bestehen können.
Eine richtige Theorie der Preise kann demnach nicht die Aufgabe haben, jene angebliche, in Wahrheit aber nirgends be- stehende "Werthgleichheit" zwischen zwei Güterquantitäten zu erklären, eine Aufgabe, bei welcher der subjective Charakter des Werthes und die Natur des Tausches völlig verkannt werden, sondern muss darauf gerichtet sein, zu zeigen, wie die wirth- schaftenden Menschen bei ihrem auf die möglichst vollständige Befriedigung ihrer Bedürfnisse gerichteten Streben dazu geführt werden, Güter, und zwar bestimmte Quantitäten derselben gegeneinander hinzugeben. Wir werden aber bei den hier einschlägigen Untersuchen, nach der in diesem Werke überhaupt befolgten Methode, mit der Beobachtung der einfachsten Er- scheinungsform der Preisbildung beginnen und allmählig zu den complicirteren Erscheinungsformen derselben übergehen.
§. 1. Die Preisbildung beim isolirten Tausche.
Wir haben in dem vorigen Capitel gesehen, dass die Mög- lichkeit eines ökonomischen Austausches von Gütern an die Bedingung geknüpft ist, dass sich in der Verfügung eines wirth- schaftenden Subjectes Güter befinden, welche für dasselbe einen geringern Werth haben, als andere in der Verfügung eines andern wirthschaftenden Subjectes befindliche Güter, während bei diesem letztern das umgekehrte Verhältniss der Werthschätzung statt- finden muss. Hierin liegt nun aber bereits eine streng gezogene
Die Preisbildung beim isolirten Tausche.
ausgetauscht werden könnten, also z. B. eine Geldsumme und eine Quantität eines andern ökonomischen Gutes, welche eben- sowohl im Kaufe als im Verkaufe beliebig gegeneinander um- gesetzt werden könnten, kurz, Aequivalente im objectiven Sinne des Wortes, existiren desshalb — selbst mit Rücksicht auf einen bestimmten Markt und einen bestimmten Zeitpunkt — nicht, ja, was viel wichtiger ist, das tiefere Verständniss der Ursachen, welche zum Gütertausche und zum menschlichen Ver- kehre überhaupt führen, lehrt uns, dass solche Aequivalente durch die Natur des Verhältnisses selbst völlig ausgeschlossen sind und in Wirklichkeit gar nicht bestehen können.
Eine richtige Theorie der Preise kann demnach nicht die Aufgabe haben, jene angebliche, in Wahrheit aber nirgends be- stehende „Werthgleichheit“ zwischen zwei Güterquantitäten zu erklären, eine Aufgabe, bei welcher der subjective Charakter des Werthes und die Natur des Tausches völlig verkannt werden, sondern muss darauf gerichtet sein, zu zeigen, wie die wirth- schaftenden Menschen bei ihrem auf die möglichst vollständige Befriedigung ihrer Bedürfnisse gerichteten Streben dazu geführt werden, Güter, und zwar bestimmte Quantitäten derselben gegeneinander hinzugeben. Wir werden aber bei den hier einschlägigen Untersuchen, nach der in diesem Werke überhaupt befolgten Methode, mit der Beobachtung der einfachsten Er- scheinungsform der Preisbildung beginnen und allmählig zu den complicirteren Erscheinungsformen derselben übergehen.
§. 1. Die Preisbildung beim isolirten Tausche.
Wir haben in dem vorigen Capitel gesehen, dass die Mög- lichkeit eines ökonomischen Austausches von Gütern an die Bedingung geknüpft ist, dass sich in der Verfügung eines wirth- schaftenden Subjectes Güter befinden, welche für dasselbe einen geringern Werth haben, als andere in der Verfügung eines andern wirthschaftenden Subjectes befindliche Güter, während bei diesem letztern das umgekehrte Verhältniss der Werthschätzung statt- finden muss. Hierin liegt nun aber bereits eine streng gezogene
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Die Preisbildung beim isolirten Tausche.
ausgetauscht werden könnten, also z. B. eine Geldsumme und
eine Quantität eines andern ökonomischen Gutes, welche eben-
sowohl im Kaufe als im Verkaufe beliebig gegeneinander um-
gesetzt werden könnten, kurz, Aequivalente im objectiven
Sinne des Wortes, existiren desshalb — selbst mit Rücksicht
auf einen bestimmten Markt und einen bestimmten Zeitpunkt
— nicht, ja, was viel wichtiger ist, das tiefere Verständniss der
Ursachen, welche zum Gütertausche und zum menschlichen Ver-
kehre überhaupt führen, lehrt uns, dass solche Aequivalente
durch die Natur des Verhältnisses selbst völlig ausgeschlossen
sind und in Wirklichkeit gar nicht bestehen können.
Eine richtige Theorie der Preise kann demnach nicht die
Aufgabe haben, jene angebliche, in Wahrheit aber nirgends be-
stehende „Werthgleichheit“ zwischen zwei Güterquantitäten zu
erklären, eine Aufgabe, bei welcher der subjective Charakter des
Werthes und die Natur des Tausches völlig verkannt werden,
sondern muss darauf gerichtet sein, zu zeigen, wie die wirth-
schaftenden Menschen bei ihrem auf die möglichst vollständige
Befriedigung ihrer Bedürfnisse gerichteten Streben dazu geführt
werden, Güter, und zwar bestimmte Quantitäten derselben
gegeneinander hinzugeben. Wir werden aber bei den hier
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befolgten Methode, mit der Beobachtung der einfachsten Er-
scheinungsform der Preisbildung beginnen und allmählig zu den
complicirteren Erscheinungsformen derselben übergehen.
§. 1.
Die Preisbildung beim isolirten Tausche.
Wir haben in dem vorigen Capitel gesehen, dass die Mög-
lichkeit eines ökonomischen Austausches von Gütern an die
Bedingung geknüpft ist, dass sich in der Verfügung eines wirth-
schaftenden Subjectes Güter befinden, welche für dasselbe einen
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/193>, abgerufen am 02.03.2025.
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