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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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meiner Ortskenntniß getäuscht und von ihrer Habgier verblendet, folgten sie meinem Rathe. Kurz vor dem Einbrechen der Nacht langten wir unweit von Lissabon an einem Punkte, den ich bezeichnet hatte, an. Es war die nämliche Bucht, aus welcher ich als Gefangener fortgeführt worden war. Ich sah vom Schiffe aus die aus der Asche wiedererstandenen Häuser vor mir; ich erkannte ungefähr die Stelle, an welcher der Wagen der Prinzessin gestanden, den ich vertheidigt und frei gemacht hatte. Der erste Hoffnungsstrahl durchdrang meine Brust, der erste Hoffnungsstrahl! Ich hielt mich schon fast für gerettet.

"Einer Verabredung zufolge, legte ich schnell die muhamedanische Kleidung ab und begann mich in einen der Anzüge, die wir den Christen geraubt hatten, zu werfen; denn ich sollte allein an's Land steigen und das Schloß auskundschaften. Da entsteht auf dem Schiffe ein großer Lärm. Ein portugiesisches Schiff hat uns bemerkt und fährt in keiner gar zu großen Entfernung auf uns zu. Unser Schiff sucht das Weite mit vollen Segeln. In meiner Verzweiflung stürze ich mich in's Meer, aber ungeachtet aller Eile, mich schwimmend davon

meiner Ortskenntniß getäuscht und von ihrer Habgier verblendet, folgten sie meinem Rathe. Kurz vor dem Einbrechen der Nacht langten wir unweit von Lissabon an einem Punkte, den ich bezeichnet hatte, an. Es war die nämliche Bucht, aus welcher ich als Gefangener fortgeführt worden war. Ich sah vom Schiffe aus die aus der Asche wiedererstandenen Häuser vor mir; ich erkannte ungefähr die Stelle, an welcher der Wagen der Prinzessin gestanden, den ich vertheidigt und frei gemacht hatte. Der erste Hoffnungsstrahl durchdrang meine Brust, der erste Hoffnungsstrahl! Ich hielt mich schon fast für gerettet.

„Einer Verabredung zufolge, legte ich schnell die muhamedanische Kleidung ab und begann mich in einen der Anzüge, die wir den Christen geraubt hatten, zu werfen; denn ich sollte allein an’s Land steigen und das Schloß auskundschaften. Da entsteht auf dem Schiffe ein großer Lärm. Ein portugiesisches Schiff hat uns bemerkt und fährt in keiner gar zu großen Entfernung auf uns zu. Unser Schiff sucht das Weite mit vollen Segeln. In meiner Verzweiflung stürze ich mich in’s Meer, aber ungeachtet aller Eile, mich schwimmend davon

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[175/0183] meiner Ortskenntniß getäuscht und von ihrer Habgier verblendet, folgten sie meinem Rathe. Kurz vor dem Einbrechen der Nacht langten wir unweit von Lissabon an einem Punkte, den ich bezeichnet hatte, an. Es war die nämliche Bucht, aus welcher ich als Gefangener fortgeführt worden war. Ich sah vom Schiffe aus die aus der Asche wiedererstandenen Häuser vor mir; ich erkannte ungefähr die Stelle, an welcher der Wagen der Prinzessin gestanden, den ich vertheidigt und frei gemacht hatte. Der erste Hoffnungsstrahl durchdrang meine Brust, der erste Hoffnungsstrahl! Ich hielt mich schon fast für gerettet. „Einer Verabredung zufolge, legte ich schnell die muhamedanische Kleidung ab und begann mich in einen der Anzüge, die wir den Christen geraubt hatten, zu werfen; denn ich sollte allein an’s Land steigen und das Schloß auskundschaften. Da entsteht auf dem Schiffe ein großer Lärm. Ein portugiesisches Schiff hat uns bemerkt und fährt in keiner gar zu großen Entfernung auf uns zu. Unser Schiff sucht das Weite mit vollen Segeln. In meiner Verzweiflung stürze ich mich in’s Meer, aber ungeachtet aller Eile, mich schwimmend davon

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/183>, abgerufen am 23.11.2024.