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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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quirlend und zischend durch die Lücke hereinstürzten, schienen es darauf abgesehen zu haben, den Bretterbau ganz zu zerzausen. Sie hatten freies Spiel. Das Schiff senkte sich bleibend nach der einen Seite.

"Gnade uns Gott!" rief Graf Albrecht. "Jetzt wird es Ernst. Ich weiß nicht, ob wir so viel Zeit haben, unser letztes Gebet zu verrichten!"

Er umfaßte die Prinzessin und preßte sie an sich, indem er fortfuhr: "Und doch muß ich Euch noch sagen, daß ich Euch über Alles geliebt habe! Noch vor einer kleinen Weile habe ich geträumt, daß ich schöne Tage an Eurer Seite verleben und auf den herrlichen Bergen meiner Heimath mit Euch lustwandeln werde. Wenn das ein Wahn, wenn es im Gegentheil Gottes Rathschluß ist, daß wir sterben, will ich mit Euch vereint jubelnd in die schreckliche Tiefe hinabfahren."

"Ohne daß ich es recht wußte," sagte die Prinzessin, sich ihm anschmiegend, "hat Euer edles Thun mein Herz schon längst gerührt. Möge Gott ein Wunder thun und den Sturm bändigen und den Himmel aufklären, damit dies nicht die letzten Küsse seien, die wir uns geben!"

quirlend und zischend durch die Lücke hereinstürzten, schienen es darauf abgesehen zu haben, den Bretterbau ganz zu zerzausen. Sie hatten freies Spiel. Das Schiff senkte sich bleibend nach der einen Seite.

„Gnade uns Gott!“ rief Graf Albrecht. „Jetzt wird es Ernst. Ich weiß nicht, ob wir so viel Zeit haben, unser letztes Gebet zu verrichten!“

Er umfaßte die Prinzessin und preßte sie an sich, indem er fortfuhr: „Und doch muß ich Euch noch sagen, daß ich Euch über Alles geliebt habe! Noch vor einer kleinen Weile habe ich geträumt, daß ich schöne Tage an Eurer Seite verleben und auf den herrlichen Bergen meiner Heimath mit Euch lustwandeln werde. Wenn das ein Wahn, wenn es im Gegentheil Gottes Rathschluß ist, daß wir sterben, will ich mit Euch vereint jubelnd in die schreckliche Tiefe hinabfahren.“

„Ohne daß ich es recht wußte,“ sagte die Prinzessin, sich ihm anschmiegend, „hat Euer edles Thun mein Herz schon längst gerührt. Möge Gott ein Wunder thun und den Sturm bändigen und den Himmel aufklären, damit dies nicht die letzten Küsse seien, die wir uns geben!“

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[148/0156] quirlend und zischend durch die Lücke hereinstürzten, schienen es darauf abgesehen zu haben, den Bretterbau ganz zu zerzausen. Sie hatten freies Spiel. Das Schiff senkte sich bleibend nach der einen Seite. „Gnade uns Gott!“ rief Graf Albrecht. „Jetzt wird es Ernst. Ich weiß nicht, ob wir so viel Zeit haben, unser letztes Gebet zu verrichten!“ Er umfaßte die Prinzessin und preßte sie an sich, indem er fortfuhr: „Und doch muß ich Euch noch sagen, daß ich Euch über Alles geliebt habe! Noch vor einer kleinen Weile habe ich geträumt, daß ich schöne Tage an Eurer Seite verleben und auf den herrlichen Bergen meiner Heimath mit Euch lustwandeln werde. Wenn das ein Wahn, wenn es im Gegentheil Gottes Rathschluß ist, daß wir sterben, will ich mit Euch vereint jubelnd in die schreckliche Tiefe hinabfahren.“ „Ohne daß ich es recht wußte,“ sagte die Prinzessin, sich ihm anschmiegend, „hat Euer edles Thun mein Herz schon längst gerührt. Möge Gott ein Wunder thun und den Sturm bändigen und den Himmel aufklären, damit dies nicht die letzten Küsse seien, die wir uns geben!“

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/156>, abgerufen am 23.11.2024.