Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CLVII. Von einem Brudermör-
der.

JNs Joachims thal zeugt einer zu sei-
nem Bruder/ jhn zu besuchen: da er nun
wider heim gehet/ gab ihm sein Bru-
der das geleyd durch einen Waltdurch/
schoß jn mit einen Rohr/ vnd Plündert jn. Nach
dem hernacher der Mordt kundbar worden/
vnnd mann den thäter zur straff führte/ be-
kannt er offentlich/ er hab eben damals/ als er
auß dem Waldt gangen/ seines Bruders
Stimm gehöret/ die jhn für gericht citiret.
Solch Stimm/ sagt er/ hab ihm ein solche
forcht vnnd schrecken bracht/ daß er lieber
sterben als lenger leben wolte. Dieser vnfall
ist desto mehr zu betrawren/ weil beyder Brü-
der Weiber der geburt nahe gewesen.

CLVIII. Von Joanne Diazio einem
Hispanier.

AVff das Regenspurgische Colloquium
zohe auff ein zeit Joannes Diazius mit
Bucero. Weil aber itztgemelter Dia-
zius viel Bücher Lutheri vnnd anderer
GOttseliger Leuth gelesen hatte/ sing ihm
die Päbstische Lehr je lenger je mehr an zu
stincken/ ließ Pariß pleiben/ begab sich nach
Genev/ höret Calvinum/ vnnd beharret da-
selbsten ein zeit lang: Nach der zeit zog er nach
Straßburg. Als aber Bucerus sein geschick-
lichkeit vnd grossen fleiß vermerckte/ hielt er
beim Rath an/ daß sie jhm vorgenannten

Diazium
CLVII. Von einem Brudermoͤr-
der.

JNs Joachims thal zeugt einer zu ſei-
nem Bruder/ jhn zu beſuchen: da er nun
wider heim gehet/ gab ihm ſein Bru-
der das geleyd durch einen Waltdurch/
ſchoß jn mit einẽ Rohr/ vñ Pluͤndert jn. Nach
dem hernacher der Mordt kundbar worden/
vnnd mann den thaͤter zur ſtraff fuͤhrte/ be-
kannt er offentlich/ er hab eben damals/ als er
auß dem Waldt gangen/ ſeines Bruders
Stimm gehoͤret/ die jhn fuͤr gericht citiret.
Solch Stimm/ ſagt er/ hab ihm ein ſolche
forcht vnnd ſchrecken bracht/ daß er lieber
ſterben als lenger leben wolte. Dieſer vnfall
iſt deſto mehr zu betrawren/ weil beyder Bruͤ-
der Weiber der geburt nahe geweſen.

CLVIII. Von Joanne Diazio einem
Hiſpanier.

AVff das Regenſpurgiſche Colloquium
zohe auff ein zeit Joannes Diazius mit
Bucero. Weil aber itztgemelter Dia-
zius viel Buͤcher Lutheri vnnd anderer
GOttſeliger Leuth geleſen hatte/ ſing ihm
die Paͤbſtiſche Lehr je lenger je mehr an zu
ſtincken/ ließ Pariß pleiben/ begab ſich nach
Genev/ hoͤret Calvinum/ vnnd beharret da-
ſelbſten ein zeit lang: Nach der zeit zog er nach
Straßburg. Als aber Bucerus ſein geſchick-
lichkeit vnd groſſen fleiß vermerckte/ hielt er
beim Rath an/ daß ſie jhm vorgenannten

Diazium
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0148" n="140"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLVII.</hi></hi> Von einem Brudermo&#x0364;r-<lb/>
der.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>Ns Joachims thal zeugt einer zu &#x017F;ei-<lb/>
nem Bruder/ jhn zu be&#x017F;uchen: da er nun<lb/>
wider heim gehet/ gab ihm &#x017F;ein Bru-<lb/>
der das geleyd durch einen Waltdurch/<lb/>
&#x017F;choß jn mit eine&#x0303; Rohr/ vn&#x0303; Plu&#x0364;ndert jn. Nach<lb/>
dem hernacher der Mordt kundbar worden/<lb/>
vnnd mann den tha&#x0364;ter zur &#x017F;traff fu&#x0364;hrte/ be-<lb/>
kannt er offentlich/ er hab eben damals/ als er<lb/>
auß dem Waldt gangen/ &#x017F;eines Bruders<lb/>
Stimm geho&#x0364;ret/ die jhn fu&#x0364;r gericht citiret.<lb/>
Solch Stimm/ &#x017F;agt er/ hab ihm ein &#x017F;olche<lb/>
forcht vnnd &#x017F;chrecken bracht/ daß er lieber<lb/>
&#x017F;terben als lenger leben wolte. Die&#x017F;er vnfall<lb/>
i&#x017F;t de&#x017F;to mehr zu betrawren/ weil beyder Bru&#x0364;-<lb/>
der Weiber der geburt nahe gewe&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLVIII.</hi></hi> Von Joanne Diazio einem<lb/>
Hi&#x017F;panier.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>Vff das Regen&#x017F;purgi&#x017F;che Colloquium<lb/>
zohe auff ein zeit Joannes Diazius mit<lb/>
Bucero. Weil aber itztgemelter Dia-<lb/>
zius viel Bu&#x0364;cher Lutheri vnnd anderer<lb/>
GOtt&#x017F;eliger Leuth gele&#x017F;en hatte/ &#x017F;ing ihm<lb/>
die Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;che Lehr je lenger je mehr an zu<lb/>
&#x017F;tincken/ ließ Pariß pleiben/ begab &#x017F;ich nach<lb/>
Genev/ ho&#x0364;ret Calvinum/ vnnd beharret da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten ein zeit lang: Nach der zeit zog er nach<lb/>
Straßburg. Als aber Bucerus &#x017F;ein ge&#x017F;chick-<lb/>
lichkeit vnd gro&#x017F;&#x017F;en fleiß vermerckte/ hielt er<lb/>
beim Rath an/ daß &#x017F;ie jhm vorgenannten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Diazium</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0148] CLVII. Von einem Brudermoͤr- der. JNs Joachims thal zeugt einer zu ſei- nem Bruder/ jhn zu beſuchen: da er nun wider heim gehet/ gab ihm ſein Bru- der das geleyd durch einen Waltdurch/ ſchoß jn mit einẽ Rohr/ vñ Pluͤndert jn. Nach dem hernacher der Mordt kundbar worden/ vnnd mann den thaͤter zur ſtraff fuͤhrte/ be- kannt er offentlich/ er hab eben damals/ als er auß dem Waldt gangen/ ſeines Bruders Stimm gehoͤret/ die jhn fuͤr gericht citiret. Solch Stimm/ ſagt er/ hab ihm ein ſolche forcht vnnd ſchrecken bracht/ daß er lieber ſterben als lenger leben wolte. Dieſer vnfall iſt deſto mehr zu betrawren/ weil beyder Bruͤ- der Weiber der geburt nahe geweſen. CLVIII. Von Joanne Diazio einem Hiſpanier. AVff das Regenſpurgiſche Colloquium zohe auff ein zeit Joannes Diazius mit Bucero. Weil aber itztgemelter Dia- zius viel Buͤcher Lutheri vnnd anderer GOttſeliger Leuth geleſen hatte/ ſing ihm die Paͤbſtiſche Lehr je lenger je mehr an zu ſtincken/ ließ Pariß pleiben/ begab ſich nach Genev/ hoͤret Calvinum/ vnnd beharret da- ſelbſten ein zeit lang: Nach der zeit zog er nach Straßburg. Als aber Bucerus ſein geſchick- lichkeit vnd groſſen fleiß vermerckte/ hielt er beim Rath an/ daß ſie jhm vorgenannten Diazium

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/148
Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/148>, abgerufen am 23.11.2024.