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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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auch jemals diß het in acht genommen/ oder ob er
auch verstünde/ was sie deß nachts zu singen pfleg-
ten? Er verneinets auch. Deßgleichen thet das gantz
Haußgesind. Der schwach aber/ so die gantze nacht
auß schwachheit deß Steins nit schlaffen können/
höret mit fleiß/ wie sie mit sonderlichem eiffer ein-
ander zum Gespräch vermahneten.

Die erste Historien war von einem Schenck/
vnd seinem Weib/ welche jrem Mann/ so in Krieg
zu ziehen begeret/ nicht folgen wollen. Der Mann
zwar hat sie bereden wöllen/ wie es so stattlich Beut
gebe/ wolten die Herberg vnd Dienst fahren lassen/
vnd in Krieg sich begeben. Das Weib aber hat ge-
antwortet/ sie wolt jm nicht folgen/ sondern entwe-
der zu Regenspurg bleiben/ oder nach Nürnberg
ziehen. Auff beyden seiten haben sie sich lang ge-
zaucket: Doch (wie die Vögel vnder einander ge-
redt) hat niemandts weder der Herr noch sonst ein
einiger Mensch vmb diß Gespräch gewust. Da sie
vnder dem zancken jrgendt ein vnuerschämt Wort
geredt hatten/ das verriethen sie auch/ als die vnder
chrlichen vnd vnehrlichen Worten kein vnderscheid
wusten. Diesen zanck vnnd zwispalt widerholeten
diese Thierlein offt/ daher der schwach abnam/ daß
es alles war were/ vnd daß sie fleissig nachgesonnen/
wie alles ergangen were. Die ander Historien war
von dem vorstehenden Krieg der Protestirenden/
vnd war diß jr Gespräch gleichsam ein Weissagung:
Dann was sich fast hiemit in kurtzem begeben hat/
dz haben sie damals ein ander erzehlet. Auch misch-
ten sie darunder/ was sich mit dem Hertzogen zu
Braunschweig verloffen. Der schwache hielt da-
für/ alles was sie damals mit einander geredt/ das
haben sie jrgend von etlicher Hauptleut heimlichem
Gespräch/ welches sie in dieser Herberg möchten ge-
halten/ obseruirt vnnd behalten haben. Vnnd diß

trieben

auch jemals diß het in acht genommen/ oder ob er
auch verſtuͤnde/ was ſie deß nachts zu ſingen pfleg-
ten? Er verneinets auch. Deßgleichẽ thet das gantz
Haußgeſind. Der ſchwach aber/ ſo die gantze nacht
auß ſchwachheit deß Steins nit ſchlaffen koͤnnen/
hoͤret mit fleiß/ wie ſie mit ſonderlichem eiffer ein-
ander zum Geſpraͤch vermahneten.

Die erſte Hiſtorien war von einem Schenck/
vnd ſeinem Weib/ welche jrem Mann/ ſo in Krieg
zu ziehen begeret/ nicht folgen wollen. Der Mann
zwar hat ſie bereden woͤllẽ/ wie es ſo ſtattlich Beut
gebe/ wolten die Herberg vnd Dienſt fahren laſſen/
vnd in Krieg ſich begeben. Das Weib aber hat ge-
antwortet/ ſie wolt jm nicht folgen/ ſondern entwe-
der zu Regenſpurg bleiben/ oder nach Nuͤrnberg
ziehen. Auff beyden ſeiten haben ſie ſich lang ge-
zaucket: Doch (wie die Voͤgel vnder einander ge-
redt) hat niemandts weder der Herr noch ſonſt ein
einiger Menſch vmb diß Geſpraͤch gewuſt. Da ſie
vnder dem zancken jrgendt ein vnuerſchaͤmt Wort
geredt hatten/ das verriethen ſie auch/ als die vnder
chrlichen vnd vnehrlichen Worten kein vnderſcheid
wuſten. Dieſen zanck vnnd zwiſpalt widerholeten
dieſe Thierlein offt/ daher der ſchwach abnam/ daß
es alles war were/ vnd daß ſie fleiſſig nachgeſoñen/
wie alles ergangen were. Die ander Hiſtorien war
von dem vorſtehenden Krieg der Proteſtirenden/
vñ war diß jr Geſpraͤch gleichſam ein Weiſſagung:
Dann was ſich faſt hiemit in kurtzem begeben hat/
dz haben ſie damals ein ander erzehlet. Auch miſch-
ten ſie darunder/ was ſich mit dem Hertzogen zu
Braunſchweig verloffen. Der ſchwache hielt da-
fuͤr/ alles was ſie damals mit einander geredt/ das
haben ſie jrgend von etlicher Hauptleut heimlichem
Geſpraͤch/ welches ſie in dieſer Herberg moͤchten ge-
halten/ obſeruirt vnnd behalten haben. Vnnd diß

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[388/0414] auch jemals diß het in acht genommen/ oder ob er auch verſtuͤnde/ was ſie deß nachts zu ſingen pfleg- ten? Er verneinets auch. Deßgleichẽ thet das gantz Haußgeſind. Der ſchwach aber/ ſo die gantze nacht auß ſchwachheit deß Steins nit ſchlaffen koͤnnen/ hoͤret mit fleiß/ wie ſie mit ſonderlichem eiffer ein- ander zum Geſpraͤch vermahneten. Die erſte Hiſtorien war von einem Schenck/ vnd ſeinem Weib/ welche jrem Mann/ ſo in Krieg zu ziehen begeret/ nicht folgen wollen. Der Mann zwar hat ſie bereden woͤllẽ/ wie es ſo ſtattlich Beut gebe/ wolten die Herberg vnd Dienſt fahren laſſen/ vnd in Krieg ſich begeben. Das Weib aber hat ge- antwortet/ ſie wolt jm nicht folgen/ ſondern entwe- der zu Regenſpurg bleiben/ oder nach Nuͤrnberg ziehen. Auff beyden ſeiten haben ſie ſich lang ge- zaucket: Doch (wie die Voͤgel vnder einander ge- redt) hat niemandts weder der Herr noch ſonſt ein einiger Menſch vmb diß Geſpraͤch gewuſt. Da ſie vnder dem zancken jrgendt ein vnuerſchaͤmt Wort geredt hatten/ das verriethen ſie auch/ als die vnder chrlichen vnd vnehrlichen Worten kein vnderſcheid wuſten. Dieſen zanck vnnd zwiſpalt widerholeten dieſe Thierlein offt/ daher der ſchwach abnam/ daß es alles war were/ vnd daß ſie fleiſſig nachgeſoñen/ wie alles ergangen were. Die ander Hiſtorien war von dem vorſtehenden Krieg der Proteſtirenden/ vñ war diß jr Geſpraͤch gleichſam ein Weiſſagung: Dann was ſich faſt hiemit in kurtzem begeben hat/ dz haben ſie damals ein ander erzehlet. Auch miſch- ten ſie darunder/ was ſich mit dem Hertzogen zu Braunſchweig verloffen. Der ſchwache hielt da- fuͤr/ alles was ſie damals mit einander geredt/ das haben ſie jrgend von etlicher Hauptleut heimlichem Geſpraͤch/ welches ſie in dieſer Herberg moͤchten ge- halten/ obſeruirt vnnd behalten haben. Vnnd diß trieben

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/414>, abgerufen am 25.11.2024.