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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CCXVIII. Von eines Müllers
Weib.

ES hat sich bey wenigen Jahren zu N zuge-
tragen/ daß einer sich an eines Mullers

Tochter bestattet: Sie blieben aber nicht
lang einig/ denn das Weib bekompt lieb ei-
nen Schäffer
Knecht/ hengt den an sich/ vnd treiben
vnzimbliche ding mit einander/ doch ist solches jrem
Mann verborgen. Nach dem die beyde
Eheleuth
sich nicht mit einander vertragen wöllen/ werden
sie durch den
Kirchen rath/ durch die Hoff Räth/
vnnd letzlich durch den
Landt Herrn dahin ver-
mögt/ daß sie müssen friden halten. Aber es bestehet
in die leng auß nicht: Dann sie entschläget sich sei-
ner gar/ leget sich besonder/ damit sie desto besser
den Schäffer
Knecht möchte zu sich bringen. End-
lich berathschlagen diese beyde mit einan der/ sie wöl-
ten jn ersträmpfen/ vun hernacher außhengen/ so wur-
de jederman dafür halten/ er hab sich selbst auß vnge-
dult erhenget. Diß geschihet also. Dann da er des
Morgens nicht auffstehet: befihlt die Mutter jhrer

Tochter/ sie solte ihren Mann wecken/ welches sie
mit trewen worten thut/ ehe sie die
Kammer öffnet.
Da sie aber hinein kompt/ fengt sie elend an zu
schreyen/ jr Mann hab sich gehencket. Der Schwi-
ger
Vatter laufft herzu/ vnd schneidt ihn im schre-
cken ab:
Zeucht nach den Schultheisen in die Statt/
vnnd zeiget demselben diß vngluck an. Der Schul-
theiß reit so balt gen Hoff/ vnnd referirt es seinem

Landt Herrn. Der arme Mann wird mit einem
Pferdt hinauß geschleifft vnnd verbrennet. Nach
viertzehen tagen kompt des verbrenneten Manns
Bruder zum Schultheissen/ zeigt jhm an/ er hab we-
der Nacht oder tag ruhe/ dann es beduncke jhn nit

allein/
P
CCXVIII. Von eines Muͤllers
Weib.

ES hat ſich bey wenigen Jahren zu N zuge-
tragen/ daß einer ſich an eines Můllers

Tochter beſtattet: Sie blieben aber nicht
lang einig/ denn das Weib bekompt lieb ei-
nen Schaͤffer
Knecht/ hengt den an ſich/ vnd treiben
vnzimbliche ding mit einander/ doch iſt ſolches jrem
Mann verborgen. Nach dem die beyde
Eheleuth
ſich nicht mit einander vertragen woͤllen/ werden
ſie durch den
Kirchen rath/ durch die Hoff Raͤth/
vnnd letzlich durch den
Landt Herꝛn dahin ver-
moͤgt/ daß ſie muͤſſen friden halten. Aber es beſtehet
in die leng auß nicht: Dann ſie entſchlaͤget ſich ſei-
ner gar/ leget ſich beſonder/ damit ſie deſto beſſer
den Schaͤffer
Knecht moͤchte zu ſich bringen. End-
lich berathſchlagen dieſe beyde mit einan der/ ſie woͤl-
ten jn erſtraͤmpfen/ vũ hernacher außhengẽ/ ſo wur-
de jederman dafuͤr halten/ er hab ſich ſelbſt auß vnge-
dult erhenget. Diß geſchihet alſo. Dann da er des
Morgens nicht auffſtehet: befihlt die Mutter jhrer

Tochter/ ſie ſolte ihren Mann wecken/ welches ſie
mit trewen worten thut/ ehe ſie die
Kammer oͤffnet.
Da ſie aber hinein kompt/ fengt ſie elend an zu
ſchreyen/ jr Mann hab ſich gehencket. Der Schwi-
ger
Vatter laufft herzu/ vnd ſchneidt ihn im ſchre-
cken ab:
Zeucht nach dẽ Schultheiſen in die Statt/
vnnd zeiget demſelben diß vnglůck an. Der Schul-
theiß reit ſo balt gen Hoff/ vnnd referirt es ſeinem

Landt Herꝛn. Der arme Mann wird mit einem
Pferdt hinauß geſchleifft vnnd verbrennet. Nach
viertzehen tagen kompt des verbrenneten Manns
Bruder zum Schultheiſſen/ zeigt jhm an/ er hab we-
der Nacht oder tag ruhe/ dann es bedůncke jhn nit

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[209/0217] CCXVIII. Von eines Muͤllers Weib. ES hat ſich bey wenigen Jahren zu N zuge- tragen/ daß einer ſich an eines Můllers Tochter beſtattet: Sie blieben aber nicht lang einig/ denn das Weib bekompt lieb ei- nen Schaͤffer Knecht/ hengt den an ſich/ vnd treiben vnzimbliche ding mit einander/ doch iſt ſolches jrem Mann verborgen. Nach dem die beyde Eheleuth ſich nicht mit einander vertragen woͤllen/ werden ſie durch den Kirchen rath/ durch die Hoff Raͤth/ vnnd letzlich durch den Landt Herꝛn dahin ver- moͤgt/ daß ſie muͤſſen friden halten. Aber es beſtehet in die leng auß nicht: Dann ſie entſchlaͤget ſich ſei- ner gar/ leget ſich beſonder/ damit ſie deſto beſſer den Schaͤffer Knecht moͤchte zu ſich bringen. End- lich berathſchlagen dieſe beyde mit einan der/ ſie woͤl- ten jn erſtraͤmpfen/ vũ hernacher außhengẽ/ ſo wur- de jederman dafuͤr halten/ er hab ſich ſelbſt auß vnge- dult erhenget. Diß geſchihet alſo. Dann da er des Morgens nicht auffſtehet: befihlt die Mutter jhrer Tochter/ ſie ſolte ihren Mann wecken/ welches ſie mit trewen worten thut/ ehe ſie die Kammer oͤffnet. Da ſie aber hinein kompt/ fengt ſie elend an zu ſchreyen/ jr Mann hab ſich gehencket. Der Schwi- ger Vatter laufft herzu/ vnd ſchneidt ihn im ſchre- cken ab: Zeucht nach dẽ Schultheiſen in die Statt/ vnnd zeiget demſelben diß vnglůck an. Der Schul- theiß reit ſo balt gen Hoff/ vnnd referirt es ſeinem Landt Herꝛn. Der arme Mann wird mit einem Pferdt hinauß geſchleifft vnnd verbrennet. Nach viertzehen tagen kompt des verbrenneten Manns Bruder zum Schultheiſſen/ zeigt jhm an/ er hab we- der Nacht oder tag ruhe/ dann es bedůncke jhn nit allein/ P

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/217>, abgerufen am 22.11.2024.