Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.götterey verleiten will. Denn Wunder können Ob nun gleich dieses göttliche Buch, das wir sich
goͤtterey verleiten will. Denn Wunder koͤnnen Ob nun gleich dieſes goͤttliche Buch, das wir ſich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="52"/> goͤtterey verleiten will. Denn Wunder koͤnnen<lb/> nur Zeugniſſe bewaͤhren, Autoritaͤten unterſtuͤz-<lb/> zen; Glaubhaftigkeit der Zeugen und Ueberliefe-<lb/> rer bekraͤftigen; aber alle Zeugniſſe und Auto-<lb/> ritaͤten koͤnnen keine ausgemachte Vernunft-<lb/> wahrheit umſtoßen, keine zweifelhafte uͤber Zwei-<lb/> fel und Bedenklichkeit hinwegſetzen.</p><lb/> <p>Ob nun gleich dieſes goͤttliche Buch, das wir<lb/> durch Moſen empfangen haben, eigentlich ein Ge-<lb/> ſetzbuch ſeyn, und Verordnungen, Lebensre-<lb/> geln und Vorſchriften enthalten ſoll; ſo ſchließt<lb/> es gleichwohl, wie bekannt, einen unergruͤnd-<lb/> lichen Schatz von Vernunftwahrheiten und Reli-<lb/> gionslehren mit ein, die mit den Geſetzen ſo in-<lb/> nigſt verbunden ſind, daß ſie nur Eins ausma-<lb/> chen. Alle Geſetze beziehen, oder gruͤnden ſich<lb/> auf ewige Vernunftwahrheiten, oder erinnern<lb/> und erwecken zum Nachdenken uͤber dieſelben;<lb/> ſo daß unſere Rabbinen mit Recht ſagen: die<lb/> Geſetze und Lehren verhalten ſich gegen einan-<lb/> der, wie Koͤrper und Seele. Ich werde hier-<lb/> von weiter unten ein mehreres zu ſagen Gele-<lb/> genheit haben, und begnuͤge mich dieſes hier<lb/> blos als eine Thatſache vorauszuſetzen, davon<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0154]
goͤtterey verleiten will. Denn Wunder koͤnnen
nur Zeugniſſe bewaͤhren, Autoritaͤten unterſtuͤz-
zen; Glaubhaftigkeit der Zeugen und Ueberliefe-
rer bekraͤftigen; aber alle Zeugniſſe und Auto-
ritaͤten koͤnnen keine ausgemachte Vernunft-
wahrheit umſtoßen, keine zweifelhafte uͤber Zwei-
fel und Bedenklichkeit hinwegſetzen.
Ob nun gleich dieſes goͤttliche Buch, das wir
durch Moſen empfangen haben, eigentlich ein Ge-
ſetzbuch ſeyn, und Verordnungen, Lebensre-
geln und Vorſchriften enthalten ſoll; ſo ſchließt
es gleichwohl, wie bekannt, einen unergruͤnd-
lichen Schatz von Vernunftwahrheiten und Reli-
gionslehren mit ein, die mit den Geſetzen ſo in-
nigſt verbunden ſind, daß ſie nur Eins ausma-
chen. Alle Geſetze beziehen, oder gruͤnden ſich
auf ewige Vernunftwahrheiten, oder erinnern
und erwecken zum Nachdenken uͤber dieſelben;
ſo daß unſere Rabbinen mit Recht ſagen: die
Geſetze und Lehren verhalten ſich gegen einan-
der, wie Koͤrper und Seele. Ich werde hier-
von weiter unten ein mehreres zu ſagen Gele-
genheit haben, und begnuͤge mich dieſes hier
blos als eine Thatſache vorauszuſetzen, davon
ſich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |