heit selber, und freueten sich ihrer Entdeckung. So lachen die Leser noch itzt über die indiani- schen Weltweisen, die dieses Weltall von Ele- phanten tragen lassen; die Elephanten auf eine große Schildkröte stellen, diese von einem un- geheuren Bären halten, und den Bär auf einer unermeßlichen Schlange ruhen lassen. Die gu- ten Leute haben wohl an die Frage nicht gedacht: worauf ruhet denn die unermeßliche Schlange?
Nun leset in der Schasta der Gentoos selbst die Stelle, in welcher ein Sinnbild dieser Art beschrieben wird, das wahrscheinlicher Weise zu dieser Sage Gelegenheit gegeben hat. Ich ent- lehne sie aus dem zweiten Theil der Nachrich- ten von Bengalen und dem Kaisertum In- dostan von J. Z. Hollwell, der sich in den hei- ligen Büchern der Gentoos hat unterrichten las- sen, und im Stande war mit den Augen eines eingebornen Braminen zu sehen. So lauten die Worte im achten Abschnitte:
Modu und Kytu (zwey Ungeheuer, Zwie- tracht und Aufruhr,) waren überwun- den, und nun trat der Ewige aus der Un-
sicht-
heit ſelber, und freueten ſich ihrer Entdeckung. So lachen die Leſer noch itzt uͤber die indiani- ſchen Weltweiſen, die dieſes Weltall von Ele- phanten tragen laſſen; die Elephanten auf eine große Schildkroͤte ſtellen, dieſe von einem un- geheuren Baͤren halten, und den Baͤr auf einer unermeßlichen Schlange ruhen laſſen. Die gu- ten Leute haben wohl an die Frage nicht gedacht: worauf ruhet denn die unermeßliche Schlange?
Nun leſet in der Schaſta der Gentoos ſelbſt die Stelle, in welcher ein Sinnbild dieſer Art beſchrieben wird, das wahrſcheinlicher Weiſe zu dieſer Sage Gelegenheit gegeben hat. Ich ent- lehne ſie aus dem zweiten Theil der Nachrich- ten von Bengalen und dem Kaiſertum In- doſtan von J. Z. Hollwell, der ſich in den hei- ligen Buͤchern der Gentoos hat unterrichten laſ- ſen, und im Stande war mit den Augen eines eingebornen Braminen zu ſehen. So lauten die Worte im achten Abſchnitte:
Modu und Kytu (zwey Ungeheuer, Zwie- tracht und Aufruhr,) waren uͤberwun- den, und nun trat der Ewige aus der Un-
ſicht-
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heit ſelber, und freueten ſich ihrer Entdeckung.
So lachen die Leſer noch itzt uͤber die indiani-
ſchen Weltweiſen, die dieſes Weltall von Ele-
phanten tragen laſſen; die Elephanten auf eine
große Schildkroͤte ſtellen, dieſe von einem un-
geheuren Baͤren halten, und den Baͤr auf einer
unermeßlichen Schlange ruhen laſſen. Die gu-
ten Leute haben wohl an die Frage nicht gedacht:
worauf ruhet denn die unermeßliche Schlange?
Nun leſet in der Schaſta der Gentoos ſelbſt
die Stelle, in welcher ein Sinnbild dieſer Art
beſchrieben wird, das wahrſcheinlicher Weiſe zu
dieſer Sage Gelegenheit gegeben hat. Ich ent-
lehne ſie aus dem zweiten Theil der Nachrich-
ten von Bengalen und dem Kaiſertum In-
doſtan von J. Z. Hollwell, der ſich in den hei-
ligen Buͤchern der Gentoos hat unterrichten laſ-
ſen, und im Stande war mit den Augen eines
eingebornen Braminen zu ſehen. So lauten die
Worte im achten Abſchnitte:
Modu und Kytu (zwey Ungeheuer, Zwie-
tracht und Aufruhr,) waren uͤberwun-
den, und nun trat der Ewige aus der Un-
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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/188>, abgerufen am 16.02.2025.
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