Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Ich werde ein Weib besitzen, auf das ich in allen Wechselfällen des Lebens zählen, das nur der Tod meinem Herzen entreißen kann." Er küßte die kleine, schöne Hand und fuhr in heiterem Tone fort: "Sieh da die Berge von Cypern! Es fügt sich, daß das erste Land, das wir betreten, die Insel ist, zu welcher die alten Griechen und Römer durch lange Jahrhunderte Wallfahrten unternahmen, um der Liebesgöttin, die dort ihr Heiligthum hatte, Opfer zu bringen! Wir sind Christen und können dem Beispiele nicht folgen. Aber da ist ein anderer Altar in der Nähe, auf dem kein Götze, sondern der leibhaftige Gott der Erde und des Himmels thront, - da wollen wir für unsere Rettung Dankgebete verrichten und um ferneren Segen flehen." "Was meinst Du?" fragte die Prinzessin. "Wie ich eben jetzt gehört habe," erwiderte der Graf, "ist es von Cypern nach Jerusalem gar nicht so weit. Sollten wir nicht die Gelegenheit benutzen, die gewiß nie wieder im Leben kommt, und zum heiligen Grabe unseres Erlösers eine Pilgerfahrt machen?" Ich werde ein Weib besitzen, auf das ich in allen Wechselfällen des Lebens zählen, das nur der Tod meinem Herzen entreißen kann.“ Er küßte die kleine, schöne Hand und fuhr in heiterem Tone fort: „Sieh da die Berge von Cypern! Es fügt sich, daß das erste Land, das wir betreten, die Insel ist, zu welcher die alten Griechen und Römer durch lange Jahrhunderte Wallfahrten unternahmen, um der Liebesgöttin, die dort ihr Heiligthum hatte, Opfer zu bringen! Wir sind Christen und können dem Beispiele nicht folgen. Aber da ist ein anderer Altar in der Nähe, auf dem kein Götze, sondern der leibhaftige Gott der Erde und des Himmels thront, – da wollen wir für unsere Rettung Dankgebete verrichten und um ferneren Segen flehen.“ „Was meinst Du?“ fragte die Prinzessin. „Wie ich eben jetzt gehört habe,“ erwiderte der Graf, „ist es von Cypern nach Jerusalem gar nicht so weit. Sollten wir nicht die Gelegenheit benutzen, die gewiß nie wieder im Leben kommt, und zum heiligen Grabe unseres Erlösers eine Pilgerfahrt machen?“ <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0161" n="153"/> Ich werde ein Weib besitzen, auf das ich in allen Wechselfällen des Lebens zählen, das nur der Tod meinem Herzen entreißen kann.“</p> <p>Er küßte die kleine, schöne Hand und fuhr in heiterem Tone fort:</p> <p>„Sieh da die Berge von Cypern! Es fügt sich, daß das erste Land, das wir betreten, die Insel ist, zu welcher die alten Griechen und Römer durch lange Jahrhunderte Wallfahrten unternahmen, um der Liebesgöttin, die dort ihr Heiligthum hatte, Opfer zu bringen! Wir sind Christen und können dem Beispiele nicht folgen. Aber da ist ein anderer Altar in der Nähe, auf dem kein Götze, sondern der leibhaftige Gott der Erde und des Himmels thront, – da wollen wir für unsere Rettung Dankgebete verrichten und um ferneren Segen flehen.“</p> <p>„Was meinst Du?“ fragte die Prinzessin.</p> <p>„Wie ich eben jetzt gehört habe,“ erwiderte der Graf, „ist es von Cypern nach Jerusalem gar nicht so weit. Sollten wir nicht die Gelegenheit benutzen, die gewiß nie wieder im Leben kommt, und zum heiligen Grabe unseres Erlösers eine Pilgerfahrt machen?“</p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0161]
Ich werde ein Weib besitzen, auf das ich in allen Wechselfällen des Lebens zählen, das nur der Tod meinem Herzen entreißen kann.“
Er küßte die kleine, schöne Hand und fuhr in heiterem Tone fort:
„Sieh da die Berge von Cypern! Es fügt sich, daß das erste Land, das wir betreten, die Insel ist, zu welcher die alten Griechen und Römer durch lange Jahrhunderte Wallfahrten unternahmen, um der Liebesgöttin, die dort ihr Heiligthum hatte, Opfer zu bringen! Wir sind Christen und können dem Beispiele nicht folgen. Aber da ist ein anderer Altar in der Nähe, auf dem kein Götze, sondern der leibhaftige Gott der Erde und des Himmels thront, – da wollen wir für unsere Rettung Dankgebete verrichten und um ferneren Segen flehen.“
„Was meinst Du?“ fragte die Prinzessin.
„Wie ich eben jetzt gehört habe,“ erwiderte der Graf, „ist es von Cypern nach Jerusalem gar nicht so weit. Sollten wir nicht die Gelegenheit benutzen, die gewiß nie wieder im Leben kommt, und zum heiligen Grabe unseres Erlösers eine Pilgerfahrt machen?“
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