Thier ist), stieg hinab in die Tiefen des Johala, und zog mit seinen Hauhern Murto (die Erde) ans Licht. -- Sodann entsprangen aus ihm freywillig eine mäch- tige Schildkröte (Zeichen der Beständig- keit bey den Gentoos) und eine mächtige Schlange (derselben Zeichen der Weisheit) Und Bistnu richtete die Erde auf dem Rük- ken der Schildkröte auf, und setzte Murto auf das Haupt der Schlange u. s. w.
Alles dieses findet man bey ihnen auch in Bildern vrrgestellt, und man siehet, wie leicht solche Sinnbilder und Bilderschrift zu Irrtü- mern verleiten können.
Die Geschichte der Menschheit hat wirklich, wie bekannt, einen Zeitraum von vielen Jahr- hunderten zuruckgelegt, in welchen ein wirkli- cher Götzendienst fast auf dem ganzem Erdboden zur herrschenden Religion geworden. Die Bil- der hatten ihren Werth als Zeichen verloren. Der Geist der Wahrheit, der in ihnen aufbe- wahrt werden sollte, war verduftet, und das schale Vehikulum, das zurückblieb, in verderb- liches Gift verwandelt. Die Begriffe von der
Gott-
Thier iſt), ſtieg hinab in die Tiefen des Johala, und zog mit ſeinen Hauhern Murto (die Erde) ans Licht. — Sodann entſprangen aus ihm freywillig eine maͤch- tige Schildkroͤte (Zeichen der Beſtaͤndig- keit bey den Gentoos) und eine maͤchtige Schlange (derſelben Zeichen der Weisheit) Und Biſtnu richtete die Erde auf dem Ruͤk- ken der Schildkroͤte auf, und ſetzte Murto auf das Haupt der Schlange u. ſ. w.
Alles dieſes findet man bey ihnen auch in Bildern vrrgeſtellt, und man ſiehet, wie leicht ſolche Sinnbilder und Bilderſchrift zu Irrtuͤ- mern verleiten koͤnnen.
Die Geſchichte der Menſchheit hat wirklich, wie bekannt, einen Zeitraum von vielen Jahr- hunderten zuruckgelegt, in welchen ein wirkli- cher Goͤtzendienſt faſt auf dem ganzem Erdboden zur herrſchenden Religion geworden. Die Bil- der hatten ihren Werth als Zeichen verloren. Der Geiſt der Wahrheit, der in ihnen aufbe- wahrt werden ſollte, war verduftet, und das ſchale Vehikulum, das zuruͤckblieb, in verderb- liches Gift verwandelt. Die Begriffe von der
Gott-
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Thier iſt), ſtieg hinab in die Tiefen des
Johala, und zog mit ſeinen Hauhern
Murto (die Erde) ans Licht. — Sodann
entſprangen aus ihm freywillig eine maͤch-
tige Schildkroͤte (Zeichen der Beſtaͤndig-
keit bey den Gentoos) und eine maͤchtige
Schlange (derſelben Zeichen der Weisheit)
Und Biſtnu richtete die Erde auf dem Ruͤk-
ken der Schildkroͤte auf, und ſetzte Murto
auf das Haupt der Schlange u. ſ. w.
Alles dieſes findet man bey ihnen auch in
Bildern vrrgeſtellt, und man ſiehet, wie leicht
ſolche Sinnbilder und Bilderſchrift zu Irrtuͤ-
mern verleiten koͤnnen.
Die Geſchichte der Menſchheit hat wirklich,
wie bekannt, einen Zeitraum von vielen Jahr-
hunderten zuruckgelegt, in welchen ein wirkli-
cher Goͤtzendienſt faſt auf dem ganzem Erdboden
zur herrſchenden Religion geworden. Die Bil-
der hatten ihren Werth als Zeichen verloren.
Der Geiſt der Wahrheit, der in ihnen aufbe-
wahrt werden ſollte, war verduftet, und das
ſchale Vehikulum, das zuruͤckblieb, in verderb-
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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/190>, abgerufen am 16.07.2024.
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