Sie werfen mir ein, dass ein Vorgehen wie das in meinem vorigen Briefe geschilderte, nahezu unglaub- lich sei, da doch nicht angenommen werden könne, dass ein auf seinen wissenschaftlichen Ruf einigermassen bedachter Gelehrter, um gegenüber einem wissenschaft- lichen Gegner den Ton der Ueberlegenheit anschlagen zu können, also um eines geringfügigen und, mit Rück- sicht auf die Möglichkeit einer Berichtigung, doch nur vorübergehenden Eitelkeitskitzels willen, zu so aben- teuerlichen Mitteln greifen werde. Wie wenig Sie Schmoller kennen! Als ob derselbe seit mehr als einem Decennium nicht genau in der nämlichen Weise jeden wissenschaftlichen Gegner bekämpfte! Lesen Sie, mein Freund, die von mir citirten Stellen meines Werkes und die eben so genau citirten Stellen seiner Recension, verfolgen Sie seine sonstige kritische Thätigkeit, und Sie werden zu staunen aufhören.
Und doch vermöchte man selbst über solche und ähn- liche Dinge hinwegzugehen, böten die Angriffe Schmol- ler's nicht eine noch viel bedenklichere Seite dar.
Fünfzehnter Brief.
Sie werfen mir ein, dass ein Vorgehen wie das in meinem vorigen Briefe geschilderte, nahezu unglaub- lich sei, da doch nicht angenommen werden könne, dass ein auf seinen wissenschaftlichen Ruf einigermassen bedachter Gelehrter, um gegenüber einem wissenschaft- lichen Gegner den Ton der Ueberlegenheit anschlagen zu können, also um eines geringfügigen und, mit Rück- sicht auf die Möglichkeit einer Berichtigung, doch nur vorübergehenden Eitelkeitskitzels willen, zu so aben- teuerlichen Mitteln greifen werde. Wie wenig Sie Schmoller kennen! Als ob derselbe seit mehr als einem Decennium nicht genau in der nämlichen Weise jeden wissenschaftlichen Gegner bekämpfte! Lesen Sie, mein Freund, die von mir citirten Stellen meines Werkes und die eben so genau citirten Stellen seiner Recension, verfolgen Sie seine sonstige kritische Thätigkeit, und Sie werden zu staunen aufhören.
Und doch vermöchte man selbst über solche und ähn- liche Dinge hinwegzugehen, böten die Angriffe Schmol- ler’s nicht eine noch viel bedenklichere Seite dar.
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[[78]/0094]
Fünfzehnter Brief.
Sie werfen mir ein, dass ein Vorgehen wie das
in meinem vorigen Briefe geschilderte, nahezu unglaub-
lich sei, da doch nicht angenommen werden könne,
dass ein auf seinen wissenschaftlichen Ruf einigermassen
bedachter Gelehrter, um gegenüber einem wissenschaft-
lichen Gegner den Ton der Ueberlegenheit anschlagen
zu können, also um eines geringfügigen und, mit Rück-
sicht auf die Möglichkeit einer Berichtigung, doch nur
vorübergehenden Eitelkeitskitzels willen, zu so aben-
teuerlichen Mitteln greifen werde. Wie wenig Sie
Schmoller kennen! Als ob derselbe seit mehr als
einem Decennium nicht genau in der nämlichen Weise
jeden wissenschaftlichen Gegner bekämpfte! Lesen Sie,
mein Freund, die von mir citirten Stellen meines Werkes
und die eben so genau citirten Stellen seiner Recension,
verfolgen Sie seine sonstige kritische Thätigkeit, und
Sie werden zu staunen aufhören.
Und doch vermöchte man selbst über solche und ähn-
liche Dinge hinwegzugehen, böten die Angriffe Schmol-
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Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884, S. [78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_historismus_1884/94>, abgerufen am 03.03.2025.
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