Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

ehrgeiziger, thatendurstiger Mann, der große Pläne im Schilde führte und deshalb auch von dem verstorbenen Vater mit besonderer Bevorzugung vor allen seinen Brüdern behandelt worden war. Er hatte immer vom Zuwachs seine Gebietes geträumt und nun ein gutes Stück davon verloren; auch war der ihm noch gehörige Besitz durch die blutigen Erbschafts-Fehden arg verwüstet und herabgekommen. An große Unternehmungen war auf längere Zeit hinaus nicht zu denken.

Der erste Kreuzzug, in welchem sich der abenteuerliche Geist jener Zeitepoche bei der gemeinschaftlichen Ausführung einer Großthat offenbarte, hatte die Kampflust und Eroberungssucht der Einzelnen nicht gedämpft, sondern eher entfesselt. Ueberdies waren die glänzenden Erfolge Wilhelms, der England erobert, und des anderen Normannen-Herzogs, der sich Neapels bemächtigt, lockende Beispiele, die den kleinen und großen Machthabern vor Augen gaukelten.

Graf Albrecht, nicht allein ein Kind seiner Zeit, sondern auch von einem leicht entzündlichen Geiste, ein Mann, den alles schwer Ausführbare anzog und das

ehrgeiziger, thatendurstiger Mann, der große Pläne im Schilde führte und deshalb auch von dem verstorbenen Vater mit besonderer Bevorzugung vor allen seinen Brüdern behandelt worden war. Er hatte immer vom Zuwachs seine Gebietes geträumt und nun ein gutes Stück davon verloren; auch war der ihm noch gehörige Besitz durch die blutigen Erbschafts-Fehden arg verwüstet und herabgekommen. An große Unternehmungen war auf längere Zeit hinaus nicht zu denken.

Der erste Kreuzzug, in welchem sich der abenteuerliche Geist jener Zeitepoche bei der gemeinschaftlichen Ausführung einer Großthat offenbarte, hatte die Kampflust und Eroberungssucht der Einzelnen nicht gedämpft, sondern eher entfesselt. Ueberdies waren die glänzenden Erfolge Wilhelms, der England erobert, und des anderen Normannen-Herzogs, der sich Neapels bemächtigt, lockende Beispiele, die den kleinen und großen Machthabern vor Augen gaukelten.

Graf Albrecht, nicht allein ein Kind seiner Zeit, sondern auch von einem leicht entzündlichen Geiste, ein Mann, den alles schwer Ausführbare anzog und das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0061" n="53"/>
ehrgeiziger, thatendurstiger Mann, der große Pläne im Schilde führte und deshalb auch von dem verstorbenen Vater mit besonderer Bevorzugung vor allen seinen Brüdern behandelt worden war. Er hatte immer vom Zuwachs seine Gebietes geträumt und nun ein gutes Stück davon verloren; auch war der ihm noch gehörige Besitz durch die blutigen Erbschafts-Fehden arg verwüstet und herabgekommen. An große Unternehmungen war auf längere Zeit hinaus nicht zu denken.</p>
        <p>Der erste Kreuzzug, in welchem sich der abenteuerliche Geist jener Zeitepoche bei der gemeinschaftlichen Ausführung einer Großthat offenbarte, hatte die Kampflust und Eroberungssucht der Einzelnen nicht gedämpft, sondern eher entfesselt. Ueberdies waren die glänzenden Erfolge Wilhelms, der England erobert, und des anderen Normannen-Herzogs, der sich Neapels bemächtigt, lockende Beispiele, die den kleinen und großen Machthabern vor Augen gaukelten.</p>
        <p>Graf Albrecht, nicht allein ein Kind seiner Zeit, sondern auch von einem leicht entzündlichen Geiste, ein Mann, den alles schwer Ausführbare anzog und das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0061] ehrgeiziger, thatendurstiger Mann, der große Pläne im Schilde führte und deshalb auch von dem verstorbenen Vater mit besonderer Bevorzugung vor allen seinen Brüdern behandelt worden war. Er hatte immer vom Zuwachs seine Gebietes geträumt und nun ein gutes Stück davon verloren; auch war der ihm noch gehörige Besitz durch die blutigen Erbschafts-Fehden arg verwüstet und herabgekommen. An große Unternehmungen war auf längere Zeit hinaus nicht zu denken. Der erste Kreuzzug, in welchem sich der abenteuerliche Geist jener Zeitepoche bei der gemeinschaftlichen Ausführung einer Großthat offenbarte, hatte die Kampflust und Eroberungssucht der Einzelnen nicht gedämpft, sondern eher entfesselt. Ueberdies waren die glänzenden Erfolge Wilhelms, der England erobert, und des anderen Normannen-Herzogs, der sich Neapels bemächtigt, lockende Beispiele, die den kleinen und großen Machthabern vor Augen gaukelten. Graf Albrecht, nicht allein ein Kind seiner Zeit, sondern auch von einem leicht entzündlichen Geiste, ein Mann, den alles schwer Ausführbare anzog und das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/61
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/61>, abgerufen am 24.11.2024.