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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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sondern sich dultigen/ er wolle erstkünfftigen
Donnerstag kommen/ vnnd auß Christlicher
lieb das werck bey der Tauff verrichten/ dann
er hab wol der weil: Ferner so solt er auch nit
vor vnkosten sorgen/ dann er wöll in der Her-
berg einzihen/ vnnd ihn im geringsten nichts
beschweren. Auff den Dienstag schickter Köch/
vnnd andere in die Herberg/ die müssen zustel-
len/ den Donnerstag aber kompt er selbst mit
sechtzig Pferden/ hebt erst das Kind auß der
Tauff/ ist darnach mit den HErrn vnd Adel/
so er bey sich hat/ biß in dritten tag lustig. Da
er aber jtzt auff sein wöllen/ lest er den reichen
Bawern zu sich fordern/ vnnd spricht/ hörstu
Bawr/ dieweil du hiebevor nicht so viel der
weil gehabt/ daß du diß Kindlein auß der
Tauff gehoben hettest/ vnnd ich an deine statt
getretten/ vnd dasselb verrichtet habe: So
dunckt mich billich seyn/ weil ich jtzt nicht der
weil habe den wirth zu zahlen/ daß du an mei-
ne statt wider trettest vnd denselben befridi-
gest. Also wurde dem reichen Bawern sein vn-
christliche lieb redlich vergolten.

CCXXII. Von einer Cytterschläge-
rin zu Bononien.

ZV Bononien ist ein Cytterschlägerin
gewesen ein Jungfraw/ die hat treffli-
chen spielen können deßwegen sie jeder-
man werth gehabt. Nach dem solche ge-
storben/ hat ein schwartz künstler durch sein
Kunst es dahin bracht/ daß der Teuffel jhre
Glieder eingenommen/ vnnd sie regiret/ als
ob sie noch lebe/ sie kame bey die Leuth vnnd

zun

P v

ſondern ſich dultigen/ er wolle erſtkuͤnfftigen
Donnerſtag kommen/ vnnd auß Chriſtlicher
lieb das werck bey der Tauff verrichten/ dann
er hab wol der weil: Ferner ſo ſolt er auch nit
vor vnkoſten ſorgen/ dann er woͤll in der Her-
berg einzihen/ vnnd ihn im geringſten nichts
beſchweren. Auff den Dienſtag ſchickter Koͤch/
vnnd andere in die Herberg/ die muͤſſen zuſtel-
len/ den Donnerſtag aber kompt er ſelbſt mit
ſechtzig Pferden/ hebt erſt das Kind auß der
Tauff/ iſt darnach mit den HErrn vnd Adel/
ſo er bey ſich hat/ biß in dritten tag luſtig. Da
er aber jtzt auff ſein woͤllen/ leſt er den reichen
Bawern zu ſich fordern/ vnnd ſpricht/ hoͤrſtu
Bawr/ dieweil du hiebevor nicht ſo viel der
weil gehabt/ daß du diß Kindlein auß der
Tauff gehoben hetteſt/ vnnd ich an deine ſtatt
getretten/ vnd daſſelb verrichtet habe: So
dunckt mich billich ſeyn/ weil ich jtzt nicht der
weil habe den wirth zu zahlẽ/ daß du an mei-
ne ſtatt wider tretteſt vnd denſelben befridi-
geſt. Alſo wurde dem reichen Bawern ſein vn-
chriſtliche lieb redlich vergolten.

CCXXII. Von einer Cytterſchlaͤge-
rin zu Bononien.

ZV Bononien iſt ein Cytterſchlaͤgerin
geweſen ein Jungfraw/ die hat treffli-
chen ſpielen koͤnnen deßwegen ſie jeder-
man werth gehabt. Nach dem ſolche ge-
ſtorben/ hat ein ſchwartz kuͤnſtler durch ſein
Kunſt es dahin bracht/ daß der Teuffel jhre
Glieder eingenommen/ vnnd ſie regiret/ als
ob ſie noch lebe/ ſie kame bey die Leuth vnnd

zun

P v

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[217/0225] ſondern ſich dultigen/ er wolle erſtkuͤnfftigen Donnerſtag kommen/ vnnd auß Chriſtlicher lieb das werck bey der Tauff verrichten/ dann er hab wol der weil: Ferner ſo ſolt er auch nit vor vnkoſten ſorgen/ dann er woͤll in der Her- berg einzihen/ vnnd ihn im geringſten nichts beſchweren. Auff den Dienſtag ſchickter Koͤch/ vnnd andere in die Herberg/ die muͤſſen zuſtel- len/ den Donnerſtag aber kompt er ſelbſt mit ſechtzig Pferden/ hebt erſt das Kind auß der Tauff/ iſt darnach mit den HErrn vnd Adel/ ſo er bey ſich hat/ biß in dritten tag luſtig. Da er aber jtzt auff ſein woͤllen/ leſt er den reichen Bawern zu ſich fordern/ vnnd ſpricht/ hoͤrſtu Bawr/ dieweil du hiebevor nicht ſo viel der weil gehabt/ daß du diß Kindlein auß der Tauff gehoben hetteſt/ vnnd ich an deine ſtatt getretten/ vnd daſſelb verrichtet habe: So dunckt mich billich ſeyn/ weil ich jtzt nicht der weil habe den wirth zu zahlẽ/ daß du an mei- ne ſtatt wider tretteſt vnd denſelben befridi- geſt. Alſo wurde dem reichen Bawern ſein vn- chriſtliche lieb redlich vergolten. CCXXII. Von einer Cytterſchlaͤge- rin zu Bononien. ZV Bononien iſt ein Cytterſchlaͤgerin geweſen ein Jungfraw/ die hat treffli- chen ſpielen koͤnnen deßwegen ſie jeder- man werth gehabt. Nach dem ſolche ge- ſtorben/ hat ein ſchwartz kuͤnſtler durch ſein Kunſt es dahin bracht/ daß der Teuffel jhre Glieder eingenommen/ vnnd ſie regiret/ als ob ſie noch lebe/ ſie kame bey die Leuth vnnd zun P v

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Zitationshilfe:	Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/225>, abgerufen am 22.11.2024.

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