sind, oder ob die Güter Aequivalente sind, weil sie im Aus- tausche gegen einander hingegeben werden, während eine solche Gleichheit des Werthes zweier Güterquantitäten (eine Gleichheit im objectiven Sinne) in Wahrheit nirgends besteht.
Der Irrthum, welcher den obigen Theorien zu Grunde liegt, wird sofort ersichtlich, wenn wir uns von der Einseitigkeit frei machen, welche bisher in der Beobachtung der Preiserschei- nungen zu Tage getreten ist. Aequivalente (im objectiven Sinne der Wortes) könnten nur solche Güterquantitäten genannt wer- den, welche sich in einem gegebenen Momente in beliebiger Weise umsetzen liessen, so zwar, dass, falls die eine angeboten würde, die andere dafür zu erwerben wäre, und so umgekehrt. Solche Aequivalente sind nun aber im wirthschaftlichen Leben der Menschen nirgends vorhanden. Gäbe es nämlich Aequivalente in diesem Sinne, so wäre nicht abzusehen, warum nicht jeder Tausch, insolange die Conjunctur noch unverändert ist, rück- gängig gemacht werden könnte. Man setze den Fall, A habe sein Haus dem B gegen dessen Landgut, oder gegen eine Summe von 20.000 Thalern, hingegeben. Wären nun die obigen Güter durch das Tauschgeschäft Aequivalente im objectiven Sinne des Wortes geworden, oder vor dem Tausche schon solche gewesen, so wäre nicht abzusehen, warum die beiden Tauschenden nicht bereit sein sollten, den Tausch sofort wieder rückgängig zu machen, während doch die Erfahrung lehrt, dass in solch einem Falle der Regel nach Keiner von Beiden einem solchen Arrangement seine Zustimmung geben würde.
Die gleiche Beobachtung kann ebensowohl unter den ent- wickeltesten Verkehrsverhältnissen und zwar selbst rücksichtlich der absatzfähigsten Waaren gemacht werden. Man versuche, auf einem Getreidemarkte, oder auf einer Effectenbörse Getreide, be- ziehungsweise Effecten, zu kaufen und, ehe die Conjunctur eine Veränderung erfahren, dieselben wieder zu veräussern, oder im selben Momente eine Waare zu verkaufen und eine gleiche zu kaufen, und man wird leicht zur Ueberzeugung gelangen, dass die Differenz, welche zwischen den Preisen beim Anbote und jenen bei der Nachfrage besteht, keine blosse Zufälligkeit, son- dern eine allgemeine Erscheinung der Volkswirthschaft ist.
Waaren, welche gegeneinander in bestimmten Quantitäten
Die Lehre vom Preise.
sind, oder ob die Güter Aequivalente sind, weil sie im Aus- tausche gegen einander hingegeben werden, während eine solche Gleichheit des Werthes zweier Güterquantitäten (eine Gleichheit im objectiven Sinne) in Wahrheit nirgends besteht.
Der Irrthum, welcher den obigen Theorien zu Grunde liegt, wird sofort ersichtlich, wenn wir uns von der Einseitigkeit frei machen, welche bisher in der Beobachtung der Preiserschei- nungen zu Tage getreten ist. Aequivalente (im objectiven Sinne der Wortes) könnten nur solche Güterquantitäten genannt wer- den, welche sich in einem gegebenen Momente in beliebiger Weise umsetzen liessen, so zwar, dass, falls die eine angeboten würde, die andere dafür zu erwerben wäre, und so umgekehrt. Solche Aequivalente sind nun aber im wirthschaftlichen Leben der Menschen nirgends vorhanden. Gäbe es nämlich Aequivalente in diesem Sinne, so wäre nicht abzusehen, warum nicht jeder Tausch, insolange die Conjunctur noch unverändert ist, rück- gängig gemacht werden könnte. Man setze den Fall, A habe sein Haus dem B gegen dessen Landgut, oder gegen eine Summe von 20.000 Thalern, hingegeben. Wären nun die obigen Güter durch das Tauschgeschäft Aequivalente im objectiven Sinne des Wortes geworden, oder vor dem Tausche schon solche gewesen, so wäre nicht abzusehen, warum die beiden Tauschenden nicht bereit sein sollten, den Tausch sofort wieder rückgängig zu machen, während doch die Erfahrung lehrt, dass in solch einem Falle der Regel nach Keiner von Beiden einem solchen Arrangement seine Zustimmung geben würde.
Die gleiche Beobachtung kann ebensowohl unter den ent- wickeltesten Verkehrsverhältnissen und zwar selbst rücksichtlich der absatzfähigsten Waaren gemacht werden. Man versuche, auf einem Getreidemarkte, oder auf einer Effectenbörse Getreide, be- ziehungsweise Effecten, zu kaufen und, ehe die Conjunctur eine Veränderung erfahren, dieselben wieder zu veräussern, oder im selben Momente eine Waare zu verkaufen und eine gleiche zu kaufen, und man wird leicht zur Ueberzeugung gelangen, dass die Differenz, welche zwischen den Preisen beim Anbote und jenen bei der Nachfrage besteht, keine blosse Zufälligkeit, son- dern eine allgemeine Erscheinung der Volkswirthschaft ist.
Waaren, welche gegeneinander in bestimmten Quantitäten
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Die Lehre vom Preise.
sind, oder ob die Güter Aequivalente sind, weil sie im Aus-
tausche gegen einander hingegeben werden, während eine solche
Gleichheit des Werthes zweier Güterquantitäten (eine Gleichheit
im objectiven Sinne) in Wahrheit nirgends besteht.
Der Irrthum, welcher den obigen Theorien zu Grunde
liegt, wird sofort ersichtlich, wenn wir uns von der Einseitigkeit
frei machen, welche bisher in der Beobachtung der Preiserschei-
nungen zu Tage getreten ist. Aequivalente (im objectiven Sinne
der Wortes) könnten nur solche Güterquantitäten genannt wer-
den, welche sich in einem gegebenen Momente in beliebiger
Weise umsetzen liessen, so zwar, dass, falls die eine angeboten
würde, die andere dafür zu erwerben wäre, und so umgekehrt.
Solche Aequivalente sind nun aber im wirthschaftlichen Leben
der Menschen nirgends vorhanden. Gäbe es nämlich Aequivalente
in diesem Sinne, so wäre nicht abzusehen, warum nicht jeder
Tausch, insolange die Conjunctur noch unverändert ist, rück-
gängig gemacht werden könnte. Man setze den Fall, A habe
sein Haus dem B gegen dessen Landgut, oder gegen eine Summe
von 20.000 Thalern, hingegeben. Wären nun die obigen Güter
durch das Tauschgeschäft Aequivalente im objectiven Sinne des
Wortes geworden, oder vor dem Tausche schon solche gewesen,
so wäre nicht abzusehen, warum die beiden Tauschenden nicht
bereit sein sollten, den Tausch sofort wieder rückgängig zu
machen, während doch die Erfahrung lehrt, dass in solch einem
Falle der Regel nach Keiner von Beiden einem solchen Arrangement
seine Zustimmung geben würde.
Die gleiche Beobachtung kann ebensowohl unter den ent-
wickeltesten Verkehrsverhältnissen und zwar selbst rücksichtlich
der absatzfähigsten Waaren gemacht werden. Man versuche, auf
einem Getreidemarkte, oder auf einer Effectenbörse Getreide, be-
ziehungsweise Effecten, zu kaufen und, ehe die Conjunctur eine
Veränderung erfahren, dieselben wieder zu veräussern, oder im
selben Momente eine Waare zu verkaufen und eine gleiche zu
kaufen, und man wird leicht zur Ueberzeugung gelangen, dass
die Differenz, welche zwischen den Preisen beim Anbote und
jenen bei der Nachfrage besteht, keine blosse Zufälligkeit, son-
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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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