Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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vatter den nahmen sie nit in die Arm/ küsten
jn auch nicht/ wie die Jungfraw/ sondern gin-
gen ohn grus vorvber. Dessen nahm Zuing-
lius in acht/ strafft sie derentwegen also: Wie so
freundlich sprecht jr dieser ewer Schwester zu/
nehmt sie in die Arm vnnd küst sie: Jch möcht
aber gern wissen/ warumb jhr diesen Alten
vnnd dazu ewern Bruder so gantz vnnd gar
ohn ehr erzeigung/ ohn grus/ ohn hertzens/
ohn kuß vnnd der gleichen stehen lasset. Jhr
gebt ewer heucheley gnugsamb an tag/ wie
auch den Geist/ dadurch jhr regirt werdet:
Vnd scheinet hierauß/ daß jhr vnkeusche fre-
che Buben seyt. Also strafft Zuinglius jhre
Geilheit trefflichen. Alle die diß hörten/ ver-
lachten vnd verspotteten die Widerteuffer.

XCIX. Von Diderichen einem Wi
dertauffer.

JM Jar Christi 1535. den 11. Februarii
auff dem Saltzmarckt in Johannis
Sibertt eines Tuchscherers Hauß/
welcher damalß nicht zu Hauß war/
kamen sieben Männer vnnd fünff Weiber/ so
der Widertaufferischen Rellgion zugethan
waren/ zusamen. Vnder diesen war ein Schnei-
der/ Dietherich genannt/ der stelt sich alß sey
er entzückt/ felt für seinen Brüdern vnnd
Schwestern auff die Erden/ endlich erwacht
er widerumb/ thut sein gebet mit grosser an-
dacht/ gibt für er hab Gott in seiner herrlich-
keit vnnd Majestat gesehen/ deßgleichen hab
er im Himmel vnnd in der Hell etliche ding
gesehen/ vnnd sey vor der Thür der Jüngste

tag/

vatter den nahmen ſie nit in die Arm/ kuͤſten
jn auch nicht/ wie die Jungfraw/ ſondern gin-
gen ohn grus vorvber. Deſſen nahm Zuing-
lius in acht/ ſtrafft ſie derentwegẽ alſo: Wie ſo
freũdlich ſprecht jr dieſer ewer Schweſter zu/
nehmt ſie in die Arm vnnd kuͤſt ſie: Jch moͤcht
aber gern wiſſen/ warumb jhr dieſen Alten
vnnd dazu ewern Bruder ſo gantz vnnd gar
ohn ehr erzeigung/ ohn grus/ ohn hertzens/
ohn kuß vnnd der gleichen ſtehen laſſet. Jhr
gebt ewer heucheley gnugſamb an tag/ wie
auch den Geiſt/ dadurch jhr regirt werdet:
Vnd ſcheinet hierauß/ daß jhr vnkeuſche fre-
che Buben ſeyt. Alſo ſtrafft Zuinglius jhre
Geilheit trefflichen. Alle die diß hoͤrten/ ver-
lachten vnd verſpotteten die Widerteuffer.

XCIX. Von Diderichen einem Wi
dertauffer.

JM Jar Chriſti 1535. den 11. Februarii
auff dem Saltzmarckt in Johannis
Sibertt eines Tuchſcherers Hauß/
welcher damalß nicht zu Hauß war/
kamen ſieben Maͤnner vnnd fuͤnff Weiber/ ſo
der Widertaufferiſchen Rellgion zugethan
waren/ zuſamẽ. Vnder dieſen war ein Schnei-
der/ Dietherich genannt/ der ſtelt ſich alß ſey
er entzuͤckt/ felt fuͤr ſeinen Bruͤdern vnnd
Schweſtern auff die Erden/ endlich erwacht
er widerumb/ thut ſein gebet mit groſſer an-
dacht/ gibt fuͤr er hab Gott in ſeiner herrlich-
keit vnnd Majeſtat geſehen/ deßgleichen hab
er im Himmel vnnd in der Hell etliche ding
geſehen/ vnnd ſey vor der Thuͤr der Juͤngſte

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[80/0088] vatter den nahmen ſie nit in die Arm/ kuͤſten jn auch nicht/ wie die Jungfraw/ ſondern gin- gen ohn grus vorvber. Deſſen nahm Zuing- lius in acht/ ſtrafft ſie derentwegẽ alſo: Wie ſo freũdlich ſprecht jr dieſer ewer Schweſter zu/ nehmt ſie in die Arm vnnd kuͤſt ſie: Jch moͤcht aber gern wiſſen/ warumb jhr dieſen Alten vnnd dazu ewern Bruder ſo gantz vnnd gar ohn ehr erzeigung/ ohn grus/ ohn hertzens/ ohn kuß vnnd der gleichen ſtehen laſſet. Jhr gebt ewer heucheley gnugſamb an tag/ wie auch den Geiſt/ dadurch jhr regirt werdet: Vnd ſcheinet hierauß/ daß jhr vnkeuſche fre- che Buben ſeyt. Alſo ſtrafft Zuinglius jhre Geilheit trefflichen. Alle die diß hoͤrten/ ver- lachten vnd verſpotteten die Widerteuffer. XCIX. Von Diderichen einem Wi dertauffer. JM Jar Chriſti 1535. den 11. Februarii auff dem Saltzmarckt in Johannis Sibertt eines Tuchſcherers Hauß/ welcher damalß nicht zu Hauß war/ kamen ſieben Maͤnner vnnd fuͤnff Weiber/ ſo der Widertaufferiſchen Rellgion zugethan waren/ zuſamẽ. Vnder dieſen war ein Schnei- der/ Dietherich genannt/ der ſtelt ſich alß ſey er entzuͤckt/ felt fuͤr ſeinen Bruͤdern vnnd Schweſtern auff die Erden/ endlich erwacht er widerumb/ thut ſein gebet mit groſſer an- dacht/ gibt fuͤr er hab Gott in ſeiner herrlich- keit vnnd Majeſtat geſehen/ deßgleichen hab er im Himmel vnnd in der Hell etliche ding geſehen/ vnnd ſey vor der Thuͤr der Juͤngſte tag/

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Zitationshilfe:	Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/88>, abgerufen am 24.11.2024.

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