Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

Schloßfrau eine portugiesische Königstochter sei, war während des Besuches mit keiner Silbe erwähnt worden.

Im Begriffe, für immer zu scheiden, sagte der päpstliche Legat zum Grafen Albrecht: "Ich werde in Rom mein Legaten-Amt niederlegen und ein Bisthum in Portugal erhalten. Ich bin von Geburt Portugiese. Ich wünsche Euch die empfangene Gastfreundschaft zurückzuerstatten und hege die höchste Zuversicht, daß ich Euch mit Euerer Gemahlin bald in Portugal sehen und auch bei mir empfangen werde."

Während ihn Graf Albrecht einigermaßen erstaunt anblickte, fuhr der päpstliche Legat lächelnd fort: "Ihr wißt und ahnet nicht, daß Ihr in Euerem Schlosse einen Kundschafter und Späher aufgenommen habt. Ich habe vom König von Portugal den Auftrag erhalten, auf meiner Rückreise bei Euch einzukehren. Zunehmendes Alter und Gebrechlichkeit haben König Alfons' Herz erweicht. Er hat mich hergeschickt, um Eure häuslichen Verhältnisse zu prüfen und es meinem Ermessen ganz und gar überlassen, Euch einzuladen, möglichst bald zu ihm nach Portugal zu kommen. Ich habe mich von dem ehelichen

Schloßfrau eine portugiesische Königstochter sei, war während des Besuches mit keiner Silbe erwähnt worden.

Im Begriffe, für immer zu scheiden, sagte der päpstliche Legat zum Grafen Albrecht: „Ich werde in Rom mein Legaten-Amt niederlegen und ein Bisthum in Portugal erhalten. Ich bin von Geburt Portugiese. Ich wünsche Euch die empfangene Gastfreundschaft zurückzuerstatten und hege die höchste Zuversicht, daß ich Euch mit Euerer Gemahlin bald in Portugal sehen und auch bei mir empfangen werde.“

Während ihn Graf Albrecht einigermaßen erstaunt anblickte, fuhr der päpstliche Legat lächelnd fort: „Ihr wißt und ahnet nicht, daß Ihr in Euerem Schlosse einen Kundschafter und Späher aufgenommen habt. Ich habe vom König von Portugal den Auftrag erhalten, auf meiner Rückreise bei Euch einzukehren. Zunehmendes Alter und Gebrechlichkeit haben König Alfons’ Herz erweicht. Er hat mich hergeschickt, um Eure häuslichen Verhältnisse zu prüfen und es meinem Ermessen ganz und gar überlassen, Euch einzuladen, möglichst bald zu ihm nach Portugal zu kommen. Ich habe mich von dem ehelichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0197" n="189"/>
Schloßfrau eine portugiesische Königstochter sei, war während des Besuches mit keiner Silbe erwähnt worden.</p>
        <p>Im Begriffe, für immer zu scheiden, sagte der päpstliche Legat zum Grafen Albrecht: &#x201E;Ich werde in Rom mein Legaten-Amt niederlegen und ein Bisthum in Portugal erhalten. Ich bin von Geburt Portugiese. Ich wünsche Euch die empfangene Gastfreundschaft zurückzuerstatten und hege die höchste Zuversicht, daß ich Euch mit Euerer Gemahlin bald in Portugal sehen und auch bei mir empfangen werde.&#x201C;</p>
        <p>Während ihn Graf Albrecht einigermaßen erstaunt anblickte, fuhr der päpstliche Legat lächelnd fort: &#x201E;Ihr wißt und ahnet nicht, daß Ihr in Euerem Schlosse einen Kundschafter und Späher aufgenommen habt. Ich habe vom König von Portugal den Auftrag erhalten, auf meiner Rückreise bei Euch einzukehren. Zunehmendes Alter und Gebrechlichkeit haben König Alfons&#x2019; Herz erweicht. Er hat mich hergeschickt, um Eure häuslichen Verhältnisse zu prüfen und es meinem Ermessen ganz und gar überlassen, Euch einzuladen, möglichst bald zu ihm nach Portugal zu kommen. Ich habe mich von dem ehelichen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0197] Schloßfrau eine portugiesische Königstochter sei, war während des Besuches mit keiner Silbe erwähnt worden. Im Begriffe, für immer zu scheiden, sagte der päpstliche Legat zum Grafen Albrecht: „Ich werde in Rom mein Legaten-Amt niederlegen und ein Bisthum in Portugal erhalten. Ich bin von Geburt Portugiese. Ich wünsche Euch die empfangene Gastfreundschaft zurückzuerstatten und hege die höchste Zuversicht, daß ich Euch mit Euerer Gemahlin bald in Portugal sehen und auch bei mir empfangen werde.“ Während ihn Graf Albrecht einigermaßen erstaunt anblickte, fuhr der päpstliche Legat lächelnd fort: „Ihr wißt und ahnet nicht, daß Ihr in Euerem Schlosse einen Kundschafter und Späher aufgenommen habt. Ich habe vom König von Portugal den Auftrag erhalten, auf meiner Rückreise bei Euch einzukehren. Zunehmendes Alter und Gebrechlichkeit haben König Alfons’ Herz erweicht. Er hat mich hergeschickt, um Eure häuslichen Verhältnisse zu prüfen und es meinem Ermessen ganz und gar überlassen, Euch einzuladen, möglichst bald zu ihm nach Portugal zu kommen. Ich habe mich von dem ehelichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/197
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/197>, abgerufen am 25.11.2024.