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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
dürfnissbefriedigungen von sehr verschiedener Bedeutung von der
Verfügung über eine Güter-Quantität abhängen, welche, wie
wir hier um der grösseren Einfachheit willen annehmen wollen,
in allen ihren Theilen von völlig gleicher Beschaffenheit ist und
es fragt sich nun: Welchen Werth hat unter solchen Umständen
eine bestimmte Theilquantität des Getreides für unseren Land-
wirth? Werden diejenigen Metzen Getreide, welche ihm sein oder
seiner Familie Leben sichern, für ihn einen höheren Werth haben,
als diejenigen Metzen Getreide, die ihm seine und der Seinen
Gesundheit sichern, und diese einen höheren Werth, als jene,
welche ihm die Bestellung seiner Aecker ermöglichen und diese
letzteren einen höheren Werth, als diejenigen Metzen Getreide,
die er zu Luxuszwecken verwenden wird? u. s. f.

Niemand wird läugnen, dass die Bedeutung der Bedürfniss-
befriedigungen, die hier durch die einzelnen Theilquantitäten des
verfügbaren Getreides gesichert erscheinen, eine sehr ungleiche
ist, und sich von jener, die wir oben mit 10 bezeichnet haben, bis
zu jener abstuft, die wir mit 1 bezifferten, und doch wird Niemand
zu behaupten vermögen, dass einige Metzen Getreide (z. B. jene,
mit welchen der Landwirth sich und seine Familie bis zur näch-
sten Ernte ernähren will) eine höhere, andere von gleicher Qua-
lität (z. B. jene, aus welchen er Luxusgetränke erzeugen will)
einen geringeren Werth für ihn haben werden.

In diesem und so in jedem andern Falle, wo von der Ver-
fügung über gewisse Güterquantitäten Bedürfnissbefriedigungen
abhängen, deren Bedeutung eine verschiedene ist, tritt an uns nun
zunächst die schwierige Frage heran, welche concrete Bedürfniss-
befriedigung von einer concreten Theilquantität der in Rede
stehenden Güter abhängig ist?

Die Lösung dieser wichtigsten Frage der Werththeorie
ergiebt sich aber aus der Betrachtung der menschlichen Wirth-
schaft und jener des Wesens des Güterwerthes.

Wir haben gesehen, dass das Bestreben der Menschen dahin
geht, ihre Bedürfnisse vollständig, wo dies aber unthunlich er-
scheint, doch so vollständig als möglich zu befriedigen.
Steht nun eine Quantität von Gütern Bedürfnissen gegenüber,
deren Befriedigung für die Menschen eine verschiedene Bedeutung
hat, so werden sie zunächst jenen Bedürfnissen genügen, oder

Menger, Volkswirthschaftslehre. 7

Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes.
dürfnissbefriedigungen von sehr verschiedener Bedeutung von der
Verfügung über eine Güter-Quantität abhängen, welche, wie
wir hier um der grösseren Einfachheit willen annehmen wollen,
in allen ihren Theilen von völlig gleicher Beschaffenheit ist und
es fragt sich nun: Welchen Werth hat unter solchen Umständen
eine bestimmte Theilquantität des Getreides für unseren Land-
wirth? Werden diejenigen Metzen Getreide, welche ihm sein oder
seiner Familie Leben sichern, für ihn einen höheren Werth haben,
als diejenigen Metzen Getreide, die ihm seine und der Seinen
Gesundheit sichern, und diese einen höheren Werth, als jene,
welche ihm die Bestellung seiner Aecker ermöglichen und diese
letzteren einen höheren Werth, als diejenigen Metzen Getreide,
die er zu Luxuszwecken verwenden wird? u. s. f.

Niemand wird läugnen, dass die Bedeutung der Bedürfniss-
befriedigungen, die hier durch die einzelnen Theilquantitäten des
verfügbaren Getreides gesichert erscheinen, eine sehr ungleiche
ist, und sich von jener, die wir oben mit 10 bezeichnet haben, bis
zu jener abstuft, die wir mit 1 bezifferten, und doch wird Niemand
zu behaupten vermögen, dass einige Metzen Getreide (z. B. jene,
mit welchen der Landwirth sich und seine Familie bis zur näch-
sten Ernte ernähren will) eine höhere, andere von gleicher Qua-
lität (z. B. jene, aus welchen er Luxusgetränke erzeugen will)
einen geringeren Werth für ihn haben werden.

In diesem und so in jedem andern Falle, wo von der Ver-
fügung über gewisse Güterquantitäten Bedürfnissbefriedigungen
abhängen, deren Bedeutung eine verschiedene ist, tritt an uns nun
zunächst die schwierige Frage heran, welche concrete Bedürfniss-
befriedigung von einer concreten Theilquantität der in Rede
stehenden Güter abhängig ist?

Die Lösung dieser wichtigsten Frage der Werththeorie
ergiebt sich aber aus der Betrachtung der menschlichen Wirth-
schaft und jener des Wesens des Güterwerthes.

Wir haben gesehen, dass das Bestreben der Menschen dahin
geht, ihre Bedürfnisse vollständig, wo dies aber unthunlich er-
scheint, doch so vollständig als möglich zu befriedigen.
Steht nun eine Quantität von Gütern Bedürfnissen gegenüber,
deren Befriedigung für die Menschen eine verschiedene Bedeutung
hat, so werden sie zunächst jenen Bedürfnissen genügen, oder

Menger, Volkswirthschaftslehre. 7
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[97/0115] Ueber das ursprünglichste Mass des Güterwerthes. dürfnissbefriedigungen von sehr verschiedener Bedeutung von der Verfügung über eine Güter-Quantität abhängen, welche, wie wir hier um der grösseren Einfachheit willen annehmen wollen, in allen ihren Theilen von völlig gleicher Beschaffenheit ist und es fragt sich nun: Welchen Werth hat unter solchen Umständen eine bestimmte Theilquantität des Getreides für unseren Land- wirth? Werden diejenigen Metzen Getreide, welche ihm sein oder seiner Familie Leben sichern, für ihn einen höheren Werth haben, als diejenigen Metzen Getreide, die ihm seine und der Seinen Gesundheit sichern, und diese einen höheren Werth, als jene, welche ihm die Bestellung seiner Aecker ermöglichen und diese letzteren einen höheren Werth, als diejenigen Metzen Getreide, die er zu Luxuszwecken verwenden wird? u. s. f. Niemand wird läugnen, dass die Bedeutung der Bedürfniss- befriedigungen, die hier durch die einzelnen Theilquantitäten des verfügbaren Getreides gesichert erscheinen, eine sehr ungleiche ist, und sich von jener, die wir oben mit 10 bezeichnet haben, bis zu jener abstuft, die wir mit 1 bezifferten, und doch wird Niemand zu behaupten vermögen, dass einige Metzen Getreide (z. B. jene, mit welchen der Landwirth sich und seine Familie bis zur näch- sten Ernte ernähren will) eine höhere, andere von gleicher Qua- lität (z. B. jene, aus welchen er Luxusgetränke erzeugen will) einen geringeren Werth für ihn haben werden. In diesem und so in jedem andern Falle, wo von der Ver- fügung über gewisse Güterquantitäten Bedürfnissbefriedigungen abhängen, deren Bedeutung eine verschiedene ist, tritt an uns nun zunächst die schwierige Frage heran, welche concrete Bedürfniss- befriedigung von einer concreten Theilquantität der in Rede stehenden Güter abhängig ist? Die Lösung dieser wichtigsten Frage der Werththeorie ergiebt sich aber aus der Betrachtung der menschlichen Wirth- schaft und jener des Wesens des Güterwerthes. Wir haben gesehen, dass das Bestreben der Menschen dahin geht, ihre Bedürfnisse vollständig, wo dies aber unthunlich er- scheint, doch so vollständig als möglich zu befriedigen. Steht nun eine Quantität von Gütern Bedürfnissen gegenüber, deren Befriedigung für die Menschen eine verschiedene Bedeutung hat, so werden sie zunächst jenen Bedürfnissen genügen, oder Menger, Volkswirthschaftslehre. 7

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/115>, abgerufen am 22.11.2024.