Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882."Ihr kennt mich freilich nicht," fuhr der Mann lebhaft fort. "Wie solltet Ihr Euch noch des Knaben erinnern, der mit seinem blutbefleckten Oheim auf Eurem Schlosse eine Zufluchtsstätte fand? ... Ich bin Arbogast von Wolfegg!" Die Prinzessin, wiewohl sie hinter ihrem dichten Schleier vor der Erkennung sicher war, wandte zusammenzuckend ihr Gesicht ab, während der Graf Arbogast aufforderte, sich neben ihn zu setzen, da dieser auf solche Weise die Prinzessin weniger beobachten konnte, als wenn er ihr beinahe gegenüber stand. "Ich habe hier in Jerusalem," sprach Graf Albrecht, "von Eurer glücklichen Befreiung aus der Sclaverei gehört, aber es kam aus einer wenig verläßlichen Quelle. So hörte ich auch, daß Ihr nach Portugal zurückkehren wollt, -" "Nach Portugal?" erwiderte Arbogast mit furchtbarem Ernst. "Das hat ein Dummkopf erfunden! Für mich ist nur die Klosterzelle und die Todtengruft. In Portugal hat die Rache Gottes meinen Oheim am Jahrestage des begangenen Mordes mit einem Steine erschlagen, „Ihr kennt mich freilich nicht,“ fuhr der Mann lebhaft fort. „Wie solltet Ihr Euch noch des Knaben erinnern, der mit seinem blutbefleckten Oheim auf Eurem Schlosse eine Zufluchtsstätte fand? … Ich bin Arbogast von Wolfegg!“ Die Prinzessin, wiewohl sie hinter ihrem dichten Schleier vor der Erkennung sicher war, wandte zusammenzuckend ihr Gesicht ab, während der Graf Arbogast aufforderte, sich neben ihn zu setzen, da dieser auf solche Weise die Prinzessin weniger beobachten konnte, als wenn er ihr beinahe gegenüber stand. „Ich habe hier in Jerusalem,“ sprach Graf Albrecht, „von Eurer glücklichen Befreiung aus der Sclaverei gehört, aber es kam aus einer wenig verläßlichen Quelle. So hörte ich auch, daß Ihr nach Portugal zurückkehren wollt, –“ „Nach Portugal?“ erwiderte Arbogast mit furchtbarem Ernst. „Das hat ein Dummkopf erfunden! Für mich ist nur die Klosterzelle und die Todtengruft. In Portugal hat die Rache Gottes meinen Oheim am Jahrestage des begangenen Mordes mit einem Steine erschlagen, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0179" n="171"/> <p>„Ihr kennt mich freilich nicht,“ fuhr der Mann lebhaft fort. „Wie solltet Ihr Euch noch des Knaben erinnern, der mit seinem blutbefleckten Oheim auf Eurem Schlosse eine Zufluchtsstätte fand? … Ich bin Arbogast von Wolfegg!“</p> <p>Die Prinzessin, wiewohl sie hinter ihrem dichten Schleier vor der Erkennung sicher war, wandte zusammenzuckend ihr Gesicht ab, während der Graf Arbogast aufforderte, sich neben ihn zu setzen, da dieser auf solche Weise die Prinzessin weniger beobachten konnte, als wenn er ihr beinahe gegenüber stand.</p> <p>„Ich habe hier in Jerusalem,“ sprach Graf Albrecht, „von Eurer glücklichen Befreiung aus der Sclaverei gehört, aber es kam aus einer wenig verläßlichen Quelle. So hörte ich auch, daß Ihr nach Portugal zurückkehren wollt, –“</p> <p>„Nach Portugal?“ erwiderte Arbogast mit furchtbarem Ernst. „Das hat ein Dummkopf erfunden! Für mich ist nur die Klosterzelle und die Todtengruft. In Portugal hat die Rache Gottes meinen Oheim am Jahrestage des begangenen Mordes mit einem Steine erschlagen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0179]
„Ihr kennt mich freilich nicht,“ fuhr der Mann lebhaft fort. „Wie solltet Ihr Euch noch des Knaben erinnern, der mit seinem blutbefleckten Oheim auf Eurem Schlosse eine Zufluchtsstätte fand? … Ich bin Arbogast von Wolfegg!“
Die Prinzessin, wiewohl sie hinter ihrem dichten Schleier vor der Erkennung sicher war, wandte zusammenzuckend ihr Gesicht ab, während der Graf Arbogast aufforderte, sich neben ihn zu setzen, da dieser auf solche Weise die Prinzessin weniger beobachten konnte, als wenn er ihr beinahe gegenüber stand.
„Ich habe hier in Jerusalem,“ sprach Graf Albrecht, „von Eurer glücklichen Befreiung aus der Sclaverei gehört, aber es kam aus einer wenig verläßlichen Quelle. So hörte ich auch, daß Ihr nach Portugal zurückkehren wollt, –“
„Nach Portugal?“ erwiderte Arbogast mit furchtbarem Ernst. „Das hat ein Dummkopf erfunden! Für mich ist nur die Klosterzelle und die Todtengruft. In Portugal hat die Rache Gottes meinen Oheim am Jahrestage des begangenen Mordes mit einem Steine erschlagen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk stammt von Wikisource. Quelle der Scans: Wikimedia Commons. Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |