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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das Wesen und den Ursprung des Güterwerthes.
der Güter begründet, besteht darin, dass der Bedarf an den be-
treffenden Gütern geringer ist, als die verfügbare Quantität. Es
giebt somit immer Theilquantitäten der nicht ökonomischen Güter,
welchen kein zu befriedigendes menschliches Bedürfniss gegen-
übersteht und welche demnach ihre Güterqualität einbüssen
können, ohne dass dadurch die Befriedigung menschlicher Be-
dürfnisse irgendwie gefährdet würde. Es hängt somit von unserer
Verfügung über concrete Güter, die keinen ökonomischen Cha-
rakter haben, keine Bedürfnissbefriedigung ab, und so kommt es,
dass concrete Quantitäten der im obigen Verhältnisse stehenden,
das ist der nicht ökonomischen Güter, auch keinen Werth für
uns haben.

Wenn der Bewohner eines Urwaldes über einige hundert-
tausend Baumstämme verfügt, während er doch nur etwa zwanzig
Baumstämme jährlich zur vollen Deckung seines Holzbedarfes
benöthigt, so wird er sich in der Befriedigung seiner Bedürfnisse
keineswegs geschädigt erachten, wenn durch einen Waldbrand
etwa tausend dieser Baumstämme zu Grunde gehen würden, in-
solange er eben mit dem Reste derselben seine Bedürfnisse so
vollständig, wie früher, zu befriedigen in der Lage ist. Von der
Verfügung über einen einzelnen Baumstamm hängt demnach unter
solchen Verhältnissen die Befriedigung keines seiner Bedürfnisse ab
und hat ein solcher für ihn desshalb auch keinen Werth. Würden sich
dagegen im Urwalde auch zehn wilde Obstbäume befinden, deren
Früchte das obige Subject geniesst, und wäre das Verhältniss
ein solches, dass die ihm verfügbare Menge von Baumfrüchten
nicht grösser wäre, als sein Bedarf an diesem Gute, so könnte
allerdings kein einzelner dieser letztern Bäume zu Grunde gehen,
ohne dass er in Folge dieses Umstandes Hunger leiden, oder
sein Bedürfniss nach Baumfrüchten doch nur minder vollständig,
als bis dahin, befriedigen könnte, und jeder einzelne dieser Obst-
bäume hätte desshalb für ihn Werth.

Wenn die Bewohner eines Dorfes täglich tausend Eimer
Wasser benöthigen, um ihren Bedarf an diesem Gute voll-
ständig zu decken, und über einen Bach verfügen, der täg-
lich hunderttausend Eimer Wasser führt, so hat für dieselben
eine concrete Theilquantität dieses Wassers, z. B. ein Eimer,
keinen Werth, weil sie ihr Bedürfniss nach Wasser auch dann

Ueber das Wesen und den Ursprung des Güterwerthes.
der Güter begründet, besteht darin, dass der Bedarf an den be-
treffenden Gütern geringer ist, als die verfügbare Quantität. Es
giebt somit immer Theilquantitäten der nicht ökonomischen Güter,
welchen kein zu befriedigendes menschliches Bedürfniss gegen-
übersteht und welche demnach ihre Güterqualität einbüssen
können, ohne dass dadurch die Befriedigung menschlicher Be-
dürfnisse irgendwie gefährdet würde. Es hängt somit von unserer
Verfügung über concrete Güter, die keinen ökonomischen Cha-
rakter haben, keine Bedürfnissbefriedigung ab, und so kommt es,
dass concrete Quantitäten der im obigen Verhältnisse stehenden,
das ist der nicht ökonomischen Güter, auch keinen Werth für
uns haben.

Wenn der Bewohner eines Urwaldes über einige hundert-
tausend Baumstämme verfügt, während er doch nur etwa zwanzig
Baumstämme jährlich zur vollen Deckung seines Holzbedarfes
benöthigt, so wird er sich in der Befriedigung seiner Bedürfnisse
keineswegs geschädigt erachten, wenn durch einen Waldbrand
etwa tausend dieser Baumstämme zu Grunde gehen würden, in-
solange er eben mit dem Reste derselben seine Bedürfnisse so
vollständig, wie früher, zu befriedigen in der Lage ist. Von der
Verfügung über einen einzelnen Baumstamm hängt demnach unter
solchen Verhältnissen die Befriedigung keines seiner Bedürfnisse ab
und hat ein solcher für ihn desshalb auch keinen Werth. Würden sich
dagegen im Urwalde auch zehn wilde Obstbäume befinden, deren
Früchte das obige Subject geniesst, und wäre das Verhältniss
ein solches, dass die ihm verfügbare Menge von Baumfrüchten
nicht grösser wäre, als sein Bedarf an diesem Gute, so könnte
allerdings kein einzelner dieser letztern Bäume zu Grunde gehen,
ohne dass er in Folge dieses Umstandes Hunger leiden, oder
sein Bedürfniss nach Baumfrüchten doch nur minder vollständig,
als bis dahin, befriedigen könnte, und jeder einzelne dieser Obst-
bäume hätte desshalb für ihn Werth.

Wenn die Bewohner eines Dorfes täglich tausend Eimer
Wasser benöthigen, um ihren Bedarf an diesem Gute voll-
ständig zu decken, und über einen Bach verfügen, der täg-
lich hunderttausend Eimer Wasser führt, so hat für dieselben
eine concrete Theilquantität dieses Wassers, z. B. ein Eimer,
keinen Werth, weil sie ihr Bedürfniss nach Wasser auch dann

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[82/0100] Ueber das Wesen und den Ursprung des Güterwerthes. der Güter begründet, besteht darin, dass der Bedarf an den be- treffenden Gütern geringer ist, als die verfügbare Quantität. Es giebt somit immer Theilquantitäten der nicht ökonomischen Güter, welchen kein zu befriedigendes menschliches Bedürfniss gegen- übersteht und welche demnach ihre Güterqualität einbüssen können, ohne dass dadurch die Befriedigung menschlicher Be- dürfnisse irgendwie gefährdet würde. Es hängt somit von unserer Verfügung über concrete Güter, die keinen ökonomischen Cha- rakter haben, keine Bedürfnissbefriedigung ab, und so kommt es, dass concrete Quantitäten der im obigen Verhältnisse stehenden, das ist der nicht ökonomischen Güter, auch keinen Werth für uns haben. Wenn der Bewohner eines Urwaldes über einige hundert- tausend Baumstämme verfügt, während er doch nur etwa zwanzig Baumstämme jährlich zur vollen Deckung seines Holzbedarfes benöthigt, so wird er sich in der Befriedigung seiner Bedürfnisse keineswegs geschädigt erachten, wenn durch einen Waldbrand etwa tausend dieser Baumstämme zu Grunde gehen würden, in- solange er eben mit dem Reste derselben seine Bedürfnisse so vollständig, wie früher, zu befriedigen in der Lage ist. Von der Verfügung über einen einzelnen Baumstamm hängt demnach unter solchen Verhältnissen die Befriedigung keines seiner Bedürfnisse ab und hat ein solcher für ihn desshalb auch keinen Werth. Würden sich dagegen im Urwalde auch zehn wilde Obstbäume befinden, deren Früchte das obige Subject geniesst, und wäre das Verhältniss ein solches, dass die ihm verfügbare Menge von Baumfrüchten nicht grösser wäre, als sein Bedarf an diesem Gute, so könnte allerdings kein einzelner dieser letztern Bäume zu Grunde gehen, ohne dass er in Folge dieses Umstandes Hunger leiden, oder sein Bedürfniss nach Baumfrüchten doch nur minder vollständig, als bis dahin, befriedigen könnte, und jeder einzelne dieser Obst- bäume hätte desshalb für ihn Werth. Wenn die Bewohner eines Dorfes täglich tausend Eimer Wasser benöthigen, um ihren Bedarf an diesem Gute voll- ständig zu decken, und über einen Bach verfügen, der täg- lich hunderttausend Eimer Wasser führt, so hat für dieselben eine concrete Theilquantität dieses Wassers, z. B. ein Eimer, keinen Werth, weil sie ihr Bedürfniss nach Wasser auch dann

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/100>, abgerufen am 24.11.2024.