Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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LXXXIII. Vom Hieronymo Emsero.

ZV Dresten hat sichs begeben/ ehe die
Papistische Grewel abgeschafft worden
das Alexius Crosnerus so Hertzog Hen-
richs Hoff Prediger drey Jahr lang ge-
wesen/ vnd die reine wahre Lehr eingeführt/
jhm viel vngunst erregt hat: Dann sie strafften
vnd lesterten seine Predigten/ deuteten sie v-
bel/ vnd verklagten jhn. Endlich aber wird er
seines dinstes gar entsetzet. Da er nun seinen
Haußrath auff ein Wagen gelegt hatte vnnd
jtzt im vort zihen ist/ da auffentstösset ihm vn-
gefehr Hieronymus Emser/ welcher die Papi-
stische Lehr zum hefftigsten verthetigte. Der-
selb redt in also an: Jch hab dennoch
den tag erlebet/ das dir Ketzer die stundt be-
stimpt/ das du noch bey Sonnenschein auß der
Statt mit dem Teuffel deinem geleitsmann
zihen must/ ich aber bleib darin. Alexius ant-
wortet jm. Jch zihe hie von dannen mit Gott
vnnd ob ich gleich ehe hie zu Landt alß du ge-
wesen bin/ so hab ich doch das vertrawen zu
Gott/ daß wenn du nimmer hie bist/ ich doch
widerumb allhie die zeit meines Lebens zu
bringen werde. Was geschicht? Denselben
Abendt ledet er etliche Leipsische Bürger zu
Gast/ ist lustig vnnd helt Faßnacht mit jhnen.
da nun die Bürger zu Hauß kommen/ setzet
er sich auff seinen Stul/ vnnd lestert GOTT
grewlich/ fantisirt auch seltzam/ vnnd stirbt
so balt des gehen Todts/ vnd diß begibt sich
also eben denselben Abendt vmb neun vhr/ in
beywesen seines Dieners/ vnnd der Köchin/
welche alles/ wie es sich verlauffen/ außge-
breitet haben.

Von

LXXXIII. Vom Hieronymo Emſero.

ZV Dreſten hat ſichs begeben/ ehe die
Papiſtiſche Grewel abgeſchafft worden
das Alexius Croſnerus ſo Hertzog Hen-
richs Hoff Prediger drey Jahr lang ge-
weſen/ vnd die reine wahre Lehr eingefuͤhrt/
jhm viel vngunſt erregt hat: Dann ſie ſtrafften
vnd leſterten ſeine Predigten/ deuteten ſie v-
bel/ vnd verklagten jhn. Endlich aber wird er
ſeines dinſtes gar entſetzet. Da er nun ſeinen
Haußrath auff ein Wagen gelegt hatte vnnd
jtzt im vort zihen iſt/ da auffentſtoͤſſet ihm vn-
gefehr Hieronymus Emſer/ welcher die Papi-
ſtiſche Lehr zum hefftigſten verthetigte. Der-
ſelb redt in alſo an: Jch hab dennoch
den tag erlebet/ das dir Ketzer die ſtundt be-
ſtimpt/ das du noch bey Sonnenſchein auß der
Statt mit dem Teuffel deinem geleitsmann
zihen muſt/ ich aber bleib darin. Alexius ant-
wortet jm. Jch zihe hie von dannen mit Gott
vnnd ob ich gleich ehe hie zu Landt alß du ge-
weſen bin/ ſo hab ich doch das vertrawen zu
Gott/ daß wenn du nimmer hie biſt/ ich doch
widerumb allhie die zeit meines Lebens zu
bringen werde. Was geſchicht? Denſelben
Abendt ledet er etliche Leipſiſche Buͤrger zu
Gaſt/ iſt luſtig vnnd helt Faßnacht mit jhnen.
da nun die Buͤrger zu Hauß kommen/ ſetzet
er ſich auff ſeinen Stul/ vnnd leſtert GOTT
grewlich/ fantiſirt auch ſeltzam/ vnnd ſtirbt
ſo balt des gehen Todts/ vnd diß begibt ſich
alſo eben denſelben Abendt vmb neun vhr/ in
beyweſen ſeines Dieners/ vnnd der Koͤchin/
welche alles/ wie es ſich verlauffen/ außge-
breitet haben.

Von

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[70/0078] LXXXIII. Vom Hieronymo Emſero. ZV Dreſten hat ſichs begeben/ ehe die Papiſtiſche Grewel abgeſchafft worden das Alexius Croſnerus ſo Hertzog Hen- richs Hoff Prediger drey Jahr lang ge- weſen/ vnd die reine wahre Lehr eingefuͤhrt/ jhm viel vngunſt erregt hat: Dann ſie ſtrafften vnd leſterten ſeine Predigten/ deuteten ſie v- bel/ vnd verklagten jhn. Endlich aber wird er ſeines dinſtes gar entſetzet. Da er nun ſeinen Haußrath auff ein Wagen gelegt hatte vnnd jtzt im vort zihen iſt/ da auffentſtoͤſſet ihm vn- gefehr Hieronymus Emſer/ welcher die Papi- ſtiſche Lehr zum hefftigſten verthetigte. Der- ſelb redt in alſo an: Jch hab dennoch den tag erlebet/ das dir Ketzer die ſtundt be- ſtimpt/ das du noch bey Sonnenſchein auß der Statt mit dem Teuffel deinem geleitsmann zihen muſt/ ich aber bleib darin. Alexius ant- wortet jm. Jch zihe hie von dannen mit Gott vnnd ob ich gleich ehe hie zu Landt alß du ge- weſen bin/ ſo hab ich doch das vertrawen zu Gott/ daß wenn du nimmer hie biſt/ ich doch widerumb allhie die zeit meines Lebens zu bringen werde. Was geſchicht? Denſelben Abendt ledet er etliche Leipſiſche Buͤrger zu Gaſt/ iſt luſtig vnnd helt Faßnacht mit jhnen. da nun die Buͤrger zu Hauß kommen/ ſetzet er ſich auff ſeinen Stul/ vnnd leſtert GOTT grewlich/ fantiſirt auch ſeltzam/ vnnd ſtirbt ſo balt des gehen Todts/ vnd diß begibt ſich alſo eben denſelben Abendt vmb neun vhr/ in beyweſen ſeines Dieners/ vnnd der Koͤchin/ welche alles/ wie es ſich verlauffen/ außge- breitet haben. Von

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Zitationshilfe:	Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/78>, abgerufen am 24.11.2024.

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