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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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die Menschen begreifen werden, daß Vorrechte
um der Religion willen weder rechtlich, noch im
Grunde nützlich seyen, und daß es also eine
wahre Wohlthat seyn würde, allen bürgerlichen
Unterschied um der Religion willtn schlechter-
dings aufzuheben. Indessen hat sich die Ration
unter der Regierung dieses Weisen so sehr an
Duldung und Vertragsamkeit in Glaubenssachen
gewöhnt, daß Zwang, Bann und Ausschliessungs-
recht wenigstens aufgehört haben, populäre Be-
griffe zu seyn.

Was
Ephemeriden einen Aussatz einrücken lassen, in
welchem er die Schädlichkeit der Zwischenhände
behauptet, und ward von dem Herausgeber viel-
mehr widerlegt. -- Die Erinnerungen, welche
in derselben Anzeige wider meine Glaubensgenos-
sen gemacht werden, übergehe ich mit Stillschwei-
gen. Es ist hier der Ort nicht, sie zu vertheidigen,
und ich überlasse dieses Geschäft dem Hrn. Dohm,
der es mit weniger Parteylichkeit verrichten kann.
Man vergiebt übrigens einem Baseler sehr leicht
ein Vorurtheil wider ein Volk, das er nur aus
dem herumstreifenden Theile desselben, oder aus
den Observations d'un Alsacien, zu kennen Gele-
genheit haben kann.
A 5

die Menſchen begreifen werden, daß Vorrechte
um der Religion willen weder rechtlich, noch im
Grunde nuͤtzlich ſeyen, und daß es alſo eine
wahre Wohlthat ſeyn wuͤrde, allen buͤrgerlichen
Unterſchied um der Religion willtn ſchlechter-
dings aufzuheben. Indeſſen hat ſich die Ration
unter der Regierung dieſes Weiſen ſo ſehr an
Duldung und Vertragſamkeit in Glaubensſachen
gewoͤhnt, daß Zwang, Bann und Ausſchlieſſungs-
recht wenigſtens aufgehoͤrt haben, populaͤre Be-
griffe zu ſeyn.

Was
Ephemeriden einen Auſſatz einruͤcken laſſen, in
welchem er die Schaͤdlichkeit der Zwiſchenhaͤnde
behauptet, und ward von dem Herausgeber viel-
mehr widerlegt. — Die Erinnerungen, welche
in derſelben Anzeige wider meine Glaubensgenoſ-
ſen gemacht werden, uͤbergehe ich mit Stillſchwei-
gen. Es iſt hier der Ort nicht, ſie zu vertheidigen,
und ich uͤberlaſſe dieſes Geſchaͤft dem Hrn. Dohm,
der es mit weniger Parteylichkeit verrichten kann.
Man vergiebt uͤbrigens einem Baſeler ſehr leicht
ein Vorurtheil wider ein Volk, das er nur aus
dem herumſtreifenden Theile deſſelben, oder aus
den Obſervations d’un Alſacien, zu kennen Gele-
genheit haben kann.
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[9/0111] die Menſchen begreifen werden, daß Vorrechte um der Religion willen weder rechtlich, noch im Grunde nuͤtzlich ſeyen, und daß es alſo eine wahre Wohlthat ſeyn wuͤrde, allen buͤrgerlichen Unterſchied um der Religion willtn ſchlechter- dings aufzuheben. Indeſſen hat ſich die Ration unter der Regierung dieſes Weiſen ſo ſehr an Duldung und Vertragſamkeit in Glaubensſachen gewoͤhnt, daß Zwang, Bann und Ausſchlieſſungs- recht wenigſtens aufgehoͤrt haben, populaͤre Be- griffe zu ſeyn. Was *) *) Ephemeriden einen Auſſatz einruͤcken laſſen, in welchem er die Schaͤdlichkeit der Zwiſchenhaͤnde behauptet, und ward von dem Herausgeber viel- mehr widerlegt. — Die Erinnerungen, welche in derſelben Anzeige wider meine Glaubensgenoſ- ſen gemacht werden, uͤbergehe ich mit Stillſchwei- gen. Es iſt hier der Ort nicht, ſie zu vertheidigen, und ich uͤberlaſſe dieſes Geſchaͤft dem Hrn. Dohm, der es mit weniger Parteylichkeit verrichten kann. Man vergiebt uͤbrigens einem Baſeler ſehr leicht ein Vorurtheil wider ein Volk, das er nur aus dem herumſtreifenden Theile deſſelben, oder aus den Obſervations d’un Alſacien, zu kennen Gele- genheit haben kann. A 5

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/111>, abgerufen am 23.11.2024.