Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.LXXI. Von einem Gr[a]ffen. EJn Superintendens hielt bey seinem LXXII. Von einem Edelmann. EJn Edelmann schewt sich nit frey offentlich Von
LXXI. Von einem Gr[a]ffen. EJn Superintendens hielt bey ſeinem LXXII. Von einem Edelmann. EJn Edelmann ſchewt ſich nit frey offentlich Von
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LXXI. Von einem Graffen.
EJn Superintendens hielt bey ſeinem
Grafen an/ daß er jhm geſtatten wolt
in ſeiner herrſchafft den Bann wider
einzufuͤhren/ welches ihm dann der
Graff willig zu ließ. Was geſchthet aber. Der
Graff lebt bißweilen nach ſeinem eigen gefal-
len: derwegen ſchalt jhn der Pfarrer/ vnnd
ſprach/ Gnediger Herr/ ſo jhr euch nit werdet
beſſern/ ſo wirdts anders nit ſeyn/ ich muß
euch in Bann thun. Der Graff erzoͤrnt ſich
hefftig vnd ſprach/ den Teufel magſtu excom-
municiren vnnd in Bann thun/ mich nit: Jch
hab dir geſtattet die Bawren zubannen/
deßgleichen auch die Buͤrger. Aber warlich/
du ſolt mich laſſen nach meiner weiß leben.
LXXII. Von einem Edelmann.
EJn Edelmann ſchewt ſich nit frey offentlich
zu ſagen/ es koͤnnt jhme kein verdrißlicher
lied geſungen werden/ als der geſang/ Verley
vns friden gnediglich. Dann ſo offt ich daſſelb
hoͤr ſingen/ ſprach er/ ſo offt wuͤntſch ich in
meinem hertzen/ daß der Teuffel Pfaffen vnd
Kirchen in grundt vmbreiſſe. Vnnd ſo hefftig
ſie GOtt vmb frid/ ruhe/ vnnd auch vmb
Muͤſſiggang anruffen/ ſo hefftig bitt ich da-
gegen/ das er vns allerhand auffruhr/ vnruh/
Krig vnnd dergleichen zuſchicke. Diß wort
hett einem Teufel beſſer alß einem Men-
ſchen zu reden angeſtan-
den.
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