Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.giert wird. Mit andern Worten, je mehr dem Eine Hauptbemühung des Staats muß es tel, B 4
giert wird. Mit andern Worten, je mehr dem Eine Hauptbemuͤhung des Staats muß es tel, B 4
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giert wird. Mit andern Worten, je mehr dem
Buͤrger Anlaß gegeben wird, anſchauend zu er-
kennen, daß er auf einige ſeiner Rechte nur zum
allgemeinen Beſten Verzicht zu thun, von ſeinem
Eigennutzen nur zum Behuf des Wohlwollens
aufzuopfern hat, und alſo von der einen Seite
durch Aeuſſerung des Wohlwollens eben ſo viel
gewinnet, als er durch die Aufopferung verliert.
Ja, daß er durch die Aufopferung ſelbſt noch
an innerer Gluͤckſeligkeit wuchere; indem dieſe
das Verdienſt und die Wuͤrde der wohlthaͤtigen
Handlung und alſo die wahre Vollkommenheit
des Wohlwollenden vermehret. Es iſt z. B.
nicht rathſam, daß der Staat alle Pflichten
der Menſchenliebe, bis auf die Almoſenpflege,
uͤbernehme, und in oͤffentliche Anſtalten verwan-
dele. Der Menſch fuͤhlt ſeinen Werth, wenn er
Mildthaͤtigkeit ausuͤbt; wenn er anſchauend
wahrnimmt, wie er durch ſeine Gabe die Noth
ſeines Nebenmenſchen erleichtert; wenn er giebt,
weil er will. Giebt er aber, weil er muß;
ſo fuͤhlt er nur ſeine Feſſeln.
Eine Hauptbemuͤhung des Staats muß es
alſo ſeyn, die Menſchen durch Sitten und Ge-
ſinnungen zu regieren. Nun giebt es kein Mit-
tel,
B 4
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