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Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884.

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wichtigeren Menschheitserscheinungen mit Hintan-
setzung der minder wichtigen darzustellen *) und sich
hierbei von seinem Tacte leiten zu lassen habe, da es
an einem eigentlichen Principe für die Wahl der
"historischen" Erscheinungen, im Gegensatze zu jenen,
deren Darstellung nicht Sache des Geschichtsschreibers
sei, fehle.

Ich glaubte nun, für die obige interessante Frage
in der Weise eine Lösung gefunden zu haben, dass der
Historiker nicht lediglich einen Theil der Menschheits-
erscheinungen zu erforschen habe, da dies ja dem Principe
der Universalität der Wissenschaften widersprechen
würde. Der Historiker habe vielmehr die Gesammt-
heit der Menschheitserscheinungen darzustellen, jedoch
all' dies unter dem Gesichtspunkte collectiver Betrach-
tung. Ich sagte: "Dass die historischen Wissenschaften
nur unter der Voraussetzung collectiver Betrach-
tung der Menschheitsphänomene, und die historischen
Wirthschaftswissenschaften insbesondere nur unter jener
der collectiven Betrachtung der Wirtschaftsphänomene
ihrer Aufgabe in universeller Weise zu entsprechen
vermögen, ergibt sich mit Rücksicht auf die unüber-
sehbare Menge von Singularerscheinungen des Menschen-
lebens, beziehungsweise der menschlichen Wirthschaft
und die Exigenzen der Technik wissenschaftlicher
Darstellung von selbst. Die historischen Wissenschaften
sind schon um ihrer universell-wissenschaftlichen Auf-

*) Schon Plinius (cap. 5, 8, 9 und 10) schreibt, nicht
ganz ohne Beziehung auf unsere Frage: Habet quidem oratio
et historia multa communia, sed plura diversa in his
ipsis, quae communia videntur. Narrat sane ipsa, narrat
haec, sed aliter. Huic pleraque humilia et sordida et ex
medio petita, illi omnia recondita, splendida, excelsa
conxeniunt. Hanc saepius ossa, musculi, nervi, illam tori
quidem et quasi jubae decent
!

wichtigeren Menschheitserscheinungen mit Hintan-
setzung der minder wichtigen darzustellen *) und sich
hierbei von seinem Tacte leiten zu lassen habe, da es
an einem eigentlichen Principe für die Wahl der
„historischen“ Erscheinungen, im Gegensatze zu jenen,
deren Darstellung nicht Sache des Geschichtsschreibers
sei, fehle.

Ich glaubte nun, für die obige interessante Frage
in der Weise eine Lösung gefunden zu haben, dass der
Historiker nicht lediglich einen Theil der Menschheits-
erscheinungen zu erforschen habe, da dies ja dem Principe
der Universalität der Wissenschaften widersprechen
würde. Der Historiker habe vielmehr die Gesammt-
heit der Menschheitserscheinungen darzustellen, jedoch
all’ dies unter dem Gesichtspunkte collectiver Betrach-
tung. Ich sagte: „Dass die historischen Wissenschaften
nur unter der Voraussetzung collectiver Betrach-
tung der Menschheitsphänomene, und die historischen
Wirthschaftswissenschaften insbesondere nur unter jener
der collectiven Betrachtung der Wirtschaftsphänomene
ihrer Aufgabe in universeller Weise zu entsprechen
vermögen, ergibt sich mit Rücksicht auf die unüber-
sehbare Menge von Singularerscheinungen des Menschen-
lebens, beziehungsweise der menschlichen Wirthschaft
und die Exigenzen der Technik wissenschaftlicher
Darstellung von selbst. Die historischen Wissenschaften
sind schon um ihrer universell-wissenschaftlichen Auf-

*) Schon Plinius (cap. 5, 8, 9 und 10) schreibt, nicht
ganz ohne Beziehung auf unsere Frage: Habet quidem oratio
et historia multa communia, sed plura diversa in his
ipsis, quae communia videntur. Narrat sane ipsa, narrat
haec, sed aliter. Huic pleraque humilia et sordida et ex
medio petita, illi omnia recondita, splendida, excelsa
conxeniunt. Hanc saepius ossa, musculi, nervi, illam tori
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[75/0091] wichtigeren Menschheitserscheinungen mit Hintan- setzung der minder wichtigen darzustellen *) und sich hierbei von seinem Tacte leiten zu lassen habe, da es an einem eigentlichen Principe für die Wahl der „historischen“ Erscheinungen, im Gegensatze zu jenen, deren Darstellung nicht Sache des Geschichtsschreibers sei, fehle. Ich glaubte nun, für die obige interessante Frage in der Weise eine Lösung gefunden zu haben, dass der Historiker nicht lediglich einen Theil der Menschheits- erscheinungen zu erforschen habe, da dies ja dem Principe der Universalität der Wissenschaften widersprechen würde. Der Historiker habe vielmehr die Gesammt- heit der Menschheitserscheinungen darzustellen, jedoch all’ dies unter dem Gesichtspunkte collectiver Betrach- tung. Ich sagte: „Dass die historischen Wissenschaften nur unter der Voraussetzung collectiver Betrach- tung der Menschheitsphänomene, und die historischen Wirthschaftswissenschaften insbesondere nur unter jener der collectiven Betrachtung der Wirtschaftsphänomene ihrer Aufgabe in universeller Weise zu entsprechen vermögen, ergibt sich mit Rücksicht auf die unüber- sehbare Menge von Singularerscheinungen des Menschen- lebens, beziehungsweise der menschlichen Wirthschaft und die Exigenzen der Technik wissenschaftlicher Darstellung von selbst. Die historischen Wissenschaften sind schon um ihrer universell-wissenschaftlichen Auf- *) Schon Plinius (cap. 5, 8, 9 und 10) schreibt, nicht ganz ohne Beziehung auf unsere Frage: Habet quidem oratio et historia multa communia, sed plura diversa in his ipsis, quae communia videntur. Narrat sane ipsa, narrat haec, sed aliter. Huic pleraque humilia et sordida et ex medio petita, illi omnia recondita, splendida, excelsa conxeniunt. Hanc saepius ossa, musculi, nervi, illam tori quidem et quasi jubae decent!

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_historismus_1884/91>, abgerufen am 27.11.2024.