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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CCIX. Von Johann Keisersberg.

DKaisersberg ein Prediger zu
Straßburg/ der pflegte zu sagen/
er bedencke allweg das wort Bi-
schoff nach teutscher Sprach/ daß
es so viel bedeute/ als/ bey den Schaffen. Aber
die Bischoffen liessens sich jtzt diß wort we-
der nach Grichischem oder auch nach teut-
scher art/ sondern Meistentheils das wider-
spiel das Bischoff so viel heisset/ als beiß die
Schaff/ dann dasselb kompt zu dieser zeit am
meisten mit den Bischoffen vber ein/ dann sie
Heutiges tags nit viel auff die Kirchen sehen
vnd jhren Schaffen vorstehen.

CCX. Von Davide Bischoffen
zu Vtrecht.

DAvid Bischoff zu Vtrecht/ Hertzog
Philips des fromen Sohn/ ein sehr
gelerter mann in H. Schrifft/ der
vernahm/ das vnder so vielen/ wel-
che den Gottes dienst verwalteten/ sehr wenig
seyen/ welche studiret hatten. Er wolt die
sach eigentlich erfahren/ ließ ihm ein Cathe-
der machen/ darauff setzt er sich/ vnnd lest
einem jeden fragen für/ nach dem er hohe dinst
begerte. Was geschihet? Er setzt sie all
ab/ biß auff drey. Die jenige/ so diesen Sa-
chen pflegten vorzustehen/ meinten/ es wurde
der gantzen Kirchen schimpfflich seyn/ das
man drey Personen hielte/ da sonst drey hun-

dert
O iiij
CCIX. Von Johann Keiſersberg.

DKaiſersberg ein Prediger zu
Straßburg/ der pflegte zu ſagen/
er bedencke allweg das wort Bi-
ſchoff nach teutſcher Sprach/ daß
es ſo viel bedeute/ als/ bey den Schaffen. Aber
die Biſchoffen lieſſens ſich jtzt diß wort we-
der nach Grichiſchem oder auch nach teut-
ſcher art/ ſondern Meiſtentheils das wider-
ſpiel das Biſchoff ſo viel heiſſet/ als beiß die
Schaff/ dann daſſelb kompt zu dieſer zeit am
meiſten mit den Biſchoffen vber ein/ dann ſie
Heutiges tags nit viel auff die Kirchen ſehen
vnd jhren Schaffen vorſtehen.

CCX. Von Davide Biſchoffen
zu Vtrecht.

DAvid Biſchoff zu Vtrecht/ Hertzog
Philips des fromen Sohn/ ein ſehr
gelerter mann in H. Schrifft/ der
vernahm/ das vnder ſo vielen/ wel-
che den Gottes dienſt verwalteten/ ſehr wenig
ſeyen/ welche ſtudiret hatten. Er wolt die
ſach eigentlich erfahren/ ließ ihm ein Cathe-
der machen/ darauff ſetzt er ſich/ vnnd leſt
einem jeden fragen fuͤr/ nach dem er hohe dinſt
begerte. Was geſchihet? Er ſetzt ſie all
ab/ biß auff drey. Die jenige/ ſo dieſen Sa-
chen pflegten vorzuſtehen/ meinten/ es wurde
der gantzen Kirchen ſchimpfflich ſeyn/ das
man drey Perſonen hielte/ da ſonſt drey hun-

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O iiij
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[299/0207] CCIX. Von Johann Keiſersberg. DKaiſersberg ein Prediger zu Straßburg/ der pflegte zu ſagen/ er bedencke allweg das wort Bi- ſchoff nach teutſcher Sprach/ daß es ſo viel bedeute/ als/ bey den Schaffen. Aber die Biſchoffen lieſſens ſich jtzt diß wort we- der nach Grichiſchem oder auch nach teut- ſcher art/ ſondern Meiſtentheils das wider- ſpiel das Biſchoff ſo viel heiſſet/ als beiß die Schaff/ dann daſſelb kompt zu dieſer zeit am meiſten mit den Biſchoffen vber ein/ dann ſie Heutiges tags nit viel auff die Kirchen ſehen vnd jhren Schaffen vorſtehen. CCX. Von Davide Biſchoffen zu Vtrecht. DAvid Biſchoff zu Vtrecht/ Hertzog Philips des fromen Sohn/ ein ſehr gelerter mann in H. Schrifft/ der vernahm/ das vnder ſo vielen/ wel- che den Gottes dienſt verwalteten/ ſehr wenig ſeyen/ welche ſtudiret hatten. Er wolt die ſach eigentlich erfahren/ ließ ihm ein Cathe- der machen/ darauff ſetzt er ſich/ vnnd leſt einem jeden fragen fuͤr/ nach dem er hohe dinſt begerte. Was geſchihet? Er ſetzt ſie all ab/ biß auff drey. Die jenige/ ſo dieſen Sa- chen pflegten vorzuſtehen/ meinten/ es wurde der gantzen Kirchen ſchimpfflich ſeyn/ das man drey Perſonen hielte/ da ſonſt drey hun- dert O iiij

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/207>, abgerufen am 23.11.2024.