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Mendel, Gregor: Versuche über Pflanzen-Hybriden. In: Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn 4 (1866), S. 3-47.

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werden jene Merkmale, welche ganz oder fast unverändert in die Hy-
bride-Verbindung übergehen, somit selbst die Hybriden-Merkmale reprä-
sentiren, als dominirende, und jene, welche in der Verbindung la-
tent werden, als recessive bezeichnet. Der Ausdruck "recessiv" wurde
desshalb gewählt, weil die damit benannten Merkmale an den Hybriden
zurücktreten oder ganz verschwinden, jedoch unter den Nachkommen
derselben, wie später gezeigt wird, wieder unverändert zum Vorscheine
kommen.

Es wurde ferner durch sämmtliche Versuche erwiesen, dass es
völlig gleichgiltig ist, ob das dominirende Merkmal der Samen- oder
Pollenpflanze angehört; die Hybridform bleibt in beiden Fällen genau
dieselbe. Diese interessante Erscheinung wird auch von Gärtner her-
vorgehoben, mit dem Bemerken, dass selbst der geübteste Kenner nicht
im Stande ist, an einer Hybride zu unterscheiden, welche von den bei-
den verbundenen Arten die Samen- oder Pollenpflanze war.

Von den differirenden Merkmalen, welche in die Versuche einge-
führt wurden, sind nachfolgende dominirend:

1. Die runde oder rundliche Samenform mit oder ohne seichte
Einsenkungen.
2. Die gelbe Färbung des Samen-Albumens.
3. Die graue, graubraune oder lederbraune Farbe der Samen-
schale, in Verbindung mit violett-rother Blüthe und röthlicher Mackel
in den Blattachseln.
4. Die einfach gewölbte Form der Hülse.
5. Die grüne Färbung der unreifen Hülse, in Verbindung mit der
gleichen Farbe des Stengels, der Blattrippen und des Kelches.
6. Die Vertheilung der Blüthen längs des Stengels.
7. Das Längenmass der grösseren Axe.

Was das letzte Merkmal anbelangt, muss bemerkt werden, dass
die längere der beiden Stamm-Axen von der Hybride gewöhnlich noch
übertroffen wird, was vielleicht nur der grossen Ueppigkeit zuzuschrei-
ben ist, welche in allen Pflanzentheilen auftritt, wenn Axen von sehr
verschiedener Länge verbunden sind. So z. B. gaben bei wiederholtem
Versuche Axen von 1' und 6' Länge in hybrider Vereinigung ohne
Ausnahme Axen, deren Länge zwischen 6 und 71/2' schwankte. Die
Hybriden der Samenschale
sind öfter mehr punctirt, auch fliessen
die Puncte bisweilen in kleinere bläulich-violette Flecke zusammen. Die

werden jene Merkmale, welche ganz oder fast unverändert in die Hy-
bride-Verbindung übergehen, somit selbst die Hybriden-Merkmale reprä-
sentiren, als dominirende, und jene, welche in der Verbindung la-
tent werden, als recessive bezeichnet. Der Ausdruck „recessiv“ wurde
desshalb gewählt, weil die damit benannten Merkmale an den Hybriden
zurücktreten oder ganz verschwinden, jedoch unter den Nachkommen
derselben, wie später gezeigt wird, wieder unverändert zum Vorscheine
kommen.

Es wurde ferner durch sämmtliche Versuche erwiesen, dass es
völlig gleichgiltig ist, ob das dominirende Merkmal der Samen- oder
Pollenpflanze angehört; die Hybridform bleibt in beiden Fällen genau
dieselbe. Diese interessante Erscheinung wird auch von Gärtner her-
vorgehoben, mit dem Bemerken, dass selbst der geübteste Kenner nicht
im Stande ist, an einer Hybride zu unterscheiden, welche von den bei-
den verbundenen Arten die Samen- oder Pollenpflanze war.

Von den differirenden Merkmalen, welche in die Versuche einge-
führt wurden, sind nachfolgende dominirend:

1. Die runde oder rundliche Samenform mit oder ohne seichte
Einsenkungen.
2. Die gelbe Färbung des Samen-Albumens.
3. Die graue, graubraune oder lederbraune Farbe der Samen-
schale, in Verbindung mit violett-rother Blüthe und röthlicher Mackel
in den Blattachseln.
4. Die einfach gewölbte Form der Hülse.
5. Die grüne Färbung der unreifen Hülse, in Verbindung mit der
gleichen Farbe des Stengels, der Blattrippen und des Kelches.
6. Die Vertheilung der Blüthen längs des Stengels.
7. Das Längenmass der grösseren Axe.

Was das letzte Merkmal anbelangt, muss bemerkt werden, dass
die längere der beiden Stamm-Axen von der Hybride gewöhnlich noch
übertroffen wird, was vielleicht nur der grossen Ueppigkeit zuzuschrei-
ben ist, welche in allen Pflanzentheilen auftritt, wenn Axen von sehr
verschiedener Länge verbunden sind. So z. B. gaben bei wiederholtem
Versuche Axen von 1' und 6' Länge in hybrider Vereinigung ohne
Ausnahme Axen, deren Länge zwischen 6 und 7½' schwankte. Die
Hybriden der Samenschale
sind öfter mehr punctirt, auch fliessen
die Puncte bisweilen in kleinere bläulich-violette Flecke zusammen. Die

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[11/0022] werden jene Merkmale, welche ganz oder fast unverändert in die Hy- bride-Verbindung übergehen, somit selbst die Hybriden-Merkmale reprä- sentiren, als dominirende, und jene, welche in der Verbindung la- tent werden, als recessive bezeichnet. Der Ausdruck „recessiv“ wurde desshalb gewählt, weil die damit benannten Merkmale an den Hybriden zurücktreten oder ganz verschwinden, jedoch unter den Nachkommen derselben, wie später gezeigt wird, wieder unverändert zum Vorscheine kommen. Es wurde ferner durch sämmtliche Versuche erwiesen, dass es völlig gleichgiltig ist, ob das dominirende Merkmal der Samen- oder Pollenpflanze angehört; die Hybridform bleibt in beiden Fällen genau dieselbe. Diese interessante Erscheinung wird auch von Gärtner her- vorgehoben, mit dem Bemerken, dass selbst der geübteste Kenner nicht im Stande ist, an einer Hybride zu unterscheiden, welche von den bei- den verbundenen Arten die Samen- oder Pollenpflanze war. Von den differirenden Merkmalen, welche in die Versuche einge- führt wurden, sind nachfolgende dominirend: 1. Die runde oder rundliche Samenform mit oder ohne seichte Einsenkungen. 2. Die gelbe Färbung des Samen-Albumens. 3. Die graue, graubraune oder lederbraune Farbe der Samen- schale, in Verbindung mit violett-rother Blüthe und röthlicher Mackel in den Blattachseln. 4. Die einfach gewölbte Form der Hülse. 5. Die grüne Färbung der unreifen Hülse, in Verbindung mit der gleichen Farbe des Stengels, der Blattrippen und des Kelches. 6. Die Vertheilung der Blüthen längs des Stengels. 7. Das Längenmass der grösseren Axe. Was das letzte Merkmal anbelangt, muss bemerkt werden, dass die längere der beiden Stamm-Axen von der Hybride gewöhnlich noch übertroffen wird, was vielleicht nur der grossen Ueppigkeit zuzuschrei- ben ist, welche in allen Pflanzentheilen auftritt, wenn Axen von sehr verschiedener Länge verbunden sind. So z. B. gaben bei wiederholtem Versuche Axen von 1' und 6' Länge in hybrider Vereinigung ohne Ausnahme Axen, deren Länge zwischen 6 und 7½' schwankte. Die Hybriden der Samenschale sind öfter mehr punctirt, auch fliessen die Puncte bisweilen in kleinere bläulich-violette Flecke zusammen. Die

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Zitationshilfe: Mendel, Gregor: Versuche über Pflanzen-Hybriden. In: Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn 4 (1866), S. 3-47, hier S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendel_pflanzenhybriden_1866/22>, abgerufen am 28.11.2024.