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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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Name, doch bin ich nicht Derjenige, den dieses arme Fräulein mit soviel Herzensangst sucht!"

Der Graf, der den Fremdling neugierig von oben bis unten gemustert hatte, fragte: "Seid Ihr nicht hier auf Rhodus mit einem griechischen Maler zusammengetroffen?"

"Allerdings," lautete die Antwort, "mit dem Meister Demetrios, - es ist schon längere Zeit her. Wir haben uns in einer Trinkstube unten im Hafen getroffen, und er hat dort ein Bild von mir gemacht. Es war nur wenige Augenblicke vor seiner Einschiffung nach Portugal."

"Seht," sprach der Graf, "dieses Bild hat uns getäuscht und die Verwechselung herbeigeführt. Es muß unleugbar eine Aehnlichkeit zwischen Euch und jenem Arbogast, den wir wiederzufinden hofften, bestehen. Wie lange seid Ihr in der Gefangenschaft der Heiden gewesen, und wo?"

"Ich war fünf Jahre in Algier," erwiderte der Sohn des Mainzer Waffenschmiedes.

"Das ist eine lange, lange Zeit," sprach der Graf. "Sind dort unter den Gefangenen auch Deutsche?"

Name, doch bin ich nicht Derjenige, den dieses arme Fräulein mit soviel Herzensangst sucht!“

Der Graf, der den Fremdling neugierig von oben bis unten gemustert hatte, fragte: „Seid Ihr nicht hier auf Rhodus mit einem griechischen Maler zusammengetroffen?“

„Allerdings,“ lautete die Antwort, „mit dem Meister Demetrios, – es ist schon längere Zeit her. Wir haben uns in einer Trinkstube unten im Hafen getroffen, und er hat dort ein Bild von mir gemacht. Es war nur wenige Augenblicke vor seiner Einschiffung nach Portugal.“

„Seht,“ sprach der Graf, „dieses Bild hat uns getäuscht und die Verwechselung herbeigeführt. Es muß unleugbar eine Aehnlichkeit zwischen Euch und jenem Arbogast, den wir wiederzufinden hofften, bestehen. Wie lange seid Ihr in der Gefangenschaft der Heiden gewesen, und wo?“

„Ich war fünf Jahre in Algier,“ erwiderte der Sohn des Mainzer Waffenschmiedes.

„Das ist eine lange, lange Zeit,“ sprach der Graf. „Sind dort unter den Gefangenen auch Deutsche?“

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[118/0126] Name, doch bin ich nicht Derjenige, den dieses arme Fräulein mit soviel Herzensangst sucht!“ Der Graf, der den Fremdling neugierig von oben bis unten gemustert hatte, fragte: „Seid Ihr nicht hier auf Rhodus mit einem griechischen Maler zusammengetroffen?“ „Allerdings,“ lautete die Antwort, „mit dem Meister Demetrios, – es ist schon längere Zeit her. Wir haben uns in einer Trinkstube unten im Hafen getroffen, und er hat dort ein Bild von mir gemacht. Es war nur wenige Augenblicke vor seiner Einschiffung nach Portugal.“ „Seht,“ sprach der Graf, „dieses Bild hat uns getäuscht und die Verwechselung herbeigeführt. Es muß unleugbar eine Aehnlichkeit zwischen Euch und jenem Arbogast, den wir wiederzufinden hofften, bestehen. Wie lange seid Ihr in der Gefangenschaft der Heiden gewesen, und wo?“ „Ich war fünf Jahre in Algier,“ erwiderte der Sohn des Mainzer Waffenschmiedes. „Das ist eine lange, lange Zeit,“ sprach der Graf. „Sind dort unter den Gefangenen auch Deutsche?“

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/126>, abgerufen am 23.11.2024.