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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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emblösten: Aber dise vnschamhafftigkeit vber
trifft alles. Als Adam nichts anders zu hen-
den hatte/ bedecket er sich mit Feigenblettern.
Dieweil aber diese ohn müh kleidung haben
konnten/ warumb bedecketen sie sich dann
nicht? Dahin kompts aber/ wann man Got-
tes wort bleiben/ vnd seinen oder auch wol des
Teuffels einbildungen gehorchet/ vnnd so vn-
keusche ding vnderstehet dem H. Geist zu zu-
schreiben. Befihlet nit Paulus 1. Cor. 11. Daß
die Weiber in der Kirchen sollen mit bedeck-
tem Haupt sein? Was solt er dan gethan oder
gesagt haben/ wenn er ein solch vnverschempt
wesen gesehen hatte.

C. Von Thoma vnd Leonhard Schic-
kern/ den Widerteuffern.

Jm Jahr 1526. waren zween leibliche
Brüder/ Thomas vnd Leonhard Schic-
ker genant/ die kamen deß Nachts vff
den 7. Febr. in jhres Vatters Haus
zusammen. Da sie nun fast die gantze Nacht
mit Widerteufferischen Gesprechen/ wunder-
barlichen geberden vnd gesichtern mit enttzu-
ckungen zubracht/ da begibt sichs gegen mor-
gen den 8. Februarii/ das Thomas seinen
Bruder Leonharden ergreiffet/ heisset jhn in
die mit vor seinen Eltern vnd anderen Leu-
then nider knien. Die andern vermahnten jhn
er solt sich nichts vnderfangen/ das sich nit zu
thun gebürte: Er antwortet/ man solt sich
nichts beforchten/ denn es könnt hie nichts
ohn verwilligung des Vatters geschehen. Vn-
der des zeucht er das Schwerd auß/ vnd hawt

seinem

embloͤſten: Aber diſe vnſchamhafftigkeit vber
trifft alles. Als Adam nichts anders zu hen-
den hatte/ bedecket er ſich mit Feigenblettern.
Dieweil aber dieſe ohn muͤh kleidung haben
konnten/ warumb bedecketen ſie ſich dann
nicht? Dahin kompts aber/ wann man Got-
tes wort bleiben/ vnd ſeinẽ oder auch wol des
Teuffels einbildungen gehorchet/ vnnd ſo vn-
keuſche ding vnderſtehet dem H. Geiſt zu zu-
ſchreiben. Befihlet nit Paulus 1. Cor. 11. Daß
die Weiber in der Kirchen ſollen mit bedeck-
tem Haupt ſein? Was ſolt er dan gethan oder
geſagt haben/ wenn er ein ſolch vnverſchempt
weſen geſehen hatte.

C. Von Thoma vnd Leonhard Schic-
kern/ den Widerteuffern.

Jm Jahr 1526. waren zween leibliche
Bruͤder/ Thomas vñ Leonhard Schic-
ker genant/ die kamen deß Nachts vff
den 7. Febr. in jhres Vatters Haus
zuſammen. Da ſie nun faſt die gantze Nacht
mit Widerteufferiſchen Geſprechen/ wunder-
barlichen geberden vnd geſichtern mit enttzu-
ckungen zubracht/ da begibt ſichs gegen mor-
gen den 8. Februarii/ das Thomas ſeinen
Bruder Leonharden ergreiffet/ heiſſet jhn in
die mit vor ſeinen Eltern vnd anderen Leu-
then nider knien. Die andern vermahnten jhn
er ſolt ſich nichts vnderfangen/ das ſich nit zu
thun gebuͤrte: Er antwortet/ man ſolt ſich
nichts beforchten/ denn es koͤnnt hie nichts
ohn verwilligung des Vatters geſchehen. Vn-
der des zeucht er das Schwerd auß/ vnd hawt

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[82/0090] embloͤſten: Aber diſe vnſchamhafftigkeit vber trifft alles. Als Adam nichts anders zu hen- den hatte/ bedecket er ſich mit Feigenblettern. Dieweil aber dieſe ohn muͤh kleidung haben konnten/ warumb bedecketen ſie ſich dann nicht? Dahin kompts aber/ wann man Got- tes wort bleiben/ vnd ſeinẽ oder auch wol des Teuffels einbildungen gehorchet/ vnnd ſo vn- keuſche ding vnderſtehet dem H. Geiſt zu zu- ſchreiben. Befihlet nit Paulus 1. Cor. 11. Daß die Weiber in der Kirchen ſollen mit bedeck- tem Haupt ſein? Was ſolt er dan gethan oder geſagt haben/ wenn er ein ſolch vnverſchempt weſen geſehen hatte. C. Von Thoma vnd Leonhard Schic- kern/ den Widerteuffern. Jm Jahr 1526. waren zween leibliche Bruͤder/ Thomas vñ Leonhard Schic- ker genant/ die kamen deß Nachts vff den 7. Febr. in jhres Vatters Haus zuſammen. Da ſie nun faſt die gantze Nacht mit Widerteufferiſchen Geſprechen/ wunder- barlichen geberden vnd geſichtern mit enttzu- ckungen zubracht/ da begibt ſichs gegen mor- gen den 8. Februarii/ das Thomas ſeinen Bruder Leonharden ergreiffet/ heiſſet jhn in die mit vor ſeinen Eltern vnd anderen Leu- then nider knien. Die andern vermahnten jhn er ſolt ſich nichts vnderfangen/ das ſich nit zu thun gebuͤrte: Er antwortet/ man ſolt ſich nichts beforchten/ denn es koͤnnt hie nichts ohn verwilligung des Vatters geſchehen. Vn- der des zeucht er das Schwerd auß/ vnd hawt ſeinem

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/90>, abgerufen am 23.11.2024.