Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

hinabzusteigen, erhob sich und sagte im Vorübergehen: "Das Wetter verschlimmert sich. Es wird es hoffentlich nicht so böse meinen?"

"Mir gefällt es gar nicht," erwiderte Olaf Thorson.

Da bemerkte der Graf seinen treuen Thomas, der auf dem Boden ausgestreckt lag und von der Seekrankheit arg befallen war. "Armer Bursche, Du thust mir leid," sagte er, vor ihm stehen bleibend. "Die Nußschale, auf der wir uns befinden, schaukelt aber auch so furchtbar stark, daß man sich nur mit der größten Mühe aufrecht erhalten kann."

Thomas antwortete unter schwerem Aechzen: "Alle Heiligen habe ich angerufen, aber sie wollen mir nicht helfen und wundern sich vielleicht, daß ich den eigentlichen Schutzpatron, unter welchem das Meer steht, nicht um Beistand bitte. Wüßte ich doch nur seinen Namen! Kennt Ihr ihn nicht, gnädiger Herr?"

"Da bin ich gerade so unwissend, wie Du," versetzte der Graf.

"Es muß doch einen geben," sagte Thomas mit winselnder Klagestimme. "Man hat einen für Zahnweh,

hinabzusteigen, erhob sich und sagte im Vorübergehen: „Das Wetter verschlimmert sich. Es wird es hoffentlich nicht so böse meinen?“

„Mir gefällt es gar nicht,“ erwiderte Olaf Thorson.

Da bemerkte der Graf seinen treuen Thomas, der auf dem Boden ausgestreckt lag und von der Seekrankheit arg befallen war. „Armer Bursche, Du thust mir leid,“ sagte er, vor ihm stehen bleibend. „Die Nußschale, auf der wir uns befinden, schaukelt aber auch so furchtbar stark, daß man sich nur mit der größten Mühe aufrecht erhalten kann.“

Thomas antwortete unter schwerem Aechzen: „Alle Heiligen habe ich angerufen, aber sie wollen mir nicht helfen und wundern sich vielleicht, daß ich den eigentlichen Schutzpatron, unter welchem das Meer steht, nicht um Beistand bitte. Wüßte ich doch nur seinen Namen! Kennt Ihr ihn nicht, gnädiger Herr?“

„Da bin ich gerade so unwissend, wie Du,“ versetzte der Graf.

„Es muß doch einen geben,“ sagte Thomas mit winselnder Klagestimme. „Man hat einen für Zahnweh,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0151" n="143"/>
hinabzusteigen, erhob sich und sagte im Vorübergehen: &#x201E;Das Wetter verschlimmert sich. Es wird es hoffentlich nicht so böse meinen?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Mir gefällt es gar nicht,&#x201C; erwiderte Olaf Thorson.</p>
        <p>Da bemerkte der Graf seinen treuen Thomas, der auf dem Boden ausgestreckt lag und von der Seekrankheit arg befallen war. &#x201E;Armer Bursche, Du thust mir leid,&#x201C; sagte er, vor ihm stehen bleibend. &#x201E;Die Nußschale, auf der wir uns befinden, schaukelt aber auch so furchtbar stark, daß man sich nur mit der größten Mühe aufrecht erhalten kann.&#x201C;</p>
        <p>Thomas antwortete unter schwerem Aechzen: &#x201E;Alle Heiligen habe ich angerufen, aber sie wollen mir nicht helfen und wundern sich vielleicht, daß ich den eigentlichen Schutzpatron, unter welchem das Meer steht, nicht um Beistand bitte. Wüßte ich doch nur seinen Namen! Kennt Ihr ihn nicht, gnädiger Herr?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Da bin ich gerade so unwissend, wie Du,&#x201C; versetzte der Graf.</p>
        <p>&#x201E;Es muß doch einen geben,&#x201C; sagte Thomas mit winselnder Klagestimme. &#x201E;Man hat einen für Zahnweh,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0151] hinabzusteigen, erhob sich und sagte im Vorübergehen: „Das Wetter verschlimmert sich. Es wird es hoffentlich nicht so böse meinen?“ „Mir gefällt es gar nicht,“ erwiderte Olaf Thorson. Da bemerkte der Graf seinen treuen Thomas, der auf dem Boden ausgestreckt lag und von der Seekrankheit arg befallen war. „Armer Bursche, Du thust mir leid,“ sagte er, vor ihm stehen bleibend. „Die Nußschale, auf der wir uns befinden, schaukelt aber auch so furchtbar stark, daß man sich nur mit der größten Mühe aufrecht erhalten kann.“ Thomas antwortete unter schwerem Aechzen: „Alle Heiligen habe ich angerufen, aber sie wollen mir nicht helfen und wundern sich vielleicht, daß ich den eigentlichen Schutzpatron, unter welchem das Meer steht, nicht um Beistand bitte. Wüßte ich doch nur seinen Namen! Kennt Ihr ihn nicht, gnädiger Herr?“ „Da bin ich gerade so unwissend, wie Du,“ versetzte der Graf. „Es muß doch einen geben,“ sagte Thomas mit winselnder Klagestimme. „Man hat einen für Zahnweh,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt von Wikisource.

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/151
Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/151>, abgerufen am 23.11.2024.