Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

durchzogen sie die Stadt und fanden, was sie zunächst suchten, den Markt. Hier verschafften sie sich Pilgeranzüge nebst Muschelhüten, in der Hoffnung, unter dieser einfachen Hülle ihre vornehme Abstammung am sichersten zu verbergen. Dann gingen sie, über die gelungene Verkleidung vergnügt lachend, weiter, um eine bescheidene Wohnung ausfindig zu machen.

Als sie aus einem engen Gäßchen auf einen belebten Platz hervortraten, kam ihnen in einiger Entfernung ein hochgewachsener Kriegsmann mit einem wettergebräunten Gesichte und einem graugesprenkelten Vollbarte entgegen, der die vier Pilgrime, je näher er kam, desto schärfer und auffallender musterte und plötzlich dicht vor der Prinzessin Halt machte, indem er sich auf das Unterthänigste verneigte.

"Habe ich das Glück," rief er, "Eure hochfürstlichen Gnaden hier zu treffen?"

Die Prinzessin, ganz aus der Fassung gerathen, sah ihn erst einen Augenblick verdutzt an und sagte dann lebhaft: "Ihr seid es also wirklich, Ritter von Langenbruck?"

Der Genannte hatte ehemals in portugiesischen

durchzogen sie die Stadt und fanden, was sie zunächst suchten, den Markt. Hier verschafften sie sich Pilgeranzüge nebst Muschelhüten, in der Hoffnung, unter dieser einfachen Hülle ihre vornehme Abstammung am sichersten zu verbergen. Dann gingen sie, über die gelungene Verkleidung vergnügt lachend, weiter, um eine bescheidene Wohnung ausfindig zu machen.

Als sie aus einem engen Gäßchen auf einen belebten Platz hervortraten, kam ihnen in einiger Entfernung ein hochgewachsener Kriegsmann mit einem wettergebräunten Gesichte und einem graugesprenkelten Vollbarte entgegen, der die vier Pilgrime, je näher er kam, desto schärfer und auffallender musterte und plötzlich dicht vor der Prinzessin Halt machte, indem er sich auf das Unterthänigste verneigte.

„Habe ich das Glück,“ rief er, „Eure hochfürstlichen Gnaden hier zu treffen?“

Die Prinzessin, ganz aus der Fassung gerathen, sah ihn erst einen Augenblick verdutzt an und sagte dann lebhaft: „Ihr seid es also wirklich, Ritter von Langenbruck?“

Der Genannte hatte ehemals in portugiesischen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0165" n="157"/>
durchzogen sie die Stadt und fanden, was sie zunächst suchten, den Markt. Hier verschafften sie sich Pilgeranzüge nebst Muschelhüten, in der Hoffnung, unter dieser einfachen Hülle ihre vornehme Abstammung am sichersten zu verbergen. Dann gingen sie, über die gelungene Verkleidung vergnügt lachend, weiter, um eine bescheidene Wohnung ausfindig zu machen.</p>
        <p>Als sie aus einem engen Gäßchen auf einen belebten Platz hervortraten, kam ihnen in einiger Entfernung ein hochgewachsener Kriegsmann mit einem wettergebräunten Gesichte und einem graugesprenkelten Vollbarte entgegen, der die vier Pilgrime, je näher er kam, desto schärfer und auffallender musterte und plötzlich dicht vor der Prinzessin Halt machte, indem er sich auf das Unterthänigste verneigte.</p>
        <p>&#x201E;Habe ich das Glück,&#x201C; rief er, &#x201E;Eure hochfürstlichen Gnaden hier zu treffen?&#x201C;</p>
        <p>Die Prinzessin, ganz aus der Fassung gerathen, sah ihn erst einen Augenblick verdutzt an und sagte dann lebhaft: &#x201E;Ihr seid es also wirklich, Ritter von Langenbruck?&#x201C;</p>
        <p>Der Genannte hatte ehemals in portugiesischen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0165] durchzogen sie die Stadt und fanden, was sie zunächst suchten, den Markt. Hier verschafften sie sich Pilgeranzüge nebst Muschelhüten, in der Hoffnung, unter dieser einfachen Hülle ihre vornehme Abstammung am sichersten zu verbergen. Dann gingen sie, über die gelungene Verkleidung vergnügt lachend, weiter, um eine bescheidene Wohnung ausfindig zu machen. Als sie aus einem engen Gäßchen auf einen belebten Platz hervortraten, kam ihnen in einiger Entfernung ein hochgewachsener Kriegsmann mit einem wettergebräunten Gesichte und einem graugesprenkelten Vollbarte entgegen, der die vier Pilgrime, je näher er kam, desto schärfer und auffallender musterte und plötzlich dicht vor der Prinzessin Halt machte, indem er sich auf das Unterthänigste verneigte. „Habe ich das Glück,“ rief er, „Eure hochfürstlichen Gnaden hier zu treffen?“ Die Prinzessin, ganz aus der Fassung gerathen, sah ihn erst einen Augenblick verdutzt an und sagte dann lebhaft: „Ihr seid es also wirklich, Ritter von Langenbruck?“ Der Genannte hatte ehemals in portugiesischen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/165
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/165>, abgerufen am 27.11.2024.